„Wir sind nicht glücklich“Verkehrsdezernent unzufrieden mit KVB-Zustand – auch Stadt Köln in der Kritik

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Ascan Egerer gestikuliert im Interview mit seinen Händen

Ascan Egerer, Verkehrsdezernent von Köln.

Auch die Kölner Stadtspitze, der Egerer angehört, rückt inzwischen in den Fokus der Kritik.

Die Kritik an den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) reißt nicht ab. Nachdem sich verschiedene Mitglieder des Aufsichtsrates in den vergangenen Wochen kritisch zum Zustand des städtischen Verkehrsunternehmens, das ab März den Fahrplan ausdünnt, äußerten und teils persönliche Konsequenzen für Vorstandsmitglieder forderten, kommentierte nun auch Verkehrsdezernent Ascan Egerer die Lage im Kölner Nahverkehr.

Kölner Verkehrsdezernent: „Die KVB hat uns Maßnahmen vorgestellt“

„Wir sind, genau wie die KVB selbst und ihre Kundinnen und Kunden, nicht glücklich mit der Betriebsqualität der letzten Wochen und Monate“, sagte Egerer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Als Hauptgrund für die Vielzahl der Fahrtausfälle nennt auch er eine andauernd hohe Krankenquote, „von der nicht nur die KVB, sondern zahlreiche Unternehmen der Branche betroffen sind“, wie Egerer betont. Er selbst hat vor seinem Amtsantritt in Köln jahrelang den Ausbau des Nahverkehrs in Karlsruhe begleitet und weiß um die Schwierigkeiten, geeignetes Personal für Bus und Bahn zu bekommen und zu halten.

Den eingeschlagenen Weg zur Überwindung der aktuellen Krise begrüßt Egerer, der selbst im Aufsichtsrat sitzt, explizit. „Die KVB hat uns die Maßnahmen vorgestellt und mit uns abgestimmt, mit denen sie in dieser Situation gegensteuern will – also etwa die stufenweise Anpassung des Fahrplans und intensivere Recruiting-Maßnahmen“, so Egerer weiter. „Wir unterstützen die KVB auf diesem Weg und sind darüber im engen Austausch.“

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Kritik auch an der Stadt: Zu wenig Geld für Nahverkehr im Haushalt?

Doch auch die Stadtspitze, der Egerer angehört, rückt inzwischen in den Fokus der Kritik. So betont Frank Munkler, Gewerkschaftsssekretär für den Nahverkehr, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber, der Vorstand könne „auch nur in einem bestimmten Rahmen agieren“ – und dieser sei von Stadt und Politik festgelegt. Die Mittel im städtischen Haushalt seien zu knapp bemessen, wenn das Ziel sei, die KVB zukunftsfähig aufzustellen und qualifiziertes Personal langfristig zu halten oder gar zu gewinnen.

„Die Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden“, sagte Munkler. „Wir müssen mehr Geld investieren, um die Verkehrswende nicht nur ökologisch, sondern auch sozial zu gestalten. Die neueste Technik bringt nichts, wenn wir zu wenig Leute haben, die unsere Bahnen fahren und reparieren.“

Sollten sich Munkler, der auch im KVB-Aufsichtsrat sitzt, und andere Verdi-Mitglieder in den Tarifverhandlungen gegen den kommunalen Arbeitgeberverband durchsetzen, brauche es einen zusätzlichen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr, um die angepassten Gehälter zu zahlen. „Die Stadt muss das Geld in die Hand nehmen, das es für bessere Arbeitsbedingungen braucht“, fordert Munkler.

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