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Klimaretter aus KölnEhemaliger Schülersprecher erntet Pfeffer und mehr in Brasilien

3 min
Ein Mann  und eine Frau hocken in einem tropischen Regenwald.

Anatol Gunkel und Polly Di wollen den Regenwald erhalten und pflanzen dazu einen Agroforst im brasilianischen Süd-Bahia.

Der ehemalige Schülersprecher des Schiller-Gymnasiums begann vor fünf Jahren in Brasilien einen Agroforst zu pflanzen. Nun gibt es die Früchte des Waldes zu kaufen.

Alles ist nach Plan gelaufen, seitdem der Kölner Anatol Gunkel nach seinem Studium der Regionalwissenschaften Lateinamerika 2019 nach Süd-Bahia/Brasilien auswanderte, ein Crowdfunding startete und mit seiner brasilianischen Lebensgefährtin Polly Di zwei Jahre später begann, einen Regenwald in Kombination mit Nutzpflanzen aufzuforsten, einen Agroforst. Die Bäume sind mittlerweile so groß, dass sie ein schützendes Blätterdach bilden, unter dem Kakao und Cupuaçu wachsen – und darunter Bananen, auf dem Boden Ananas. Um die Baumstämme rankt sich Pfeffer.

Nun ist er zurück in seiner Heimatstadt, um den Kölner Unterstützern in der Aula seiner ehemaligen Schule über den Fortschritt des Projekts „Klimaretten Selbermachen“ zu berichten – und über einen neuen Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens: Gunkel und Di haben eine Manufaktur aufgebaut, in der sie die eigenen Erzeugnisse und die der Nachbarn weiterverarbeiten: Ananas, Bananen, Cupuaçu und Kokosnüsse werden hier getrocknet.

Vertriebsnetz in Köln, Bremen und Nürtingen

Manche Früchte werden noch mit einem Schokoüberzug versüßt. Der Kakao und die Schokolade dafür stammt ebenfalls von Nachbarplantagen. Auch Pfeffer wird verarbeitet. Alle fertigen Produkte werden in stylische Tüten verpackt und verkauft, hauptsächlich vor Ort in Brasilien. Aber auch in Deutschland baut Gunkel aktuell ein Vertriebsnetz auf: In seiner Heimatstadt Köln, in Bremen - und in Nürtingen. Die Initiative, die den dortigen Weltladen betreibt, war so begeistert vom Projekt „Klimaretten Selbermachen“, dass sie seine Produkte gerne verkaufen möchte.

Im Schatten großer Bäume wachsen Nutzpflanzen

Gunkels Projekt ist ein Vorbild: In einem Land, wo riesige Flächen des Regenwaldes gerodet werden, um Monokulturen wie Sojaanbau Platz zu machen, forsten Di und Gunkel den für das Weltklima so wichtigen Regenwald wieder auf – und zwar nach einem indigenen Konzept, das Nutzpflanzen besonders gedeihen lässt und dafür sorgt, dass die Böden nicht auslaugen: Die Regenwaldbäume spenden den nötigen Schatten für Obstbäume und -pflanzen sowie einige Gemüsesorten. Sie speichern Wasser und schützen vor Bodenerosion und Trockenheit, indem sie die Verdunstung reduzieren.

Der Betrieb eines Agroforsts bedeutet aber auch einen höheren Aufwand, weil die Landwirte sich mit der Pflege und dem Miteinander der diversen Pflanzen auskennen müssen und eine schwierigere Ernte, da der Einsatz großer Erntemaschinen ausscheidet. Daher ist es schwierig, das Projekt so zu gestalten, dass es sich selbst trägt. Die finanzielle Unabhängigkeit streben Gunkel und Di aber nun an: „Wir schließen jetzt den Kreislauf“, sagt Gunkel. „Wir pflanzen die Bäume, ernten die Früchte und verarbeiten sie weiter, so dass wir durch den Verkauf die Arbeiten im Agroforst langfristig finanzieren können.”

Pakete mit Kaffee und Pfeffer stehen auf einem Holztisch.

Die Erzeugnisse des Agroforsts stehen jetzt auch zum Verkauf.

Noch ist es nicht soweit. Der Trockenofen, den sie erworben haben, kann bei voller Ausnutzung den Verdienst ihrer zwei Angestellten sichern. Di und Gunkel selbst haben dadurch aber noch kein Einkommen. Langfristig soll ein zweiter Ofen hinzukommen. Nach Europa sollen die Produkte ressourcenschonend transportiert werden, mit dem Transport-Segelboot einen französischen Start-ups.

In Brasilien kaufen sie zudem die Produkte anderer Kleinbauern und -bäuerinnen zur Weiterverarbeitung zu einem fairen Preis – und animieren sie so, ihrem Beispiel zu folgen. Sie haben ein gutes Argument: „Wenn ihr einen Agroforst betreibt, nehmen wir euch eure Produkte ab.“ Noch sind Gunkel und Di aber auf Unterstützung angewiesen, beispielsweise durch „Baumpatenschaften“. Mit zehn Euro monatlich können sich auch hierzulande Menschen daran beteiligen, dass in Brasilien weiter aufgeforstet wird.

www.klimaretten-selbermachen.com