Mode von MütternStiftung macht Frauen selbstständig

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Naya Mehdiani vor der Kinderkollektion von Dayan - Made by Mothers.

Sülz –  „Die Mütter zu stärken heißt auch den Kindern zu helfen“, sagt Nava Mehdiani, Ärztin für Kinderheilkunde, über die Arbeit der Dayan Foundation im Iran. Dort werden alleinerziehende Mütter aus Afghanistan, Kurdistan und dem Iran von der Stiftung zu Näherinnen ausgebildet. Für ihre Kinder bedeutet das, den Weg ihrer Mütter aus der Abhängigkeit mitzuerleben und damit das Lebensprinzip „Selbstwirksamkeit“ zu verinnerlichen. Auf ihnen liegt der eigentliche Focus des Dayan-Projekts, das in Deutschland die gefertigten Waren verkauft und so die Gehälter der Näherinnen finanziert. Bei einem Pop-Up Event im Sülzer Café plastic2beans konnte die aktuelle Kollektion besichtigt und erstanden werden.

Made by Mothers

Auf Tischen, Kleiderpuppen und Stangen sind die handgemachten Stücke ausgestellt. Fair und nachhaltig produziert machen sie Lust auf Mode, die mehr ist als einfach nur hübsche Hülle. Sie steht für ein in sich geschlossenes System, das Stiftungs- und Unternehmergeist miteinander verbindet. Was für das von Nava Mehdiani gegründete Label „Dayan – Made by Mothers“ produziert wird, gelangt nämlich durch den Verkauf direkt zum guten Zweck, also zur Dayan Foundation, zurück. Der karitative Gedanke hat in der Familie Nava Mehdianis Tradition. Bereits vor zwölf Jahren riefen ihre Eltern den Verein „Die Kinder von Shoush“ ins Leben, er setzt sich in der iranischen Region Shoush für Kinder aus schwierigsten Verhältnissen ein. Um Kinder alleinerziehender Mütter über die Linderung existenzieller Not hinaus zu unterstützen, gründete Mehdianis Mutter 2016 die Dayan Foundation. Sie ermöglicht den oft mittel- und obdachlosen Frauen ohne jede Schulbildung eine berufliche Grundlage und damit die Voraussetzung für ein selbstständiges Leben.

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Nava Mehdiani (zweite von links) und Kalie Cheng (Mitte) mit den Teams von Dayan und dem Café plastic2beans im Innenhof des Cafés. 

Dass sich das Engagement der Stiftung gerade auf diese Zielgruppe konzentriert, hat gute Gründe. Weltweit seien alleinerziehende Mütter das schwächste Glied in der Kette, erläutert Mehdiani. „Wenn wir sie dazu bringen, Vorbild zu sein, schafft das auch Perspektiven für ihre Kinder.“ Woher die Frauen kämen, spiele bei den Auswahlkriterien für das Projekt keine Rolle, sagt sie, „Voraussetzung ist allerdings, dass sie ihr Leben wirklich ändern wollen“. Von der Bereitstellung einer Wohnung über die Ausbildung zur Schneiderin bis zur Anstellung in der Manufaktur bietet die Dayan Foundation den Frauen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, die Betreuung ihrer Kinder findet im selben Haus statt wie die Produktion.

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Auch Kleider gehören zur Kollektion.

„Die Kinder, die wir betreuen, betreuen wir richtig“, erläutert Nava Mehdiani, selbst Mutter von zwei Kindern. „Uns geht es um die Qualität der Betreuung. Wenn wir es hinbekommen, für nur ein Kind eine Perspektive zu schaffen, die sein Leben nachhaltig beeinflusst, ist das ein großer Erfolg.“ Sowohl schulisch als auch im psychosozialen Bereich werden die Kinder aufgebaut. „Dass die Seele gesund ist, ist das Allerwichtigste“, betont sie und verweist auf Traumata wie Fluchterfahrungen, die es zu überwinden gilt. Für aktuell zwanzig Mütter, ihre 25 Kinder und zehn Straßenkinder arbeiten Sozialarbeiter, Streetworker, Psycho- und Kunsttherapeuten, Yoga-Lehrer und Lehrer Hand in Hand. Das ganzheitliche Konzept fällt auf fruchtbaren Boden, „die Kinder, die nichts hatten, sind hochmotiviert und dankbar“, erzählt Nava Mehdiani, sie würden Ausbildungen, teils sogar ein Studium anstreben. Sie selbst hat, wie ihre Eltern, in Deutschland studiert, von hier aus versucht die Familie mit iranischen Wurzeln Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, der Verkauf der Kollektionen von „Dayan – Made by Mothers“ bildet dafür die Basis. Nachdem die Käuferschicht im Iran durch Donald Trumps Embargo völlig einbrach, brachte Mehdiani das Label 2019 nach Deutschland.

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Judith Marques Felix mit einem Wollmantel aus der aktuellen Kollektion. Wer ihn genäht hat, zeigt das am Mantel angebrachte Schildchen.

Im Online-Shop oder bei Pop-Up Events werden die Kleidungsstücke präsentiert, das Café plastic2beans meldete sich auf eine Anfrage von Dayan via Instagram und stellte seine Räumlichkeiten als Verkaufsfläche zur Verfügung. Café-Betreiber Kalie Cheng meint, das Konzept von Dayan habe total gut zum No Waste Café gepasst. Er und seine Mitstreiter engagieren sich für Nachhaltigkeit und unterstützen gezielt Projekte in Entwicklungsländern. In Sülz will das Café ein Ort für interkulturelle Begegnungen sein und diesen Projekten eine Plattform bieten. 

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Als Boutique eignet es sich hervorragend, das holzlastige Café-Ambiente ist die  ideale Kulisse für die gradlinige, hochwertig verarbeitete Mode für Kinder und – seit kurzem – auch Damen. Zwischen zwanzig und 180 Euro kosten die Blusen, Hosen, Kleider, Jacken und Mäntel, auch ein raffiniertes Taufkleidchen hat Dayan im Programm. Jedes Teil trägt das Bild und den Namen seiner Urheberin auf einem Schildchen. „Wir halten die Augen offen nach einem schönen Ladenlokal“, merkt Nava Mehdiani über die Zukunftspläne des Unternehmens an. Das Label sucht eine dauerhafte Location, damit die Dayan Foundation wachsen und nachhaltig helfen kann.

Plastic2beans, Luxemburger Straße 190, 50739 Köln, geöffnet dienstags bis freitags von 10-18 Uhr, samstags und sonntags von 11 - 18 Uhr. 

www.plastic2beans.com

Weitere Informationen zur Dayan Foundation und der aktuellen Kollektion von „Dayan – Made by Mothers“ ist auf der Webseite des Online-Stores zu finden.

www.dayanstore.de

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