Kommentar zur digitalen Bauakte in KölnKein Verständnis für epische Wartezeiten

Lesezeit 2 Minuten
5F9ED800098A037C

Die wachsende Stadt benötigt mehr Wohnungen. 

  • Ein Jahr braucht die Stadt Köln im Schnitt, um einen Bauantrag zu genehmigen.
  • Gleichzeitig entstehen nach wie vor viel zu wenige Wohnungen.
  • Die epischen Wartezeiten sind nicht mehr hinnehmbar, meint unser Autor Tim Attenberger.

Köln – Für frisch gebackene Bauherren, die sich vorher noch nie mit dem Thema auseinandersetzen mussten, dürfte es ein Schock sein, wenn der Architekt ihnen mitteilt, dass im Schnitt ein gesamtes Jahr vergeht, bis die Stadt Köln ihnen eine Baugenehmigung erteilt.

Und dabei geht es nicht etwa um komplizierte Projekte, bei denen zahllose offene Fragen zu klären sind. Selbst ein vergleichsweise einfacher Ausbau des Dachbodens oder ein kleiner Anbau an das bestehende Einfamilienhaus spielen sich in solchen Zeithorizonten ab.

Stadt Köln bearbeitet Bauanträge im Schneckentempo

Für diese langen Wartezeiten wird nun wirklich niemand Verständnis aufbringen — und das völlig zu recht. In einer Millionenstadt, in der es seit mehr als einem Jahrzehnt an bezahlbarem Wohnraum mangelt, ist es nicht akzeptabel, dass die Verwaltung ausgerechnet Bauanträge nur im Schneckentempo genehmigt.

Für die epischen Wartezeiten sind allerdings sicher nicht die einzelnen Sachbearbeiter verantwortlich. Die fehlende Geschwindigkeit ist ganz offensichtlich strukturell bedingt. Die nach wie vor offenen Stellen im Bauaufsichtsamt müssen dringend mit qualifiziertem Personal besetzt werden. Das kann nur gelingen, wenn sich die Stadtverwaltung als moderner und professioneller Arbeitgeber präsentiert, der Entwicklungschancen und eine kreative Atmosphäre bietet — das gilt nicht nur für das Bauaufsichtsamt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Jenseits davon muss die Stadtverwaltung auch technisch aufrüsten, um auf der Höhe der Zeit zu agieren. Der Grad an Digitalisierung innerhalb des Rathauses liegt weit hinter dem der übrigen Gesellschaft zurück. Baudezernent Markus Greitemann setzt daher zu Recht auf die digitale Bauakte, die von den Architekten bereits sehnlichst erwartet wird. Auch hier gilt es aber, ein deutlich höheres Tempo zu entwickeln. Greitemann, der explizit als Verwaltungsfachmann geholt wurde, muss nun schnell sichtbare Ergebnisse liefern. Der jetzige Zustand ist nicht länger hinzunehmen.

KStA abonnieren