Kommentar zum Kölner GereonshofEine schwer erträgliche Situation, die Fragen aufwirft

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Eine Mitarbeiterin und ein Wachmann weisen Passanten an, den Platz zu verlassen.

  • Das Kölner Gerling-Quartier sollte durch seinen Umbau zum Luxusviertel zu einem Anziehungspunkt für alle Bürger werden.
  • Dieser Plan ist nun vollkommen gescheitert: Auf dem Platz darf sich nur eine geschlossene Gesellschaft aufhalten.
  • Die Situation wirft Fragen auf, die nun dringend geklärt werden müssen, meint Christian Hümmeler.

Köln – Eine Stadt, in der bestimmte Gebiete für ihre Bewohner nicht mehr zugänglich sind, ist in Europa bislang kaum vorstellbar. Spezielle Zonen nur für bestimmte Gruppen – das ist das genaue Gegenteil der offenen, freien Stadt, wie sie sich über Jahrhunderte entwickelt hat.

Dass nun mitten im Herzen eines Traditionsviertels in der Innenstadt eine solche Entwicklung droht, ist nur schwer erträglich – vor allem, wenn man sich an die Aussagen der damals Verantwortlichen erinnert, in denen von „Flanieren und Verweilen“ auf dem Gereonshof die Rede war, von einem „öffentlichen Raum, der zu jeder Zeit zugänglich ist“ und von einem „lebendigen Stadtviertel“.

War der Verzicht ein bewusster Prozess?

Nun werden Passanten genau hier von privaten Wachmännern vertrieben, sogar ein Zaun rund um den Gereonshof stand auf der Wunschliste der Eigentümer. Das genaue Gegenteil also von Offenheit und Durchlässigkeit. Es gibt gute Gründe dafür, dass der öffentliche Raum auch in öffentlicher Hand ist – zumindest die Straßen der Stadt sollten all ihren Bürgern gehören und nicht einer exklusiven Minderheit.

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Diese Entscheidung ist im Gerling-Quartier längst gelaufen, doch die Umstände der Abwicklung verdienen eine erneute Überprüfung: Hat sich die Stadt übers Ohr hauen lassen, hat ein Sacharbeiter schlicht gepennt? Oder war der Verzicht auf ein weitergehendes Wegerecht ein bewusster Prozess zwischen den Beteiligten? Fragen, die dringend geklärt werden müssen.

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