„Möbelkiste vom Dabberg“Die Möbelretter aus Köln – Gegen die Wegwerf-Mentalität

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Phil Dabbert (l.) und Mark Vomberg leisten ihren Anteil zu einem nachhaltigen Leben.

Phil Dabbert (l.) und Mark Vomberg leisten ihren Anteil zu einem nachhaltigen Leben.

Kölner Süden – Alle reden von Klimarettung und Nachhaltigkeit, Mark Vomberg und Philip Dabbert handeln. Die beiden Kölner helfen beim Klimaschutz, indem sie der Wegwerfgesellschaft etwas entgegensetzen. Sie kümmern sich um ausrangierte Möbel, hübschen sie auf und bieten sie zum Verkauf an. Im Juni gründeten die beiden Kumpels die „Möbelkiste vom Dabberg“. Aber hinter der Idee steckt mehr als nur Möbel restaurieren und verkaufen.

„Wir versuchen, die Mitmenschen aufzurütteln und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es im Leben nicht nur darum geht, immer wieder neue Sachen zu kaufen und die alten wegzuschmeißen, sondern auch darum, mal innezuhalten. Wir müssen umdenken und unser Konsumverhalten ändern“, sagt der 24-jährige Mark, dessen Mutter in Belgien einen Recyclinghof betreibt auf dem tagtäglich Berge von Möbeln in der Müllpresse landen. Obwohl er mit den Müllbergen groß geworden sei, habe er sich nie Gedanken darüber gemacht, „aber Greta und die alarmierenden Klimadaten haben mich nachdenklich gemacht.“

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Die Werkstatt liegt in einer alten LKW Halle nahe dem Eifeltor, die die beiden gemeinsam mit Freunden und wenig Ressourcen nach und nach zu einem Kreativzentrum umgebaut haben. Die Möbel retten sie aus dem belgischen Recyclinghof, holen sie bei Wohnungsauflösungen ab oder bekommen welche geschenkt.

Phil Dabbert und Mark Vomberg in der Möbelhalle

Phil Dabbert und Mark Vomberg in der Möbelhalle

„Wir bearbeiten hier keine Antiquitäten, sondern Schränke, die vielleicht 60 Jahre alt sind, die Einrichtungsgegenstände aus der Generation unserer Großeltern. Die alte Farbe wird weggeschmirgelt, die Macken bessern wir aus. Das Holz, das dann sichtbar wird, ist klasse, die Scharniere werden geölt und fertig ist das gute alte Stück im Retro-Look der 50 er Jahre“, erzählt Phil Dabbert, der BWL studierte und sich im Job mit Anzug und Krawatte so gar nicht wohlfühlte. „Ich hatte Bock, etwas Sinnvolles zu machen, nicht den normalen Weg zu gehen, eine Familie zu gründen, ein Häuschen zu bauen. Das Möbelprojekt ist für mich kein Projekt gegen Langeweile, sondern wesentlich mehr.“

Verkauf über Facebook und Instagram

Einen Laden gibt es nicht, die restaurierten Möbel posten die beiden Klimaretter auf ihrer Facebook- und Instagram-Seite, jedoch ganz bewusst ohne Preisschilder. „Es geht uns nicht ausschließlich darum, dass die Leute unsere Kommode kaufen, sondern wir möchten mit den Leuten persönlich in Kontakt treten und mit ihnen reden, über ihr Konsumverhalten, über den Hang, vieles einfach wegzuwerfen“, sagt Mark, der an der Kölner Sporthochschule studiert hat. „Das Publikum, das sich über Facebook und Instagram meldet, ist bunt gemischt. Anfangs waren es fast nur Studenten, jetzt sind es auch Ältere und Sammler.

Auch diese Kommode haben die zwei restauriert.

Auch diese Kommode haben die zwei restauriert.

Aber die beiden betonen auch, dass sie keine fanatischen Klima-Missionare seien, sie verkauften auch gerne, denn sie bräuchten schließlich auch Geld für ein Lager und einen Sprinter. „Aber viel wichtiger ist der Spirit, du kannst zwar keine Gesetze ändern, aber jeder sollte anfangen nachzudenken, bevor er etwas wegwirft“, so der 27–jährige Phil, der sich wünscht, dass große Möbelhäuser solche Nachhaltigkeitsprojekte im größeren Rahmen fördern.

Vor Konkurrenz fürchten sie sich nicht, im Gegenteil, sie freuen sich über Nachahmer, denn dann hätten sie alles richtig gemacht. „Wir wollen kein Möbelnachhaltigkeits-Monopol aufbauen, wir wollen den Leuten die Augen öffnen“, sagt Mark, der davon überzeugt ist, dass es so einfach ist, etwas Gutes für die Umwelt zu tun.

Mitte November öffnen sie in der Nähe des Ebertplatzes einen kleinen Verkaufsladen und hoffen, dann ein noch breiteres Publikum zu erreichen und gleichzeitig für ihre Vision gegen die Wegwerfkultur zu sensibilisieren und zu begeistern, denn beide sind sich einig, dass viel zu viel Brauchbares auf dem Müll landet.

Möbelkiste vom Dabberg auf Facebook und Instagram

vomdabberg@gmail.com

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