Die Kirchen in Widdersdorf organisieren eine Sammelbestellung bei einer fairen, ökologischen Kooperative aus Kalabrien. Was dahinter steckt.
Fairer Handel mit KalabrienWiddersdorfer Kirchen bestellen ökologische Zitrusfrüchte

Die fair gehandelten Orangen aus Rosarno in Kalabrien.
Copyright: Ev. Kirche Westfalen
Orangen und Mandarinen leuchten wieder in den Obstschalen der Stadt – mancherorts besonders schön, weil die Früchte unter fairen Bedingungen gepflanzt und geerntet wurden. Seit zwei Jahren bestellt die ökumenische Umweltgruppe „Laudatosi“, bestehend aus Menschen der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus und der evangelischen Kirchengemeinde Ichthys in Widdersdorf, regelmäßig bei einer Kooperation aus Kleinbauern in Rosarno im italienischen Kalabrien ökologisch sowie fair produzierte Orangen, Mandarinen, Zitronen, Kiwis und Avocados.
Weitere Kölner Gemeinden und Initiativen haben sich angeschlossen, so die evangelische Kirchengemeinde in Köln-Klettenberg, die Solidarische Landwirtschaft Widdersdorf (SoLaWi) „Gemüsekoop“ und mittlerweile auch der genossenschaftlich organisierte Supermarkt Köllektiv in der Südstadt.

Gisela Theis (r.) mit Unterstützerin Elke Tonscheidt in deren Wohnung in Widdersdorf.
Copyright: Susanne Esch
Lohndumping durch Preise der Supermarktketten
In diesem Jahr hat die Presbyterin der Evangelischen Gemeinde Widdersdorf, Gisela Theis, erstmals zwei Bestellungen aufgegeben, eine im Frühjahr und nun eine im Herbst. Knapp 1,7 Tonnen Früchte werden bald wieder zur Scheune der Solawi geliefert, sortiert und dann dort von den Gemeinden und Initiativen abgeholt. Auf die Idee kam Theis bei der rheinischen Friedenskonferenz in Bonn. Über den Entwicklungsdienst der evangelischen Kirche von Westfalen hörte sie von der Initiative „SOS Rosarno“ in Kalabrien, die mittlerweile als Genossenschaft den Namen „Mani et Terra“, Hände und Erde, trägt.
Theis schildert die Hintergründe: Die Supermarktketten würden den heimischen Kleinbauern und -bäuerinnen einen so geringen Preis für ihre Ernte zahlen, dass sie damit kaum die Ausgaben für ihre Produktion decken könnten. Gleichzeitig würden an der Stiefelspitze Italiens viele geflüchtete Menschen aus afrikanischen Ländern stranden, dort dann auf den Obstplantagen für Hungerlöhne arbeiten und notdürftig unter Planen am Stadtrand kampieren.
Initiative für faire Arbeitsbedingungen
Die Initiative SOS Rosarno setzt dem etwas entgegen. Durch die Direktvermarktung an Verbraucherverbünde ermöglicht sie faire Arbeitsbedingungen. „Die Arbeiter und Arbeiterinnen erhalten einen Tarifvertrag, den Mindestlohn und sind sozialversichert“, schildert Theis. Pro Kilo Orangen, etwa, zahlt die Gemeinde 2,80 Euro plus Mehrwertsteuer und verkauft sie für 3,50 Euro. Der Differenzbetrag geht auf ein Spendenkonto.
„Mediterranean Hope“ gehört zum Geflüchtetenprogramm des Bundes der evangelischen Kirchen in Italien und finanziert verschiedene Projekte, zum Beispiel das „Haus der Würde“, ein Wohnheim, wo Wanderarbeiter in Zwei-Betten-Appartements mit Küchenzeile und Bad leben können. Es ermöglicht Traumatherapien und stattet die Fahrräder der Erntehelfer mit Lampen aus. Sie müssen meist im Dunkeln auf unbeleuchteten Straßen lange Wege zu den Obstplantagen zurücklegen und werden oft Opfer von Unfällen.
In Widdersdorf möchte man mit dem Kauf des leuchtenden Obstes so auf zweifache Weise Licht ins Herbstdunkel bringen.

