Kölnerin Marie Zielcke„Wenn Frauen Männerrollen spielen, öffnet das neue Wege“

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Marie Zielcke in ihrer Rolle als Charlotte Leser in Soko Köln.

  • Schauspielerin Marie Zielcke wurde 1979 in Köln in eine Theaterfamilie hineingeboren. Heute wohnt sie in der Nähe von Hannover.
  • Zur Schule ging sie mit anderen bekannten Schauspielerinnen wie Wolke Hegenbarth oder Mina Tander.
  • Im Interview erklärt sie, warum sie auf eine Kölner Schauspielerinnen-Reunion hofft, warum Frauen auch Männerrollen übernehmen können und welchen Part sie in der Jubiläumsfolge von Soko Köln übernimmt.

Köln – Sie sind in Köln geboren und aufgewachsen. Wie haben Sie das erlebt?

Ich habe immer in der Südstadt gewohnt, in der Ecke Ankerstraße. Ganz in der Nähe von meinem Gymnasium, dem Humboldt-Gymnasium. Ich konnte also einige Jahre zu Fuß morgens zur Schule laufen. Die Südstadt ist meine Gegend, meine beste Freundin hat am Ubierring gewohnt, ich habe viel Zeit am Chlodwigplatz verbracht.

Auf dem Humboldt-Gymnasium waren Sie in guter Gesellschaft. Auch Schauspielerinnen wie Mina Tander, Birte Wolter, Katharina Schüttler und Wolke Hegenbarth sind dort zur Schule gegangen.

Das ist ganz lustig, weil uns das damals allen natürlich noch gar nicht klar war, obwohl mehrere von uns schon während der Schulzeit angefangen haben zu arbeiten. Ich habe mit 15 angefangen, Katharina Schüttler hat da auch schon gedreht. Mina Tander war eine Klasse über mir. Ich warte immer noch darauf, dass wir mal eine Reunion machen von Schauspielern, die mal auf dem Humboldt waren (lacht). Da kommen, glaube ich, einige zusammen.

Marie Zielke war schon immer klar, dass sie Schauspielerin wird

In Ihrer Familie ist die Schauspielerei angelegt, auch Ihre Mutter Angelika Zielcke ist Schauspielerin. War Ihnen immer klar, dass es für Sie in die gleiche Richtung geht?

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Schauspielerin Marie Zielcke kommt aus Köln.

Es war der natürliche Lauf der Dinge. Ich habe mir die Frage komischerweise nie gestellt. Ich habe als Kind schon Werbeshootings gemacht und kann mich überhaupt nicht mehr dran erinnern, ob das meine Idee war – wahrscheinlich schon. (lacht) In der Schule habe ich dann beim Theater mitgemacht, später hat meine Mutter beim Vater von Katharina Schüttler Theater gespielt. Ich war einfach von sehr vielen Schauspielern umgeben. Plötzlich war ich mittendrin im Geschehen. Ich habe nie dagesessen und überlegt, was ich machen will. Noch bevor ich mit der Schule fertig war, kam ein großes Filmangebot. Da war klar: Ich bin jetzt Schauspielerin.

Sie spielen im Film und am Theater. Was von beidem war die erste Liebe?

Definitiv die Kamera, durch die Werbeaufnahmen war das eine gewohnte Umgebung für mich, und der Schritt von der Foto- zur Filmkamera ist nicht mehr weit. Das Theater ist hingegen bis heute eine große Herausforderung für mich. Beim Film hast du immer die Sicherheit, mehrere Versuche zu haben. Auf der Bühne muss aber immer direkt alles funktionieren. Das ist ein enormer Druck.

Warum tun Sie sich den an?

Weil die Arbeit so schön ist. Aber die Angst… Vor der letzten Premiere war ich kurz vor dem Herzinfarkt (lacht). Danach bin ich aber so erleichtert und liebe es sehr. Mit jeder Vorstellung gewinnt man außerdem an Sicherheit. Es ist aber jedes Mal ein Wagnis.

Wandel in der Filmbranche geht immer noch zu langsam

Sie haben zuletzt an der Freilichtbühne in Beelitz im Stück „Jedermann“ den Guten Gesellen gespielt. Eine Rolle, die klassischerweise männlich besetzt ist. Wie kam es dazu?

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Marie Zielcke ist am Montag in SOKO Köln zu sehen.

Der Regisseur Nicolai Tegeler hatte mir erst eine andere Rolle angeboten. Als ich das Stück gelesen habe, stand für mich aber fest, dass ich lieber den Gesellen spielen würde. Ich dachte, warum muss das denn ein Mann sein? Ich finde, es liegt auf der Hand, dass man die Rolle mit einer Frau besetzt. Das eröffnet ganz viele Möglichkeiten, das Stück neu zu interpretieren. Nach kurzer Überlegung war der Regisseur dann auch der Meinung, dass das eine super Idee ist. Im Nachhinein fragt man sich, warum sich das nicht schon früher mal jemand überlegt hat.

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Ursprünglich männliche Figuren weiblich besetzen - kann das zur Methode werden?

Heutzutage werden die Geschlechtergrenzen doch immer mehr aufgelöst, jeder kann alles sein. Ich finde dieses riesige Feld, das sich auftut, wenn man das mal zulässt, ist total spannend. Natürlich brauchen wir auch neue Stücke, in denen es starke Frauenrollen gibt. Aber wir haben doch einen unglaublich großen Schatz an alten Stücken, mit denen sich viel anstellen lässt - wenn man den Bezug zum Stück erhält und wertschätzt, was der Autor sich ursprünglich dabei gedacht hat.

Wie empfinden Sie das Rollenangebot für Frauen im Film?

Ich hatte immer das Glück, spannende Rollen angeboten bekommen zu haben. Was ich merke ist, dass die Frauenquote in anderen Bereichen zunimmt, wie zum Beispiel in der Regie. Da gibt es einen Wandel, der wichtig und gut ist. Auch die Figuren werden diverser – auch wenn mir diese Entwicklung noch immer viel zu langsam ist.

400. Folge Soko Köln

Marie Zielcke spielt als Charlotte Leser in der 400. Folge von Soko Köln mit, die „Lissis Leben“ heißt und am 11. Oktober um 18 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird. In der Folge findet der 16-jährige Emil Schmidt seine tote Mutter. Wer Emils leiblicher Vater ist, ist unbekannt. Wie so vieles in Lissis Leben. Sie blieb nie lang an einem Ort, arbeitete meist unangemeldet. Schnell rückt ihr Lebensgefährte ins Visier. Doch ausgerechnet Lissis beste Freundin (Zielcke) gibt ihm ein Alibi. (awe)

Zumindest im TV steht eine kleine Köln-Rückkehr für Sie an, in der 400. Folge Soko Köln. Was ist Ihre Rolle?

Die Jubiläumsfolge ist natürlich etwas ganz Besonderes, auch die Arbeit daran war es für mich. Ich durfte mich optisch verändern, auch wenn ich noch nicht zu viel verraten möchte. Es macht immer Spaß, sich auszuprobieren. Ich spiele eine Galeristin, die die beste Freundin des Mordopfers ist.

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