Musiker Metin TürközDer „türkische Willy Millowitsch“ ist tot

Lesezeit 2 Minuten
Metin Türköz sitzt in einem Ledersessel und gestikuliert, Nedim Hazar sitzt neben ihm und hört interessiert zu.

Metin Türköz (l.) im September 2021 im Gespräch mit Nedim Hazar

Metin Türköz kam als sogenannter Gastarbeiter nach Köln. Mit Liedern über Fernweh wurde er in der türkischen Community ein Star. Jetzt ist er nach langer Krankheit gestorben.

Metin Türköz kannte außerhalb der türkischen Community kaum jemand, in der Community war er ein Star. Mit in Köln eingesungenen türkischen Volksliedern habe er „vielleicht ungefähr eine Million Kassetten verkauft“, schätzte Türköz bei einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im vergangenen Jahr. Mit zum Teil ironischen Liedern über das Leben in Deutschland, der auf seiner Laute begleitete, wurde Türköz den 1960er Jahren zur Stimme der türkischen Arbeiterinnen und Arbeiter in Deutschland. Jetzt ist der frühere Ford-Arbeiter nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben.

Ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt den Musiker Metin Türköz als jüngeren Mann.

Metin Türköz als jüngerer Mann

Der Musiker Nedim Hazar wählte Türköz als Protagonisten für seine erfolgreiche Konzertreihe „Deutschlandlieder“ anlässlich eines Jubiläums für das deutschtürkische Anwerbe-Abkommen für Arbeiter. Hazar wollte dem Mann, der 72 Singles und 13 Platten veröffentlichte, am Ende seines Lebens nochmal dort haben, wo er seiner Meinung nach hingehörte: „Metin Türköz ist der türkische Willy Millowitsch - ich frage mich: Warum gibt es keine Metin-Türköz-Musikschule in Köln?“, fragte Hazar.

Nach fünf Jahren konnte Türköz  aufhören, bei Ford zu arbeiten

Als Türköz 1962 im Zuge des Gastarbeiter-Anwerbeabkommens aus Istanbul nach Köln kam, lebte er zunächst in einem Heim für damals so genannte Gastarbeiter in der Boltensternstraße, Toilette und Dusche auf dem Flur. Bei Ford verdiente er als gelernter Schlosser eine Mark weniger als die deutschen, ungelernten Arbeiter.  Als er Lieder über seine Erfahrungen bei der Arbeit und auf den Ämtern in Deutschland schrieb, wurde er schnell bekannt. Am Tag der türkischen Republik wurde Türköz auf eine Veranstaltung des türkischen Konsulats eingeladen. „Unser Volksbarde ist da!“, riefen die Leute begeistert. Seitdem konnte er sich vor Auftrittsanfragen kaum retten.

Nach fünf Jahren konnte Türköz bei Ford aufhören, seine Familie nach Köln holen und sich ganz der Musik widmen. Er sang auf Türkisch und Deutsch über Fernweh – mit Humor, Ironie und großem Wortschöpfungsgeist. Nach seiner Zeit als Musiker arbeitete Metin Türköz als Obst- und Gemüsehändler, in einem Imbiss und in einem Supermarkt. Seine Auftritte für die Konzertreihe Deutschlandlieder waren im vergangenen Jahr seine letzten öffentlichen Auftritte. Er starb nach langer Krankheit in einem Kölner Seniorenheim.

KStA abonnieren