Die Veranstaltungsreihe „Nachbarschaft im Gespräch“ möchte Demokratie und Teilhabe stärken. Bürger sollen mitreden über ihre Anliegen.
Gegen den RechtsruckInitiativen rufen neues Gesprächsformat in Köln-Mülheim ins Leben

Rüdiger Pohl, Nicole Scherer, Sebastian Jazura und Gerrit Mays wollen eine neue Gesprächsreihe in Höhenhaus und Dünnwald etablieren.
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„Es soll darum gehen, Gespräche auf Augenhöhe zu führen“, sagt Sebastian Jazura von der Gemeinwesenarbeit der Christlichen Sozialhilfe Köln (CSH) in Dünnwald. Er ist Teil einer Arbeitsgruppe aus sozialen Einrichtungen und Initiativen in Höhenhaus und Dünnwald, die die Veranstaltungsreihe „Nachbarschaft im Gespräch“ ins Leben gerufen hat.
In unterschiedlichen Formaten werden dabei Themen aufgegriffen, die Menschen vor Ort bewegen. Es sind keine Informationsveranstaltungen, sondern offene Gespräche zwischen Bürgerinnen und Bürgern. Mit Blick auf das Wahljahr 2025 hatten sich Einrichtungen und Initiativen bereits vergangenes Jahr zusammen getan und überlegt, wie sie die Demokratie stärken könnten, erzählt Gerrit Mays, Sozialraumkoordinator Höhenhaus/Dünnwald.
Köln-Dünnwald und Höhenhaus: Partizipation soll gestärkt werden
„Wir spüren im Sozialraum einen zunehmenden Rechtsruck und immer mehr Politikverdrossenheit. Da wollen wir Wege finden, um dem entgegenzuwirken“, so Mays. Den Frust der Bürgerinnen und Bürger könne er an vielen Stellen verstehen. „Wir merken aber auch immer wieder, dass viele Menschen gar nicht wissen, welche Möglichkeiten es gibt, an wen sie sich wenden können, wie sie vielleicht selbst etwas bewirken können.“ Es ginge also darum Begegnung und Partizipation zu schaffen.

Am 25. November gibt es eine Veranstaltung mit Vertretern der Bezirksvertretung Mülheim.
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Nach diversen Befragungen und Veranstaltungen Anfang des Jahres habe sich der Arbeitskreis gebildet, der nun „Nachbarschaft im Gespräch“ organisiert. