Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Nicht zu empfehlen“Senftöpfchen hat keine Klimaanlage – Theaterchefin klagt über Stadt

4 min
28.08.2020  Köln. Alexandra Franziska Kassen Theaterleitung des Senftöpfchen-Theaters Foto: Max Grönert

Alexandra Franziska Kassen leitet das Senftöpfchen-Theater.

An heißen Tagen gerät man im Saal schnell ins Schwitzen. Warum es in der Sache seit Jahren nicht vorangeht.

Man muss die Beschwerden der Gäste im Internet nicht lange suchen. Das Programm sei „toll“ gewesen, doch: „Der Saal ist bei sommerlichen Temperaturen nicht zu empfehlen. Nicht nur, dass es keine Klimaanlage gibt, es gibt auch keine frische Luft im Raum“, moniert die Nutzerin Birgit S. in einem kürzlich verfassten Kommentar. Gemeint ist das Senftöpfchen-Theater, das seit 1986 an der Großen Neugasse 2 in der Altstadt beheimatet ist.

Die privatwirtschaftlich betriebene Bühne für Kabarett und Comedy ist eines der wenigen Häuser, das den Sommer über geöffnet bleibt und Programm anbietet. Im Ehrenfelder Urania-Theater, das ebenfalls im August an mehreren Terminen öffnet, wird auf der Webseite offensiv mit dem Banner „Voll klimatisiert“ geworben. Und das aus gutem Grund: Denn das Problem einer fehlenden Klimaanlage wiege mit jedem Jahr und mit der steigenden Anzahl an Hitzetagen in Köln immer schwerer, klagt Leiterin Alexandra Kassen.

Blick in den Saal. Im Senftöpfchen-Theater sind die Decken auf jeder Etage niedrig.

Blick in den Saal: Im Senftöpfchen-Theater sind die Decken auf jeder Etage niedrig.

Senftöpfchen: Fächer sollen für Abhilfe schaffen

Die Saalbedingungen mit den niedrigen Decken begünstigten eine stickige Luft. „Wir wollen seit 2010 eine Klimaanlage einbauen lassen“, so Kassen, deren Vater das Senftöpfchen-Theater 1959 gründete, damals in der Pipinstraße. Doch eigenmächtig aufwendige Umbauten durchführen darf sie nicht, da die 450 Quadratmeter großen Räume der Stadt Köln gehören. Man sei mit dem städtischen Gebäudemanagement regelmäßig in Kontakt, so Kassen. In den vergangenen Jahren habe es aber wegen mehrerer Personalwechsel auch immer neue zuständige Personen gegeben, die Sache musste also immer wieder von Neuem angegangen werden.

„Die Stadt sagt uns, dass man Durchbrüche in den Innenhof, die es möglicherweise für den Einbau bräuchte, nur mit der Zustimmung der Eigentümergemeinschaft machen kann. Die sagt aber, dass es eines umfassenden Konzepts bedarf, das die architektonischen Gegebenheiten nicht beeinträchtigt“, so Kassen. Im Gebäude befinden sich noch andere Eigentümer. Mittlerweile weiß sich Kassen nicht anders zu helfen und lässt Fächer produzieren, die die Gäste dann „zum Selbstkostenpreis“, wie sie sagt, vor einer Vorstellung erwerben können.

Fächer mit Senftöpfchen-Logo

Der Fächer soll bei Hitze für etwas Erleichterung während einer Show sorgen.

Wegen der fehlenden Kühlung habe sie schon Einbußen hinnehmen müssen. Bis 2019 holte sie sich elf Jahre lang jeden Sommer das Varieté-Programm des Kölner Artisten Stephan Masur ins Theater. „Er sagte mir dann irgendwann, dass er ohne Kühlung nicht mehr spielen könne. Die Gäste beschwerten sich einfach zu sehr.“ Dass sich die Beschwerden mit der Zeit gehäuft hätten, hat in Kassens Augen mehrere Gründe. „Einerseits werden die Sommer tatsächlich heißer, andererseits sind auch die Ansprüche der Theatergäste gestiegen.“ Sie erinnert sich noch an Zeiten, als man nicht nur eng zusammen saß, sondern auch dabei rauchte. „Als mein Vater das Theater gründete, ist gequarzt worden, das glaubt man gar nicht. Auch 1986 noch. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass auch Passivrauchen schädlich ist.“

Senftöpfchen: Keine Kühlung, das sagt die Stadt Köln

In der Pipinstraße seien die Stoffdecken von Rauch und Schweiß so durchzogen gewesen, dass der Stoff von der Decke gebröselt sei: Deswegen habe man umziehen müssen. „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass wir in dieses wunderschöne Theater im Brügelmann-Haus umziehen durften.“ Als zweitältestes privates Theater – das älteste ist das Theater am Dom – müsse die Stadt ein Interesse daran haben, die Bühne zu erhalten. Doch brechen die Gäste im Sommer weg, ließe sich das Haus nicht wirtschaftlich führen.

„Es ist der erste Sommer nach Corona, der besser läuft – trotz des warmen Wetters –, auch wenn wir nach wie vor einzelne Gastspiele absagen müssen.“ Doch die Klimaanlage könnte zusätzlich Gäste ins Theater locken. Fragt man die Stadt nach dem Einbau einer Klimaanlage und welche konkreten baulichen Herausforderungen das Gebäude stellt, gibt es nur eine allgemeine Antwort: „Es ist bekannt, dass die Lüftungsanlage im Theater in Teilen, baulich bedingt, nicht den gewünschten Erfolg liefert. Die Stadt Köln steht daher mit der Betreiberin des Theaters im Austausch und prüft derzeit unter anderem den Einbau einer Klimaanlage. Vor dem Hintergrund der baulichen und räumlichen Gegebenheiten müssen eventuelle Lösungen gegebenenfalls auch mit der Eigentümergemeinschaft erarbeitet werden“, teilt die Sprecherin auf Anfrage mit.