Nach zwei Jahren in KölnMutter und Tochter aus der Ukraine schreiben Kinderbuch

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Eine Frau, ein Mädchen und ein Mann sitzen gemeinsam an einem Tisch. Das Mädchen hat ein Buch in der Hand, ein Stapel Bücher und ein Stoffmurmeltier liegen auf dem Tisch.

Olesya Poleva und Kateryna Tereshchenko haben ein deutsch-ukrainisches Kinderbuch geschrieben. Im Buch 'Anton gräbt' ist die Hauptfigur ein Murmeltier. Die Idee dazu stammt von Pfarrer Wolfgang Fey.

Die neunjährige Kateryna, die vor zwei Jahren mit ihrer Mutter aus der Ukraine nach Köln kam, hat ein Kinderbuch geschrieben. 

Es ist ein Kinderbuch, das vom Mut erzählt, neu anzufangen und sich auch von Krieg, Flucht und Traurigkeit nicht brechen zu lassen: Der Lebensraum des Murmeltiers Anton ist durch Straßen und Touristen gefährdet. Die Tiere, die Anton fragt, was man tun könnte, haben mit sich selbst zu tun – also hilft sich Anton selbst und gräbt einen Tunnel unter der Straße her. Das ist die Geschichte, die die neunjährige Kateryna Tereshchenko, vor zwei Jahren mit ihrer Mutter vor dem russischen Angriffskrieg aus Kiew nach Köln geflohen, geschrieben hat. Die Künstlerin Oleysa Poleva, mit Tochter und Enkelin aus Saporischschja geflohen, hat die Bilder für das Buch „Anton gräbt“ gemalt.

Gemeinde St. Pankratius veranstaltet Aktion Murmeltier

Das kleine Buch ist auf Initiative von Pfarrer Wolfgang Fey und in Zusammenarbeit mit der Aktion Murmeltier der Gemeinde St. Pankratius entstanden. Die Resonanz sei riesig, sagt Fey. „Viele Kinder fragen uns, ob sie auch mit uns ein Buch machen dürfen. Wir überlegen jetzt, Kinder aus vielen Kulturen nach ihrem Lieblingsgericht zu fragen und daraus das nächste Buch zu machen.“ Etwas gemeinsam zu gestalten und Geschichten zu erzählen, sagt Pfarrer Fey, sei „die beste Möglichkeit, um sich von seinen Sorgen ein bisschen zu befreien und in der Fremde anzukommen“.

Bei Kateryna Tereshchenko und ihrer Mutter Svitlana ist das auch dank der Unterstützung der Gemeinde St. Pankratius in außergewöhnlicher Weise gelungen: Schon im vergangenen Jahr hatte Svitlana Tereshchenko in der Wolkenburg eine deutsch-ukrainische Prunksitzung moderiert, zu der 100 Frauen aus der Ukraine eingeladen waren, die vor dem Krieg geflüchtet waren. Die neunjährige Kateryna tanzt in der Großen Junkersdorfer Karnevalsgesellschaft und durfte vor wenigen Tagen auf dem Kölner Rosenmontagszug mitfahren. Nach zwei Jahren in Köln spricht sie perfekt Deutsch, hat viele Freundinnen in der Grundschule, spielt Klavier, Tennis und schauspielert. „Kateryna ist ein Beispiel für den großen Mut, den viele Kinder haben, die alles zurücklassen mussten.“

Kateryna zuckt lächelnd mit den Schultern. „Ich schreibe einfach gern Geschichten. Und ich mag Karneval“, sagt sie. Oleysa Poleva spricht zwar noch nicht so gut Deutsch wie Kateryna, die das Gespräch mit ihr übersetzt, gleichwohl ist sie auch voll ins Gemeindeleben eingebunden: Mit Kommunionskindern hat Poleva ein sieben Meter großes Christusbild für die Kirche gemalt, die nächsten Malprojekte sind schon angelaufen. „Warum unser Buch auf Ukrainisch und Deutsch geschrieben ist, hat niemand gefragt – es ist einfach so“, sagt Fey. So wie die düstere Realität des fortwährenden Kriegs das Leben in der Ukraine bestimmt, so gehen die Geflüchteten in Junkersdorf mit Mut und Kreativität gegen Einsamkeit und Entwurzelung an.


Das Buch „Anton gräbt“ ist gegen eine Spende im Pfarrbüro St. Pankratius in Junkersdorf, Am Weidenpesch 23, bei Blumen Stil am Kirchweg 131 und im Restaurant Cilentano, Eupener Straße 55f, erhältlich.

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