Schock-Werners Adventskalender 19Alter Kommunalfriedhof in Köln-Deckstein

Lesezeit 2 Minuten
Das eiserne Doppeltor am Eingang des Friedhofs Deckstein in Köln-Lindenthal.

Das eiserne Doppeltor am Eingang des Friedhofs Deckstein in Köln-Lindenthal.

Auf dem Friedhof finden keine Beerdigungen mehr statt. Er bietet auch aufgrund der Madonnenstatue ohne Gesicht Anlass zum Gruseln.

Als erklärter Fan und Dauerbesucherin von Melaten hat es mich nicht gewundert, dass mir auf meiner Suche nach Lieblingsorten für Einkehr und Besinnlichkeit auch ein Friedhof genannt wurde. Leserin Marion Langer schickte mich auf den alten Kommunalfriedhof Deckstein an der Decksteiner Straße. Erst 1869 im Zuge des rasanten Bevölkerungswachstums in den Kölner Vororten eröffnet und schon 16 Jahre später voll belegt, finden hier zwar schon seit mehr als 100 Jahren keine Beerdigungen mehr statt.

Eine Statue und ein Grabstein auf dem Friedof in Deckstein. Die Einweihung des Friedhofs erfolgte zwar erst am 2. Mai 1869, doch wurde der Friedhof nur bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts genutzt.

Die Einweihung des Friedhofs erfolgte zwar erst am 2. Mai 1869, doch wurde der Friedhof nur bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts genutzt.

Aber in der Parkanlage, die man durch schmiedeeiserne Doppeltore zwischen gemauerten Pfeilern betritt, sind noch etliche alte Grabsteine erhalten. Da ist auf einer gut erhaltenen Inschrift zum Beispiel von den „wohlachtbaren“ Eheleuten Peter und Anna Elise Heuser zu lesen. Er starb 1888, sie zwölf Jahre früher „mit ihrem Kind im Arm“ – womöglich der Hinweis auf einen tragischen Tod bei der Geburt.

Madonnenstatue ohne Gesicht

Auch eine hohe Stele in der Parkmitte mit einem Scheibenkreuz als Abschluss und die lebensgroße Christusfigur ohne Arme, eine beschädigte Kopie der berühmten Statue von Bertel Thorvaldsen (1744 bis 1844) in der Kopenhagener Frauenkirche auf der rechten Seite, tragen optisch zur besonderen Prägung dieses Ortes bei.

Adventskalender

Türchen öffnen, mitmachen, gewinnen

Kölner Stadt-Anzeiger

Eine Madonnenstatue ohne Gesicht gab hier und da schon Anlass zu gelindem Grusel. „Wenn der Geist von Michael Jackson einen Ort aufsuchen würde, um noch einmal zwischen den Gräbern zu dem Song ‚Thriller‘ einen Moonwalk aufzuführen, wäre der Friedhof an der Decksteiner Straße eine ziemlich perfekte Wahl“, stand vor Jahren im „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Alles ist eine Spur melancholischer

Na ja, das muss man nicht so sehen. Friedhöfe gemahnen naturgemäß an die Vergänglichkeit des Lebens, sind Orte der Trauer und des Abschieds. Aber sie sprechen doch auch davon, dass die Verstorbenen nicht vergessen sind. Das ist tröstlich, finde ich – auch für die Lebenden, die den Tod noch vor sich haben und den Gedanken daran bisweilen gar zu gern verdrängen.

Auch auf dem alten Kommunalfriedhof wird das Totengedenken hochgehalten – mit der Pflege des Parks, und wenn dann hier und da die Gräberböschungen abgesackt und die Randsteine verworfen sind, tut das der Atmosphäre keinen Abbruch, im Gegenteil: Es wirkt alles noch eine Spur melancholischer als auf einem „richtigen“ Friedhof.

Aufgezeichnet von Joachim Frank

KStA abonnieren