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Sozialarbeiterin Buchheim„Du kannst nichts erreichen, wenn Du auf Distanz gehst“

Lesezeit 4 Minuten

Claudia Greven-Thürmer in ihrem Garten 

Buchheim/Holweide – Claudia Greven-Thürmer leistete 25 Jahre lang Stadtteilarbeit in Buchheim, seit kurzem auch in Holweide. Erst war sie Geschäftsführerin der Buchheimer Selbsthilfe (BuchSe). Seit 2006 wirkte sie als Sozialraumkoordinatorin erst in Buchheim/Buchforst, ab 2020 in Buchheim/Holweide.

Frau Greven-Thürmer, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihre Zeit in Buchheim zurück?

Es ist schon schwer, Abschied zu nehmen. Ich habe hier viel erlebt. Als ich 1996 anfing, hatte ich kaum eine Ahnung, wo Buchheim überhaupt liegt. Doch dann wuchsen mir der Stadtteil und seine vor allem Bewohnerinnen und Bewohner immer mehr ans Herz. Ich erinnere mich noch genau, dass meine erste Aufgabe war, ein Stadtteilfest zu organisieren. Ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre das nichts geworden.

Zur Person

Claudia Greven-Thürmer (64) hat Sozialarbeit studiert und war seit 1981 in diesem Beruf unter anderem bei der AWO und der Stadt Köln tätig. Ab 1996 arbeitete sie bei der Bucheimer Selbsthilfe. Seit 2014 sitzt sie für die SPD in der Bezirksvertretung Kalk; 2018 trat sie die Nachfolge von Marco Pagano als Kalker Bezirksbürgermeisterin an. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. (aef)

Was haben Sie im Laufe Ihrer Tätigkeit erreicht?

Ich merkte von Anfang an: Du kannst nichts erreichen, wenn Du auf Distanz gehst. Also habe ich den persönlichen Kontakt gesucht und Leute eingeladen, bei Vorhaben wie bei Festen und anderen Aktionen mitzumachen. Wir führten eine Zukunftskonferenz durch, bei der jede und jeder eigene Ideen einbringen konnte. In der Stadtteilarbeit ist man immer nah dran, man lebt ein bisschen mit den Menschen in der Siedlung, man schafft was zusammen – das verbindet. Heute existieren in Buchheim generationsübergreifende Netzwerke. Am Anfang gab es im Stadtteil nur die BuchSe, Schulen und kirchliche Einrichtungen. Jetzt kann Buchheim einen Familienladen, den Buchheimer Treff

(BuchT), das Jugendzentrum Treffer, ein interkulturelles Zentrum, ein Seniorennetzwerk, einen Mieterrat und eine Jobbörse vorweisen. Eine große Hilfe bei meiner Arbeit war auch die Kooperation mit dem GAG-Sozialmanagement.

Sie waren seit 2006 Sozialraumkoordinatorin. Unterschied sich diese Aufgabe von der vorherigen?

In der Gemeinwesenarbeit hatte ich mehr direkt mit den Menschen im Wohnviertel zu tun, als Sozialraumkoordinatorin eher mit Vereinen, Einrichtungen und Institutionen des ganzen Sozialraumgebietes. Doch auch in dieser Funktion wollte ich nicht darauf verzichten, nah an den Menschen zu sein. Das ist der richtige Weg: Die Menschen ließen mich immer an sich heran. In Holweide war ich nur kurz. Doch auch hier konnte ich etwas anstoßen. Die Leute hier sind bereit aktiv zu werden. Da kann meine Nachfolgerin gut anknüpfen.

Gab es schöne oder auch traurige Momente?

Schön waren immer die gemeinsamen Feste. Wir hatten viel Spaß – sogar beim Aufräumen! Traurig war in dieser Zeit vor allem der Verlust von Mitstreitern, aber auch ein Einbruch in die Räume der BuchSe mit großen Verwüstungen. Traurig war auch die Zeit des Lockdowns. Vor allem die Kinder mussten sehr viele Entbehrungen hinnehmen. Um sie sorge ich mich am meisten.

Was bleibt für Ihre Nachfolgerin?

Für sie gibt es noch viel zu tun. Die bisherigen Förderprogramme haben es zum Beispiel nicht geschafft, die soziale Datenlage in den Sozialräumen zu verändern. Hier gibt es weiterhin Quartiere, die eine hohe Arbeitslosigkeit und Armutslagen vorweisen. Auch wenn es manche mit unserer Hilfe schaffen, ihre Lebenssituation zu verbessern oder wegzuziehen: Durch die Mietpreisbindung in den Quartieren ziehen immer wieder Menschen nach, die eine Vielzahl von Problemen mitbringen und Unterstützung brauchen. Es kommt kaum zu einer sozialen Vermischung. In Schulen und Kitas vor allem brauchen wir daher viel mehr Personal, um die Kinder und auch die Eltern zu fördern.

Wie sehen Ihre persönlichen Zukunftspläne aus?

So ganz ruhig zu Hause sitzen oder im Garten – das ist nichts für mich. Seit etwa zwei Jahren bin ich ja Bezirksbürgermeisterin in Kalk. Auf diese Aufgabe kann ich mich neben meiner Familie nun mit ganzer Kraft konzentrieren. Und da gibt es einiges zu tun.