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Leserbriefe Kitschburger StraßeTempo-30-Zone statt Sperrung

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Bislang teilen sich Autos, Radfahrer und Fußgänger die Kitschburger Straße, die den Stadtwald durchquert. 

Stadt will Kitsch­bur­ger Straße sper­ren – Ver­kehrs­aus­schuss soll Be­schluss fas­sen (16.8.)

Sperrung am Wochenende ausreichend

Ich befahre die Kitschburger Straße im Abschnitt zwischen Friedrich-Schmidt-Straße und Haydnstraße sehr häufig – zu 99 Prozent als Radfahrerin, oft bin ich dort auch zu Fuß unterwegs. Die Wege für Fußgänger und Radfahrer sind ausreichend sicher und breit genug. Die Sperrung am Wochenende zusammen mit dem Wochenmarkt empfinde ich als gelungene Maßnahme. Von Autofahrern fühle ich mich in keiner Weise gefährdet – an den vorhandenen Übergängen wird rücksichtsvoll gehalten, auch dann, wenn Radfahrer diese benutzen – und die Geschwindigkeit ist absolut angepasst.

Allerdings würde ich auch eine Tempo-30-Zone nicht ablehnen. Was den zu vermeidenden Verkehrslärm für die Anwohner in diesem Bereich betrifft: Dort gibt es keine Wohnhäuser! Eine Komplettsperrung in diesem Bereich an Werktagen bedeutet aber zwangsläufig zusätzlichen Verkehr sowie Lärm und Emissionen in den umliegenden Straßen: Friedrich- Schmidt-Straße, Dürener Straße, Gürtel, Militärring etc. Ich fühle mich mit meinen Argumenten gar nicht ernst genommen und die Maßnahme unverständlich; Verkehrsberuhigung ja, aber mit vernünftigen Argumenten. Gisela Dammler Köln

Entwicklung neuer Gewerbe- und Wohngebiete im Kölner Norden gefährdet

Bislang wurde die Frage nach einer Sperrung der Kitschburger Straße von der Kölner Stadtgesellschaft und der Lokalpolitik hauptsächlich im Stadtbezirk Lindenthal geführt. Als Kölner Ringstraße hat die Kitschburger Straße aber eine wichtige Bedeutung für die Gesamtstadt, insbesondere für die Erreichbarkeit und das Entwicklungspotenzial der Industrie-, Gewerbe- und Wohnstandorte nördlich der Aachener Straße mit dem Auto aus Richtung Süden. Die anstehende Beratung im Verkehrsausschuss erfolgt dabei ohne eine erneute Beteiligung der Öffentlichkeit, etwa für Bürgergruppen aus dem Stadtbezirk Ehrenfeld.

Die Auswirkungen einer solchen Sperrung auf das sich derzeitig rasant entwickelnde Arbeitsstättengebiet Braunsfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld dürften immens sein – sind doch die Standorte zwischen Maarweg und Oskar-Jäger-Straße aus Süden für Autofahrende in erster Linie über Kitschburger Straße, Maarweg und Gürtel erreichbar. Die Linksabbieger und Wendefahrten entlang des Gürtels sind nur wenig leistungsfähig; man kann von dort aus kaum mit dem Pkw nach Westen abbiegen.

Dieser Aspekt wurde bisher nicht diskutiert und wird daher auch bei der vorgesehenen Neuaufteilung des Straßenraums des Melatengürtels zu beachten sein. Dieser soll laut städtischer Beschlussvorlage 0150/2021 im Zuge des Umbaus der Stadtbahnhaltestellen der Linie 13 vorgenommen werden. Betroffen sind bedeutende Projektentwicklungen wie das Max-Becker-Areal, große Büroprojekte im Bereich der Oskar-Jäger-Straße wie der „Campus M“ oder „The Wid“ und „The Two“ von Alfons & Alfreda, die Soravia-Projekte auf dem ThyssenKrupp-Schulte-Gelände, Projekte der ArtInvest/Zech-Gruppe und ABG Real Estate-Projekte an der Widdersdorfer Straße.

Hier sind mehrere zehntausend Büroarbeitsplätze und mindestens 1700 Wohnungen projektiert. Und auch die DKV-Mitarbeitenden in den Hochhäusern an der Aachener Straße/Gürtel werden massiv betroffen sein, denn die Verkehrssimulation der Stadtverwaltung zeigt, wie sich die Verkehrsströme dort umdrehen. Nicht zuletzt bedeutete eine Sperrung im Stadtwald für die Bürgerinnen und Bürger in Müngersdorf und Braunsfeld einiges an zusätzlichen Pkw-Fahrten durch die Wohngebiete. Denn leider ist das Gewerbegebiet aus Süden und Westen nur nach Durchquerung von Wohnquartieren erreichbar.

