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„Desaster“Künstler der Kölner „Art Factory“ bangen um Existenz – deutliche Kritik an der Stadt

Lesezeit 3 Minuten
Das Atelierhaus von außen mit davorstehenden Autos.

Dem Atelierhaus in der ehamaligen Schnaß-Bäckerei droht die Schließung.

Existenzangst und Unsicherheit – die Künstler der Ateliergemeinschaft „Art Factory“ in Köln-Dünnwald könnten jeden Moment auf die Straße gesetzt werden.

Ein kulturpolitisches Desaster werfen die Künstler der Ateliergemeinschaft „Art Factory“ der Stadt vor. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten sie in den Räumen der ehemaligen Großbäckerei Schnaß-Brot. Der seinerzeitige Umbau in Ateliers wurde 2002 bis 2005 großzügig vom Kulturamt der Stadt gefördert. Leider versäumten es aber die Beteiligten, für die Umnutzung eine Genehmigung der Bauaufsicht zu erwirken. Darum droht jetzt eine Schließung des Ladens.

Köln: 33 Kulturschaffende bangen um ihre Existenz

„Wird das Haus zugemacht, steht für 33 Kulturschaffende die Existenz auf dem Spiel“, erklärt Dietmar Paetzold, einer der Künstler. Die Nutzer sind Künstler und Freiberufler – darunter ein Fotograf und ein Restaurator. Alle Mieter des Hauses betreiben einen gemeinsamen Internetauftritt.

„Erst 2018 kam heraus, dass damals versäumt wurde, eine Baugenehmigung einzuholen“, berichtet Paetzold. Damit nicht genug, stelle das Bauaufsichtsamt neue Forderungen wie die Barrierefreiheit des Gebäudes.

Erschwerte Kommunikation mit Stadt Köln

Der heutige Eigentümer, Friedrich Niedenhoff, sucht seit Anfang 2019 mit dem Kulturamt und seit 2020 mit der Bauaufsicht eine Lösung –bislang jedoch ohne Erfolg. Paetzold: „Dabei kam es zu vielen Missverständnissen und einer erschwerten Kommunikation, die eine Lösung des Problems bisher verhindert haben.“

Das Thema beschäftigte im Frühjahr 2022 ebenfalls die Bezirksvertretung Mülheim. Diese wandte sich an die Stadt mit der Bitte, doch eine Lösung im Sinne der Künstler zu finden. Daraufhin besuchten im Sommer 2022 Vertreter des Kulturamtes, des Bauamtes und auch dessen Dezernatsleiter Markus Greitemann die „Art Factory“, um sich vor Ort einen Überblick über die Situation zu verschaffen.

Da von nun an jeden Tag eine Schließung drohte, war Niedenhoff genötigt, allen Nutzern zum 31. Januar zu kündigen – zumindest pro forma. Dennoch ist es nach wie vor erklärte Absicht des Vermieters, das Atelierhaus zu erhalten. Bisher sind alle Versuche, in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Lösung zu finden, gescheitert. Auf Anfrage dieser Zeitung äußerte sie sich nicht zu der Situation der „Art Factory“.

Unsichere Lage für Kölner Künstler und Künstlerinnen

Paetzold: „Seit Herbst letzten Jahres erreichen uns wöchentlich sich widersprechende Nachrichten der beteiligten Ämter. Anfragen an die Politik, so auch an die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, werden gar nicht oder erst viel zu spät beantwortet.“ Dadurch entstehe der Eindruck, dass der Kulturstandort „Art Factory“ der Willkür einer genauso unfähigen wie unzugänglichen Behörde überlassen werden soll: „Wir als Künstler sind die Leidtragenden der Situation.“

Die Nutzer des Hauses leiden unter permanenter Unsicherheit. „Es ist eine prekäre Situation“, beschreibt Ursula Molitor, die sich mit Lichtinstallationen beschäftigt. Umso schlimmer sei die Situation, weil fast alle langfristig planen müssen. Molitor: „Eine Ausstellung beispielsweise erfordert lange Vorlaufzeiten und verlässliche Absprachen.“

Auch Niedenhoff findet die Situation bedrückend: „Es wäre ja kein Problem, wenn ich etwas länger auf eine Baugenehmigung warten müsste. Doch nun haben wir dieses Ordnungsverfahren im Nacken sitzen und es droht jeden Tag die Schließung.“ Damit nicht genug, seien schon fünf der Künstler wegen der unsicheren Situation ausgezogen.

Er hätte sich viel lieber gewünscht, mit Vertretern der Bauaufsicht und der Feuerwehr gemeinsam das Haus zu begutachten und jede einzelne Maßnahme abzusprechen – in konstruktiver Zusammenarbeit mit praktischen Lösungen. Doch: „Ein solcher Termin kam leider nicht zustande.“

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