Inklusives Café in Köln-SülzDas zweite „Wo ist Tom“ ist ein Cheesecake-Paradies

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Drei Männer hinter einer Café-Theke

Ein Teil des Teams: Igor Buljovcic (Leitung), Edgar Ipushima und Felix Roth (v.l.)

Nachdem der Versuch gescheitert ist, am Elisabeth-von-Mumm Platz gehobene Küche zu etablieren, eröffnete dort ein inklusives Café.

Sülz habe nicht einfach nur ein neues Café bekommen, sondern „ein Cheesecake-Paradies“, verkündet Igor Buljovcic lachend. Von den 15 Kuchensorten in der Vitrine seien immer rund die Hälfte irgendwie mit Käse oder Quark verbandelt. Im Grunde könnte man Buljovcic als Kölns Cheesecake-Schöpfer bezeichnen. Seine Kreation mit Himbeeren und einer Deckschicht aus weißer Schokolade entstand vor zehn Jahren und wurde dann anderswo x-fach kopiert. Heute ist diese Torte bereits ein Bestseller am gerade erst eröffneten zweiten Standort von „Wo ist Tom?“.

Kuchenvitrine im Café

Kuchenvitrine im „Wo ist Tom?“

Das vor zehn Jahren gegründete „Mutterhaus“ an der Zülpicher Straße war das erste Projekt der Perspektive Lebenshilfe, einem gemeinnützigen Integrationsunternehmen. „Wo ist Tom?“ – der Name spielt auf Lebenshilfe-Gründer Tom Mutters an – ist nach Worten von Buljovcic „das einzige selbsttragende Projekt im Rheinland, was Gastronomie und Integration betrifft“.

40 Prozent der Mitarbeiter haben eine Behinderung

Als der 44-jährige gelernte Koch aus seiner Heimat Kroatien nach Köln kam und einen Job suchte, entdeckte er die Anzeige der Lebenshilfe. Er fand das Konzept „super“ und ist bis heute glücklich darüber, für eine „Gastronomie mit Herz“ tätig sein zu dürfen. Das Café auf der Zülpicher Straße nennt er „mein Baby“, und der neue Standort am Elisabeth-von-Mumm-Platz untersteht ebenfalls seiner Leitung.

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Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben vierzig Prozent eine Behinderung. Das ist eine enorm hohe Quote, bedenkt man, dass es lediglich zwei Prozent der Menschen mit geistiger Behinderung  in diesem Land schaffen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Gehobene Gastronomie hat an diesem Platz nicht funktioniert

Das „Wo ist Tom?“ ist der zweite Anlauf, auf dem Gelände des einstigen Sülzer Kinderheims eine Gastronomie zu etablieren. Im Herbst 2020 wurde dort das Restaurant „Platz 4“ eröffnet, am Herd stand der Mann, der Jahre zuvor erfolgreich im „Sorgenfrei“ gekocht hatte. Offenbar wurde die gehobene Gastronomie an der Stelle nicht angenommen oder sie passte nicht zu dem unspektakulär-schlichten Interieur.

Ein Blick von außen in das neue Wo ist Tom?“

Der neue Ableger von „Wo ist Tom?“ auf dem ehemaligen Kinderheimgelände

Gemessen an den ersten, bereits sehr erfolgreichen Tagen, scheint die Zukunft des neuen Cafés zwischen Beethovenpark und Sülzgürtel unter einem besseren Stern zu stehen und das Angebot genau den Bedürfnissen zu entsprechen.

Besonders großes Frühstücksangebot

Das Café bietet eine ungewöhnlich große Frühstücksauswahl samt Porridges, Ciabatta, Eiervariationen bis hin zu „Toms Shakshuka“ (12,50 Euro). Sie hätten eigene Bienen am Fühlinger See, erzählt Buljovcic, daher könnten sie neben ihren selbstgemachten Fruchtaufstrichen auch eigenen Kölner Honig anbieten. Tagsüber kann man sich nicht nur mit Kuchen (alle Sorten vier Euro), sondern auch mit süßen oder herzhaften Pfannkuchen stärken, mit unterschiedlich gefüllten Tortilla-Taschen (um zwölf Euro), Suppen oder Salaten. Außerdem gibt es jeden Montag eine kleine, wechselnde Wochenkarte mit warmen Gerichten.

Die Rezepte im Café sind eher typisch für die USA, Kanada oder Australien. „Wir möchten eher coole, als typisch deutsche Speisen bieten“, die es ohnehin überall gebe, sagt Buljovcic. Er freut sich, dass die Gäste in Sülz weitgehend aufgeschlossen sind – auch der Inklusionsidee gegenüber – und hofft, dass sich das Publikum an diesem Standort ähnlich gut mischt wie an der Zülpicher Straße.


„Wo ist Tom?“ hat nur drei Tage im Jahr geschlossen und ansonsten täglich zwischen 9 und 19 Uhr geöffnet. In der warmen Jahreszeit wird es auch noch eine Terrasse mit rund 40 Plätzen geben. Die Adresse ist Elisabeth-von-Mumm Platz 4 in Sülz.

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