Alt-J im Kölner PalladiumAkustische Brillanz im Schlafanzug

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Die Band "Alt J" auf der Bühne des Kölner Palladiums

Die Band „Alt J“ im Palladium.

Originelle, akustisch hochwertige Musik und ganz wenig Show: Bei ihrem Auftritt im Kölner Palladium zeigte die britische Band „Alt J“, was in ihrem vierten Album steckt.

Nach 30 Minuten hüpft Joe Newman im Kölner Palladium auf der Stelle, den rechten Arm bis zur Spitze seines Zeigefingers ausgestreckt, der Frontmann der britischen Folk-Band „Alt J“ lacht sein Publikum an, als er „Matilda“, einen der bekanntesten Songs seiner Band, ansingt. Es ist ein besonderer Moment, die meiste Zeit des Abends sind Newmans Augen geschlossen und seine Lippen kleben am stehenden Mikrofon.

„He's never gonna make it in L.A“, in Los Angeles wird er es niemals schaffen, singt die Band zu Beginn des Konzerts in „The Actor“, einem Song über einen gescheiterten Schauspieler, der im neuen Album „The Dream“ erschienen ist. Als perfekte Schauspieler scheitert auch das „Alt J“-Trio, ein Live-Spektakel hat es nicht zu bieten.

Konzert von „Alt-J“: Voluminöse Stimme und elektronische Beats

Die Band bleibt ganz bei ihrer Musik, mischt Newmans vielseitig-hohe und voluminöse Stimme in elektronische Beats und satte Instrumentalklänge. Und arbeitet lieber zu dritt an der musikalischen Perfektion als mit dem Publikum zusammen am perfekten Konzert.

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Ohnehin gehört es zu den Kernkompetenzen von „Alt J“, Erwartungen so zu brechen, dass etwas Interessantes dabei herauskommt. Nach den ersten beiden Alben „An Awesome Wave“ und „This Is All Yours“, die im Indie-Pop Anfang der 2010er-Jahre Standards in Vielseitigkeit und Originalität gesetzt haben, folgte das überraschend poppige Album „Relaxer“.

Neues Alt-J-Album führt zurück zu den Anfängen

Nah an sich dran lässt die Band niemanden: Nicht mal das genaue Alter der Bandmitglieder ist öffentlich. Mit „The Dream“ überraschte „Alt J“ nun mit einer seicht-gefühlvollen vierten Platte, die in der Vermischung von Stilrichtungen zurückführt an die Anfänge und darüber hinaus.

Gut funktioniert in Mülheim etwa die experimentelle Ballade „Philadelphia“, die in Teilen mitgesungen und mit langem Applaus bejubelt wird. Als würden sie ihn nicht hören, spielen „Alt J“ regelmäßig in den Applaus hinein. Mit akustischer Brillanz und weiten dunklen Klamotten, die beinahe an Schlafanzüge erinnern.

Mit „Left Hand Free“ und „Breezeblocks“ behielt sich die Band ihre zwei größten Songs für den Abschluss auf. Und Joe Armstrong entschied sich, doch noch einmal seinen Arm in die Höhe zu strecken.

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