Letzte Beerdigung vor 100 JahrenBesuch auf einem vergessenen Friedhof in Köln

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Der alte Friedhof an der Decksteiner Straße.

  • 1917 wurde der letzte Mensch auf dem Friedhof an der Decksteiner Straße beerdigt. Da wurde Konrad Adenauer Kölns Oberbürgermeister.
  • Mittlerweile ist der Friedhof ein abgelegener, verwunschener, fast vergessener Ort.
  • Doch gerade diese besondere Atmosphäre macht einen Besuch so interessant.

Köln – Manchmal ist es so: Ein besonderer Ort, von dem jemand mal erzählt hatte, und den man immer mal besuchen wollte. Und Plötzlich steht man davor, mit dem Fahrrad vom Militärring kommend, und es ist reiner Zufall. Ein historisches Portal führt auf das Gelände mitten im Wohngebiet, kein Mensch ist weit und breit zu sehen.

Im Jahr, in dem auf dem Friedhof an der Decksteiner Straße in Lindenthal der letzte Mensch beerdigt wurde, wurde Konrad Adenauer Kölns Oberbürgermeister. 1917 war das, der Erste Weltkrieg lief noch. 103 Jahre ist das nun her.

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Statue auf dem alten Friedhof an der Decksteiner Straße.

Abgelegen, verwunschen, fast vergessen, und gerade deshalb interessant für einen Besuch ist dieser überschaubare Ort. Er taucht in der städtischen Friedhofsliste gar nicht auf, weil er längst umgewidmet wurde in einen Park. Hier liegt keine Prominenz begraben, hier wird kein Grab mehr gepflegt. Selten, dass in diesem Winkel der Stadt ein Mensch auftaucht, was die besondere Atmosphäre des Ortes mitten in Lindenthal ausmacht.

Spuren von Vandalismus auf Lindenthaler Friedhof

Es gibt Spuren von Vandalismus, wie an der großen Jesus-Figur, der beide Unterarme fehlen. Eine Madonna hat kein Gesicht mehr, ob die Statuen einfach verwittert sind oder zerstört wurde, ist nicht nachzuvollziehen. Begraben wurden hier, das verraten die Grab-Inschriften, der „königliche Polizeicommissar“ Ferdinand Sieberg (1859-1907) und seine Frau Helene, geborene Botz (1831-1899). Andere Grabplatten sind vielleicht einfach abgefallen, geradezu unheimlich ist der Grabstein, auf dem nichts steht.

Gerade, als man denkt, dies ist, auch wegen seiner hohen Linden, ein romantischer, aber vor allem auch schauriger Ort, darf man doch einmal Schmunzeln. „Auf Wiedersehn!“, steht unten abschließend auf dem Grabstein der Eheleute Hoerling.

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Grabstein-Gestaltung auf dem alten Friedhof an der Decksteiner Straße.

Zurück zur Historie des Friedhofs: Nachdem der Kirchhof am Krieler Dom geschlossen wurde, fanden hier an der heutigen Decksteiner Straße von 1869 bis 1917 die Beerdigungen der Krieler und Lindenthaler Kirchengemeinde statt. Eröffnet wurde der Decksteiner Friedhof von der Gemeinde Efferen. Lindenthal wurde 1888 nach Köln eingemeindet.

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Versteckt hinter dem Areal befindet sich noch ein weiterer historischer Ort, der 1910 von der Gemeinde Adass Jeschurun erworbene jüdische Friedhof. Zugänglich ist er nur im Rahmen von Führungen oder für Angehörige von dort Bestattenen. Dies geschieht über die Friedhofsverwaltung der Synagogengemeinde Köln.

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