Historische BahnverbindungMit der schwarzen Bahn durch Sülz

Eines der letzten Bilder des 1974 stillgelegten Güterbahnhof Sülz. Im Hintergrund steht das 1973 fertiggestellte Uni-Center.
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Sülz/Klettenberg – Entlang der Rhöndorfer Straße zwischen Drachenfelsstraße und Klettenberggürtel gibt es ein Geländer. Ohne jeden Zweck, wie es scheint. Der Fuß- und Radweg ist breit und durch einen Rasenstreifen von der Fahrbahn getrennt. Ein Drängelgitter ist an dieser Stelle also überflüssig. Es ist ein Relikt vergangener Zeit, als noch die „Schwarze Bahn“ durch Sülz fuhr. Hinter dem etwas obskur klingenden Namen verbirgt sich eine Zugverbindung der Köln-Bonner-Eisenbahn, die von Hürth-Berrenrath nach Sülz führte. Mehr als 50 Jahre lang prägte sie mit ihren langen Güterzügen bestehend aus Waggons voller Briketts und den Personenzügen das Straßenbild dort.
Spuren sind verwischt
Die Bezirksvertretung Lindenthal will die Erinnerung an diesen Zug wach halten. „Ein Großteil der Spuren ist bereits durch nachfolgende Bebauung verwischt. Die verbliebenen Zeugnisse wie das Geländer wollen wir erhalten und mit Hinweisschildern entlang der Strecke an die Geschichte der Bahn erinnern“, begründete Roland Schüler den Grünen-Antrag.
Von 1920 an war die gut zwölf Kilometer lange Strecke in Betrieb. Sie verlief vom Bahnhof Sülz an der Luxemburger Straße entlang über die Bahnhöfe Efferen und Hermülheim bis nach Berrenrath, führte also auf Stadtgebiet auch durch bewohnte Straßen. 1925 wird der Personenzugverkehr von Sülz nach Berrenrath auf der Strecke aufgenommen und damit der Haltepunkt Rhöndorfer Straße/Ecke Gottesweg eröffnet. Vermutlich um die Streckenanlieger zu beruhigen, ließ die Direktion der Köln-Bonner-Eisenbahn bereits zur Eröffnung in einer Mitteilung verlauten: „Die Beförderung von Sprengstoffen und lebenden Tieren ist ausgeschlossen.“
Die „Schwarze Bahn“
Den Namen „Schwarze Bahn“ leitet man auf verschiedene Weise her. Zum einen brachte sie Kohle und Briketts – im Volksmund „Klütten“ genannt – aus dem Braunkohletagebau Berrenrath in die Stadt. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Name sich von den zunächst mit Kohle, später mit Diesel betriebenen Lokomotiven herleitet, die mit erheblicher Rußentwicklung fuhren. Im Gegensatz dazu hatte die mit elektrischen Triebwagen ausgestattete Vorgebirgsbahn nämlich die Bezeichnung „Weiße Bahn“.
Bei den schweren Fliegerbombardements zwischen 1942 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Bahnhof Sülz oft Ziel der Angriffe. Der Betrieb musste mehrfach eingestellt werden. Erst von Oktober 1945 an konnte der Zugverkehr in vollen Umfang aufgenommen werden.
Letzer Güterzug fuhr 1974
In den 1960er Jahren begann der Niedergang der „Schwarzen Bahn“. Im damaligen „Wirtschaftswunder“ leisteten sich immer mehr Menschen ein eigenes Auto. Der Personenverkehr fuhr Verluste ein, die ab 1965 nicht mehr aufgefangen werden konnten durch die Gewinne des Frachtverkehrs. Zunächst wurde der Personenverkehr eingestellt, wenig später folgte auch die Einstellung des Frachtverkehrs auf dieser Strecke. Der letzte Güterzug rollte am 18. Juni 1974.
In Sülz wurde ihm daher noch einmal ein „Großer Bahnhof“ bereitet. Der damalige Oberbürgermeister John van Nes Ziegler – zugleich auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Köln-Bonner-Eisenbahn – hielt die Abschiedsrede. Vermutlich nicht unbedingt schweren Herzens, denn immerhin war das 143 000 Quadratmeter große Bahnhofsgelände in der Zwischenzeit zum stolzen Preis von 21,6 Millionen Deutsche Mark an die „Moderne Stadt GmbH Köln“ verkauft worden.
All das sei Grund genug, um die Nachwelt an die „Schwarze Bahn“ zu erinnern. „Der Güterbahnhof Sülz war jahrzehntelang das prägende Element an der Luxemburger Straße zwischen Gabelsberger Straße und Weißhausstraße“, sagte der Fraktionsvorsitzende der SPD, Ulrich Naumann.