Marienburg, Italiener, PelzeAls Tina Turner mit Kunstschnee in Köln Geburtstag feierte

Lesezeit 4 Minuten
Tina Turner und Erwin Bach mit dem Kölner Gastronomen Salvatore Luca in seinem Restaurant „La Vita“

Tina Turner und Erwin Bach mit dem Kölner Gastronomen Salvatore Luca in seinem Restaurant „La Vita“

Tina Turner lebte mit ihrem Partner Erwin Bach einige Jahre in Köln. In der Stadt war sie viel unterwegs – eine Spurensuche.

Es geschah 1985. Weltstar Tina Turner war auf ihrer „Private Dancer“-Tour in Europa unterwegs. Erwin Bach, Top-Manager der in Köln ansässigen Plattenfirma EMI, holte sie mit einem schicken Mercedes vom Flughafen Düsseldorf ab. In ihren Memoiren erinnerte sich Tina Turner: „Mein Herz fing plötzlich an zu schlagen: Boom, Boom, Boom! Es übertönte alle anderen Geräusche. Meine Hände waren eiskalt.“

Auf dem Flughafen habe sie zum ersten Mal gespürt, was Liebe auf den ersten Blick ist. Schon bald nannte der Weltstar den 16 Jahre jüngeren Bach die „Liebe meines Lebens“ – und zog 1986 zu ihm nach Köln. In einer US-Dokumentation schwärmte Turner: „Er hatte das hübscheste Gesicht, man kann es kaum beschreiben. Er hat so gut ausgesehen.“ Und Köln hatte plötzlich einen Weltstar als Bürgerin. 

Das Paar wohnte in Marienburg, in einem Anwesen gegenüber der Villa Vorster in der Straße Unter den Ulmen. Trotz oder wegen der Popularität: Tina Turner lebte eher ruhig und zurückhaltend. Allerdings, so berichtete ein ehemaliger Kollege von Erwin Bach im WDR, sei alles sehr nobel gewesen und sogar die Auffahrt beheizt, sodass man immer trockenen Fußes ins Haus kam.

Tina Turner ließ Kunstschnee nach Marienburg bringen

Und einmal, erinnerte sich eine Nachbarin, wurde es dann doch ein bisschen extravagant. Tina Turner hat am 26. November Geburtstag und sie stellte sich eine Feier im Schnee vor. Da Köln den im November nicht zu bieten hat, ließ sie Kunstschnee rund um die Villa verteilen.

Turner und Bach gingen gerne italienisch essen. Das „Tullio“ in Rodenkirchen gehörte zu ihren Lieblingslokalen. Tina Turner wählte oft frittierte Calamari, erzählte der Inhaber einst dem „Express“. Oft habe sich das Paar auch etwas für zu Hause mitgenommen.

Zu einer zweiten Heimat wurde auch das „La Vita“ von Salvatore Luca in der Innenstadt. Viele Jahre lang kam das Paar zu dem Gastronomen, der ansonsten immer gerne, wenn auch mit der gebotenen Diskretion, über die Besuche seiner prominenten Gäste berichtet. Doch am Donnerstag wollte er keine Stellungnahme zum Tod von Tina Turner abgeben.

Tina Turner war Gast im „Ringströßje“

Zu Gast war der Weltstar auch im Restaurant „Macaronni“ an der Hahnenstraße, ebenso im Lokal „Em Ringströßje“ am Alten Militärring. Das Musiklabel EMI saß in der Nähe am Maarweg in Braunsfeld und oft zogen Management und Interpreten hierher. Und auf der „Alten Liebe“ auf dem Rhein soll sie regelmäßig Kamillentee getrunken haben. 

Tina Turner war auch jahrelang Stammkundin bei Pelz Adrian an der Hahnenstraße. Guido Adrian sagte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Nachricht über Tina Turners Tod hat mich sehr traurig gemacht. Sie war eine sehr nette, liebenswerte und bodenständige Person. Mit ihr konnte man sofort lachen.“ Am Anfang sei sie von ihrem US-Management unter ihrem Mädchennamen Anna Bullock als Kundin angemeldet worden.

„Als sie dann eines Tages vorgefahren kam und ich sie erkannte, war das schon eine tolle Überraschung.“ Einmal war er sogar bei ihr zu Hause in Marienburg. „Man wurde empfangen wie ein Freund.“ Auch als sie schon lange nicht mehr in Köln wohnte, sei sie einmal vorbeigekommen, nur um „Hallo“ zu sagen.

Tina Turner kaufte Geschenke für Erwin Bach auf der Ehrenstraße

Auch bei Georg Reifenrath, der bis 2020 den Geschenke-Laden Traumstern an der Ehrenstraße führte, war Tina Turner Kundin. „Sie hat hier oft Geschenke für ihren Mann gekauft. Eine ganz bodenständige, sehr bescheidene Frau.“ Wie viele andere amerikanischen Stars, die bei ihm waren, schätzte auch sie gut verarbeitete und originelle Kleinigkeiten. „Da war nie etwas Protziges oder Angeberisches.“

Doch die Chance, den Weltstar in Köln einfach mal so beim Einkaufen auf der Straße zu treffen, war sehr, sehr gering. Dazu war dem Paar die Privatsphäre zu wichtig. Und vielleicht war da auch eine gewisse Angst vor zu aufdringlichen Fans. 1994 zogen Bach und Turner in die Schweiz, weil Bach zum Chef der Schweizer EMI berufen wurde. Köln verlor seinen Weltstar.

Tina Turner gab 2009 ihre letzten Konzerte in Köln

2009 kehrten die beiden noch einmal für sieben Tage nach Köln zurück. Turner (damals 69) gab vier Konzerte in der Lanxess-Arena und das Paar wohnte in der Luxussuite des Hyatt-Hotels: 80 Quadratmeter, Bibliothek mit Kamin, Flügel, Dampfsauna, Whirlpool und Blick auf den Dom.

Salvatore Luca erzählte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ 2020 sehr stolz, dass Tina Turner und Erwin Bach 2015 zu seiner dritten Hochzeit „selbstverständlich“ nach Köln kamen, um mitzufeiern. Das Promipaar selbst hatte erst 2013 in der Schweiz geheiratet, wo Tina Turner nun verstarb.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker würdigte den Star als frühere Bürgerin der Stadt. „Die Kölnerinnen und Kölner und auch ich ganz persönlich werden sie als herausragende Künstlerin und beeindruckende Frau in Erinnerung behalten.“

KStA abonnieren