Nach Einsatz vor Kölner Uni-KlinikPolizei ermittelt gegen Mitglied der Großfamilie

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Die Uniklinik Köln (Symbolbild)

Köln – Für den Vater eines in der Uniklinik nach einer Herz-Operation verstorbenen Mädchens hat seine emotionale Reaktion auf der Intensivstation juristische Folgen: Die Polizei ermittelt jetzt wegen Bedrohung gegen den Mann.

Er soll einem Chefarzt, dessen Team die Sechsjährige operiert hatte, gedroht haben, ihn umzubringen. Dabei soll er eine „Halsabschneide“-Geste mit dem Zeigefinger gemacht haben.

Am vorigen Donnerstag, einen Tag nach der Operation, sollen plötzlich Komplikationen aufgetreten sein. Das Kind soll durch einen Sauerstoffmangel schwere Hirnschäden erlitten und in der Folge daran gestorben sein.

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Am Freitag versammelten sich daraufhin ungefähr 200 Mitglieder und Freunde der betroffenen serbischen Großfamilie vor der Uniklinik, um gemeinsam zu trauern – soweit nichts ungewöhnliches, sagte ein Polizeisprecher.

„Das ist in bestimmten Kulturkreisen üblich, wir erleben das öfters, auch in Kölner Krankenhäusern.“ Die Trauernden seien aus dem ganzen Bundesgebiet angereist.

Einzelne aus der Gruppe sollen allerdings die Ärzte als Mörder des Kindes bezeichnet haben. Ein Mann, der sich den Medizinern als Onkel des Mädchens vorgestellt hat, hätte versucht, die Situation zu beruhigen und den Ärzten sinngemäß versichert, man sei nicht auf Krawall aus, im Gegenteil: Man wolle in Ruhe trauern und den Eltern Solidarität erweisen.

Ein Kliniksprecher zeigte Verständnis für die emotionale Ausnahmesituation der Familie, in diesem „Extremfall“ seien aber Grenzen überschritten worden. Die Uniklinik schaltete die Polizei ein. 40 Streifen- und Hundertschaftsbeamte eilten zum Herzzentrum. Eingreifen mussten sie nicht. Abgesehen von den vereinzelten Rufen und der mutmaßlichen Drohung des Vaters gab es laut Polizei keine weiteren Zwischenfälle, keine Aggressionen oder gar Handgreiflichkeiten. Gegen 18 Uhr hätte sich die Gruppe aufgelöst.

Familienvater erhält „Gefährder-Ansprache“

Der Vater erhielt noch im Krankenhaus eine so genannte „Gefährderansprache“. Seine Drohungen unterzog die Polizei – wie in solchen Fällen üblich – einer Gefahrenbewertung, um eventuelle Schutzmaßnahmen in die Wege zu leiten. Das Ergebnis teilte die Behörde nicht mit.

Ebenfalls wie üblich bei Todesfällen mit unklarer Ursache beschlagnahmten die Ermittler die Leiche des Kindes. Sie wurde am Dienstag obduziert. Zu Einzelheiten äußerte sich die Staatsanwaltschaft noch nicht. Das Mädchen soll an einem angeborenen Herzfehler gelitten haben und schon mehrfach operiert worden sein.

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