WechselWeinhandel Steinmetz in Klettenberg geschlossen – Ex-Betreiber zieht bittere Bilanz

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Ein älterer Mann steht in einem Weinladen, neben ihm sind Regale mit Weinflaschen zu sehen.

Burghard Jung in seinem Weingeschäft Zwölfgrad in der Südstadt.

Den Weinhandel Steinmetz gibt es nicht mehr. Ein neuer Mieter für das Ladenlokal am Gottesweg ist aber schon in Sicht. 

Der Laden ist dunkel, die Regale sind leer. Der Weinhandel Steinmetz am Gottesweg ist seit Ende Juli geschlossen. Noch steht manchmal ein enttäuschter Kunde vor der verschlossenen Ladentür. Jahrzehntelang befand sich an der Hausnummer 177 eine Anlaufstelle für Liebhaber von edlen Tropfen. Früher verkaufte der Namensgeber, ein gewisser Herr Steinmetz, hier selbst Spirituosen, später nahm er auch Weine ins Sortiment auf.

Dann wechselte der Inhaber, der Name blieb. 1989 übernahm Burkard Jung den Weinhandel und eröffnete mit Partnern auch das Restaurant Steinmetz an der Hausnummer 165. Jung betrieb damals schon das Weingeschäft Zwölfgrad am Martin-Luther-Platz in der Südstadt. Bereits im Alter von 25 Jahren hatte der damalige Lehramtsstudent seine Leidenschaft für den Handel mit den gegorenen Rebensäften entdeckt und das nötige Wissen autodidaktisch erworben.

Ehemaliges Restaurant am Gottesweg gehörte früher zum Weinladen Steinmetz

Für den Handel hatte er ein einfaches Konzept entwickelt: „Wir haben aus allen wichtigen Anbaugebieten in Europa jeweils einen günstigen, aber natürlich guten Wein, einen im mittleren Preissegment und einen hochpreisigen im Angebot“, schildert Jung. Mit diesem Konzept verkaufte das Steinmetz-Team auch Weine am Gottesweg. Vor Jahren trennten sie sich. Eine ehemalige Partnerin übernahm das Restaurant Steinmetz, Jung den Weinladen. Das Restaurant gibt es nun bereits seit einigen Jahren nicht mehr. Mittlerweile ist in dem Lokal „Der vierte König“ zu Hause.

Aber auch das Ende des Weinhandels war abzusehen, wie Jung schildert: „Eigentlich hat er nie so richtig gut funktioniert“, sagt er. „Klettenberg ist eben nicht die Südstadt.“ Der Umsatz im Zwölfgrad sei immer schon drei Mal so hoch gewesen wie der im Steinmetz. Jung hatte trotzdem einen guten Grund, so lange in Klettenberg auszuharren: „Der Vermieter des Ladenlokals am Gottesweg ist unheimlich nett. Wir haben von Anfang an eine geringe Miete gezahlt, die über die Jahre gleichgeblieben ist. Er sagte, er selbst habe genug Einkommen und andere Menschen müssten ja auch leben.“

Gasthaus Scherz zieht in das Steinmetz-Ladenlokal

Doch in den letzten Jahren hätte sich die Lage dann noch verschlechtert. „Die Fahrradspur auf dem Gottesweg führt dazu, dass die Kunden sich nicht mehr trauen, mit dem Auto eben anzuhalten und eine Kiste Wein einzuladen“, erzählt Jung. „Das müssten viele aber, um die Einkäufe zu transportieren. Ein Kundenparkplatz vor dem Geschäft oder eine Ladezone fehle. „Dann kam die Corona-Zeit mit den Umsatzeinbußen“, so Jung.

Die Inflation und die kaum noch zu finanzierenden Wohnungen in Köln hätten die Kauflust der Kunden sehr getrübt. „Es werden noch viele Geschäfte schließen“, prognostiziert er. Zwölfgrad in der Südstadt wird es allerdings weitergeben. Ein neues Geschäft macht Jung nicht auf. „In dieser Zeit einen neuen Einzelhandel zu eröffnen, halte ich für ein sehr großes Wagnis, sagt er. Am Gottesweg 177 wird dennoch bald wieder Wein in den Regalen stehen, aber nicht nur. Michael Scherz, Inhaber des Gasthaus Scherz an der Luxemburger Straße, möchte dort bald österreichische Weine und Feinkost vertreiben.

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