„Wenn der FC kickt, ist das auch kein intellektuelles Feuerwerk“Kölner Köpfe hinter „Love Island“ über die Faszination für Trash-TV

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Autor Andreas Hutzler (links) und Kommentator Simon Beeck vor einem pinken Hintergrund in die Kamera lachend

Autor Andreas Hutzler (links) und Kommentator Simon Beeck.

Was macht Shows wie „Love Island“ so attraktiv für Zuschauer? Kommentator Simon Beeck und Autor Andreas Hutzler über die Faszination für Trash-TV.

Eine luxuriöse Villa, viel nackte Haut, Eifersüchteleien, derbe Sprüche, wilde Küsse und heiße Liebe unter der Bettdecke – immer unter Beobachtung der Kameras. „Love Island“, aktuell in der achten Staffel dienstags bis freitags und sonntags um 22.15 Uhr sowie montags um 20.15 Uhr bei RTL2,  ist eine Dating-Show mit Fremdschämpotential und hohem Trash-Faktor. Auch wenn die Insel der Liebe in Griechenland liegt, ohne zwei Kölner wäre sie nicht das, was sie ist: Show-Autor Andreas Hutzler und Kommentator Simon Beeck.

Für sie ist die Serie mehr als nur Trash. „Ich denke, einige gucken da zu oberflächlich drauf und erkennen nicht den Spaß, den Menschen mit anderen Menschen haben“, sagt Simon Beeck. Beeck ist auch bekannt als Radiomoderator beim 1Live. „Und wer das nicht mag, der guckt eben Rosamunde Pilcher. Da geht es dann auch um Liebe, aber eben anders erzählt.“

„Love Island“: Zuschaueranteil von Akademikern wird unterschätzt

Das Gehirn auszuschalten und dabei noch gut unterhalten zu werden, sei doch eine Win-Win-Situation, sagt Beeck. „Man unterschätzt, wie hoch der Zuschaueranteil von Akademikern ist. Ich kenne Ärzte, Lehrer und Anwälte, die mit unseren bunten Bildern und Gags ihren Tag beenden, um nochmal etwas anderes zu sehen.“ Nur zugeben wollen es viele nicht. „Love Island“-Gagschreiber Andreas Hutzler sagt: „Es kommt meistens einfach besser an, wenn man behauptet, dass man nur Hochkultur konsumiert. Interessanterweise stellen sich solche Fragen auch nie beim Fußball. Und wenn der FC kickt, dann ist das ja in der Regel auch nicht gerade ein intellektuelles Feuerwerk.“

Es sei eine menschliche Notwendigkeit, sich anstrengungsfrei amüsieren zu wollen. Aber, so sagen beide, nicht über die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern mit ihnen. „Gemeinheit und Verachtung, die stumpfen Keulen der Aufgeblasenen“seien, sagt Hutzler, eine Grenze, die er nicht überschreiten wolle. Simon Beeck fügt hinzu: „Ich denke auch, meine schräge Stimmfarbe in der Sendung macht jedem sofort klar: Das, was wir hier sehen und sagen, ist für alle ein ganz großer Spaß.“ „So wie unter Freunden. Da fällt auch manchmal der ein oder andere Spruch. Sobald es persönlich verletzend wird, bin ich raus.“

Simon Beeck: Es ist wie im wahren Leben

Laut lachen musste Simon Beeck dann doch, „als Kandidatin Alessandra plötzlich nicht mehr der Name des Mannes eingefallen ist, mit dem sie seit drei Tagen aufeinanderhängt“. Aber, es gehe nie darum, sich erhaben über die vermeintliche Doofheit der anderen zu stellen. „Es gibt sicher Formate, bei denen das der Fall ist, weil dort Menschen am unteren Ende ihrer Existenz gezeigt werden“, so Beeck. „Wir zeigen Menschen beim Flirten. Und da stellt sich jeder mal besser und mal etwas schlechter an. Wie im wahren Leben.“

Andreas Hutzler meint: „Möglich, dass manche so eine Erhabenheit verspüren. Das sollte man den Leuten auch gönnen – im Wissen, dass bislang noch jeder, der sich für besonders smart gehalten hat, früher oder später selber wie der letzte Depp dagestanden ist“, so der Kölner. Trotz aller Albernheiten, sexueller Andeutungen und expliziter Sprüche – letztlich gehe es tatsächlich um die Liebe. „In der Villa sitzen ganz normale – okay, fast ganz normale – Menschen, die sich abstrampeln, damit ihr Leben sich zu Glanz und Glück hin wendet. Genau wie der gesamte Rest der Menschheit“, sagt Hutzler.

Es ist ein Paradies, aus dem dich kein Herrgott vertreiben kann, nur die Quote
Andreas Hutzler, Autor bei „Love Island“

„Love Island“ sei dafür sogar lehrreich. „Jeder hätte sie gern und gibt sich trotzdem große Mühe, dass es in die Hose geht“, sagt Hutzler über die große Liebe. Auch eine weitere Lehre lässt sich aus den Dramen auf der Liebes-Insel ziehen, sagt Simon Beeck: „Manche Menschen tun sich zusammen nicht gut. Andere wiederum wachsen zusammen über sich hinaus.“ Er freue sich, wenn es bei den Paaren auch nach „Love Island“ noch klappt. Und: „Wir haben mittlerweile schon die ersten ‚Love Island‘-Babys.“ Glück für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und ein Spaß für Zuschauerinnen, Zuschauer, Autor und Kommentator. „Es ist wie ein Spielplatz, auf dem man fürs Spielen bezahlt wird. Ein Paradies, aus dem dich kein Herrgott vertreiben kann, nur die Quote“, sagt Andreas Hutzler.

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