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Schüler protestierenStadt will 20 Kirschbäume an Kölner Gymnasium fällen

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Schülerinnen und Schüler des Herder Gymnasiums in Köln protestieren auf dem Fahrradstellplatz mit Plakaten gegen Baumfällung.

Die Schulgemeinschaft protestierte gegen die geplante Baumfällung.

Die Stadt Köln lässt Kirschbäume am Herder-Gymnasium fällen, um Platz für Container zu schaffen. Die Schulgemeinschaft ist fassungslos. 

Die Schulgemeinschaft des Herder-Gymnasiums war am ersten Tag nach den Osterferien entsetzt: Wohl gegen die Absprache mit der Schulleitung hatte die Stadt mit den Vorbereitungen für die Aufstellung von Containern als provisorische Unterrichtsräume im Eingangsbereich begonnen. Dafür sollten ein Lehrerparkplatz, ein Fahrradstellplatz und etwa 20 Kirschbäume weichen.

Kölner Herder-Gymnasium: Stadt will  Bäume wegen Schulplatznot fällen

Um ihre Unzufriedenheit auszudrücken, besetzten Schüler symbolisch den gefährdeten Fahrradstellplatz. Das Schulgrundstück befindet sich zwischen der Kattowitzer Straße im Norden und der Modemannstraße im Süden. An beiden Straßen gibt es Zugänge, wobei das Tor des Haupteingangs an der Kattowitzer Straße liegt. Unmittelbar neben dem Schulgelände schließt sich das Areal des Erich-Gutenberg-Berufskollegs an.

Die Stadt hatte damit begonnen, einen der beiden Fahrradplätze am Haupteingang abzubauen und bereitete die Fläche des ehemaligen Lehrerparkplatzes direkt daneben als Ersatzfläche vor. „Der Eingang ist die Visitenkarte der Schule“, klagt Lehrer Heiko Reich, der die Schülervertretung betreut. Da könne man nicht irgendwelche Container hinstellen und das Gesamtbild der Schule dadurch verschandeln: „Es gibt auf unserem Schulgelände bessere und nachhaltigere Orte.“

Ich war geschockt, dass so etwas passiert. Niemand wusste davon
Jule Büchter, Schülersprecherin

Damit nicht genug: „Hier wurde über unsere Köpfe hinweg entschieden.“ Dass Container als Interimslösung für fünf Jahre aufgestellt werden sollen, war an der Schule seit längerem bekannt. Reich: „Wir hatten im Vorfeld eine große interne Diskussion, bei der Schüler, Lehrer und Eltern eingebunden waren.“ Eine Aufstellung der provisorischen Unterrichtsräume im Eingangsbereich an der Kattowitzer Straße sei allerdings nicht favorisiert gewesen.

Reich: „Wir favorisieren einen Standort zur Modemannstraße hin, wo sich der zweite Eingang befindet.“ Auch Schülersprecherin Jule Büchter kann es nicht fassen. Als sie nach den Ferien zur Schule kam, waren die Fahrradnadeln auf dem Abstellplatz bereits abgebaut. Erste Bauzäune standen auch schon da. „Ich war geschockt, dass so etwas passiert. Niemand wusste davon“, betont sie.

Bezirksbügermeister Fuchs legt Veto gegen Baumfällung ein

Der Aufschrei der Schulgemeinschaft hatte Folgen. Reich: „Wir hatten bereits Besuch aus dem Amt für Schulentwicklung.“ Es sei zugesagt worden, noch einmal über alles zu reden. Auch Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs machte sich ein Bild und reagierte: „Ich habe erst einmal mein Veto gegen die Baumfällungen eingelegt.“ Dazu sei er befugt, da Baumfällungen mit der Bezirksvertretung abgestimmt werden müssten – was bisher unterblieben sei.

„Das Johann-Gottfried-Herder Gymnasium ist eines von sieben städtischen Gymnasien mit Nachverdichtungspotenzial. Hier wird dem Ratsbeschluss entsprechend mit Schulcontainern ein zweigeschossiger Bau errichtet, um kurzfristig weitere Plätze zu schaffen“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Dafür müssten voraussichtlich maximal acht Kirschbäume gefällt werden.

Kirschbäume sind zu alt für Umpflanzung 

Grundsätzlich werde von der Stadtverwaltung immer angestrebt, Bäume zu erhalten oder – sollte das nicht möglich sein – umzupflanzen. Doch: „In diesem Fall ist das aufgrund des Alters und der Größe der Bäume leider nicht möglich.“ Es sei geprüft worden, ob diese acht Bäume umgepflanzt werden könnten. Laut externer gutachterlichen Expertise aber seien die Bäume zu alt, um an einem neuen Standort Wurzeln zu schlagen. Sie würden nicht wieder anwachsen.

„Nach dem Rückbau der Containeranlage wird die Stadt jedoch neue Bäume pflanzen als Ersatz für die, die nun der kurzfristigen Schaffung von Schulplätzen weichen müssen“, verspricht die Stadt.

Bezüglich eines anderen Standorts der Container heißt es weiter, dass auch das geprüft worden sei. Doch sei der von der Schule favorisierte Alternativstandort durch die Leitung der Nachbarschule abgelehnt worden. Ein „alternativer Standort im hinteren Schulhofbereich des Gymnasiums ist ebenfalls nicht möglich“.

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