Die Geschichte des Unternehmens begann bereits 1725. Am Dienstag wurde die beiden Geschäftsführer von OB Reker geehrt.
Sitz in BraunsfeldWie ein Kölner Walzenhersteller zum Weltmarktführer aufstieg

Max (sitzend) und Franz-Georg Heggemann tragen sich in das Gästebuch der Stadt Köln ein.
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Als Hidden Champions werden Weltmarktführer bezeichnet, die hoch spezialisiert, innovativ und international aufgestellt, aber in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt sind. Ein solcher Champion ist zweifellos die Felix Böttcher GmbH & Co. KG, die als eines der 30 ältesten Familienunternehmen in Deutschland gilt. Ihren Hauptsitz hat sie in Köln-Braunsfeld.
Anlässlich des 300-jährigen Firmenjubiläums hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Dienstag die beiden Geschäftsführer, Franz-Georg Heggemann und seinen Sohn Max, im Historischen Rathaus empfangen – in Anerkennung des Erfolgs und der Verdienste des in achter und neunter Generation geführten Unternehmens um den Wirtschaftsstandort Köln. Die Geschäftsführer trugen sich ins Gästebuch der Stadt ein.
Nutzen für die ganze Welt
Hauptgeschäft der Böttcher-Gruppe ist die Herstellung von Walzen, die mit Elastomeren beschichtet sind, also elastischen Kunststoffen, die nach einer Deformation wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Nach Angaben des Unternehmens liefert es 70 Prozent der Walzen für die Erstausrüstung der Druckmaschinen in der ganzen Welt.
Aber auch in anderen Industriezweigen werden die von Böttcher produzierten Walzen eingesetzt, etwa in der Kunststoff-, Papier-, Metall- und Holzverarbeitung. Hinzu kommen weitere Produkte wie zum Beispiel Handläufe für Rolltreppen, Druckchemikalien sowie Gummimischungen, die unter anderem in Pharmazie, Medizin und Sport Anwendung finden.
OB Reker findet lobende Worte
Die Firma, die rund 2000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in 38 Ländern beschäftigt und 27 Produktionsstätten unterhält, zähle zu den „Aushängeschildern des Industriestandorts Köln“, sagte Reker. Die Stadt brauche solche Unternehmen wegen deren Fähigkeit zur „permanenten Innovation“, ihres Mutes, ihrer Widerstandskraft und ihres Anpassungsvermögens.
Franz-Georg Heggemann, der seine Frau Bärbel mitgebracht hatte, dankte die Oberbürgermeissterin für sein Engagement für die Kölner Grün-Stiftung und im Senat der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft. Und Max Heggemann dafür, dass er sich in der Vollversammlung der IHK für die Kölner Wirtschaft starkgemacht habe. Zudem habe die Geschäftsführung an der Entwicklungsplanung der Kölner Weststadt mitgewirkt, die Teile von Braunsfeld, Ehrenfeld und Müngersdorf umfasst.
Max Heggemann, den seine Frau Laura mit dem fünf Wochen alten Sohn Anton begleitete, ließ kurz die Geschichte des Unternehmens Revue passieren. Sie begann damit, dass 1725 der Gerber Johannes Jacobus Lohsen in Köln einen eigenen Betrieb gründete. Ein Jahrhundert später stellte der Betrieb auf Leimsiederei um. In den 1890er Jahren begann die Produktion von Gelatine für Druckwalzen.
Bomben zerstörten die Produktionsstätte
1910 schloss sich die Kölner Firma mit dem von Felix Böttcher in Leipzig gegründeten Werk, das bereits fertige Walzen herstellte, zu einer GmbH zusammen. Deren Erfolg wurde vom Krieg gestoppt; 1944 wurde die Produktionsstätte in Köln durch Bombenangriffe zerstört. Nach dem Krieg begann der unaufhaltsame Wiederaufstieg.
Max Heggemann, der in Kürze alleiniger Geschäftsführer wird, hob Vorteile des hiesigen Sandorts hervor, etwa die in der Region geballte Chemieindustrie, dank der Fachkräfte mit hoher Qualifikation zur Verfügung stünden, und die „weltoffene, tolerante und internationale Haltung“ Kölns.
Als „gravierende Herausforderungen“ nannte der die gestiegenen Energiepreise, die „spürbar“ gewachsene Bürokratie und das Problem, dass Wohnbebauung in der Nähe von Gewerbeflächen zu Konflikten führe.