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Verbraucherberatung in KölnDrohende Pfändungen und Stromsperren wegen Corona

Lesezeit 3 Minuten
Chorweiler

In strukturschwachen Vierteln wie in Chorweiler (Bild) sind viele Menschen von den Auswirkungen der Corona-Lockdowns wirtschaftlich schwer getroffen.

Köln – Die Verbraucherberatung ist in der Corona-Zeit gerade für Kölner, die in benachteiligten Vierteln leben, eine wichtige Anlaufstelle gewesen und wurde sehr stark nachgefragt. Das Fazit der Kölner Verbraucherzentrale: Die Pandemie hat die Probleme vieler Bewohner gerade in diesen benachteiligten Quartieren entweder verschärft oder erst hervorgerufen. Viele seien im Verbraucheralltag stärker überfordert als vor der Krise. So seien viele Bewohner etwa durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit in existenzielle Problem-Situationen gerutscht, weil sie weniger Geld zur Verfügung hatten, die Tafeln im Lockdown geschlossen waren und parallel die Mietnebenkosten für Energie deutlich anstiegen, weil zu Hause mehr Wasser und Strom verbraucht wurde. Vielen drohe nun, dass aus Zahlungsproblemen Überschuldung werde.

Hinzu sei die Problematik gekommen, dass viele Verbraucher in ihrem Alltag stärker überfordert seien als vor der Krise und sehr viele Fehlinformationen im Umlauf seien. Die Krisenkommunikation von Regierung und Behörden sei von vielen sprachlich nicht verstanden worden. Stattdessen haben sich laut Verbraucherzentrale viele Menschen gerade in den benachteiligten Stadtteilen vornehmlich über die sozialen Netzwerke informiert und seien zahlreichen Fake News aufgesessen.

Drohende Kontopfändungen

Die Verbraucherberatung unterhält Quartierbüros in strukturschwachen Stadtteilen wie Chorweiler, Blumenberg, Kalk oder Vingst, um in wöchentlichen Sprechstunden niedrigschwellige rechtliche Beratung für die unterschiedlichen Problemlagen anzubieten. Obwohl die Büros durch zwei Lockdowns über sehr viele Wochen nicht in Präsenz besetzt werden konnten, wandten sich im Jahr 2020 allein 1235 Kölner an die Verbraucherschützer in den Quartierbüros. Diese führten allein 389 Rechtsberatungen und 278 Rechtsvertretungen durch. Darunter seien eine hohe Anzahl komplexer Rechtsvertretungen wegen Stromsperren oder Kontopfändungen.

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Bei rund 40 Prozent der Rechtsvertretungsfälle musste der Honoraranwalt in die Falllösung mit einbezogen werden. In 90 Prozent der Fälle konnten mit Hilfe der Beratung die Ansprüche der Verbraucher erfolgreich durchgesetzt und Pfändungen oder Vollstreckungen verhindert werden. Aber auch in den Fällen, wo das nicht gelang, profitierten die Ratsuchenden, etwa dadurch, dass sie zu ihrer wirtschaftlichen Situation etwa zu Mietrückständen oder drohender Arbeitslosigkeit beraten wurden und Schuldenfallen abgewendet wurden.

Netzwerk mit anderen Kooperationspartnern

Besonders häufig wandten sich Kölnerinnen und Kölner mit Fragen zu Telekommunikationsverträgen an die Verbraucherzentrale. Andere Probleme waren etwa vorschnelle Kündigungen von notwendigen Versicherungen oder voreilig abgeschlossene Kaufverträge. Die Verbraucherberatung im Quartier reagierte darauf, indem sie im Lockdown Flyer auflegte etwa zu dem Thema „Probleme mit Verträgen wegen Corona“ oder Flyer mit Warnhinweisen wie „Stoppen Sie nicht einfach Ihre Zahlungen“ und machte auf ihr durchgängiges Beratungsangebot aufmerksam.

Außerdem arbeitet die Verbraucherberatung im Quartier eng mit 50 anderen Organisationen, Institutionen oder Akteuren vor Ort zusammen. So konnte sie auch Menschen mit anderen sozialen oder psychischen Problemen in einer Art Lotsenfunktionen an die geeigneten Hilfsangebote und Ansprechpartner weiterleiten.