Bei allem Verständnis für die Erholungswünsche der Kölner Bevölkerung und die Verkehrssicherheit der Radfahrenden im Stadtwald darf die Infrastruktur des ehemaligen Industrie-/Gewerbegebietes Braunsfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld nicht weiter beschnitten werden. Dort findet eine extrem dynamische Entwicklung statt, die die Leistungsfähigkeit des Verkehrsnetzes in Teilen bereits an seine Grenzen geführt hat. Harald Schaefer Köln

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Welche Anwohner der Kitschburger Straße sollen geschützt werden?

Ich bin eine Freundin der Verkehrswende, aber sie sollte mit Verstand umgesetzt werden. Ich wüsste gern, wer die Anwohner des ein bis zwei Kilometer langen Grünstreifens rechts und links der Kitschburger Straße sind? Ich fühle mich als Bürgerin nicht ernstgenommen, wenn Anliegerschutz als Begründung für die Sperrung der Kitschburger Straße auch außerhalb des Wochenendes herangezogen wird – obwohl es keine Anwohner gibt. Als Fahrrad- und sporadische Autofahrerin hielte ich die Einführung von Tempo 30 oder die Umwandlung in eine Fahrradstraße für völlig ausreichend, um die Aufenthaltsqualität für alle zu verbessern.

Ich ahne aber, für wen sich die Aufenthaltsqualität bei einer Umwandlung der Straße in ein großes Freizeitareal erhöhen wird: Für das Partyvolk, das mit lauter Musik und Bierflaschen die Straße erobern wird. So geschehen während des Lockdowns. Dann wird die Straße weder für Fahrradfahrer, die abends die Scherben nicht sehen, noch für Flanierende mit Kindern reizvoll sein. Die Anwohner der entfernteren Straßen dürften auch nicht erfreut sein, und das Ordnungsamt kann schon mal Einsatzkräfte bereitstellen.  Gerti Wüst Köln

Tempo 30 statt Sperrung

Die grüne Klientelpolitik zur Verkehrsinfrastruktur in Lindenthal und Braunsfeld kennt keine Gnade. Als fast täglicher Nutzer dieser Verbindung kann ich sagen, dass die beschrieben Probleme tatsächlich nicht vorhanden sind; im Gegenteil, gerade hier wird mit viel gegenseitiger Rücksicht am Verkehr teilgenommen. Ebenfalls könnte man, vor einer endgültigen Sperrung, auch über die Einführung von Tempo 30 nachdenken.

Aber grüne Verkehrspolitik bedeutet immer einseitige Bevorzugung von Radverkehr, egal welche Auswirkungen solche Entscheidungen für die gesamte Verkehrsinfrastruktur haben. Denn dass durch die Trennung eine wichtige Verkehrsachse wegfällt, die auch Stadtteile verbindet, wird völlig ignoriert. Grüne Politik fühlt sich eben nicht dem Ausgleich aller Interessen verpflichtet, sondern nur ihrer Wählerschaft. Die CDU ist da nur noch Erfüllungsgehilfe. Alexander Tritschkow Köln 

Kitschburger Straße schon jetzt für alle Verkehrsteilnehmer sicher

Ich fühle mich sowohl als Radfahrerin als auch als Fußgängerin auf den breiten Wegen der Kitschburger Straße mehr als sicher. Warum die Kitschburger Straße geschlossen werden soll, erschließt sich mir daher nicht. Die beiden Ausweichstraßen, Gürtel und Militärring, stoßen schon jetzt an ihre Grenzen. Pendler, Pflegedienste, Krankenhausbesucher, Lieferdienste und viele andere müssten, sollte es zu einer Schließung kommen, einen Umweg in Kauf nehmen, der zudem zu unnötigen Staus führt!

Ich befahre als Radfahrerin häufig die Kitschburger Straße und kann immer wieder feststellen, dass die Autofahrer dort sehr rücksichtsvoll und langsam fahren. An normalen Werktagen kommt es eher zu einer geringen Nutzung von Freizeit suchenden Personen. Wie wäre es generell mit einer Tempo-30-Zone? Ich hoffe, dass der Verkehrsausschuss so entscheidet, dass die Straße für alle Verkehrsteilnehmer an den Werktagen offen bleibt. Christine Kramer Köln

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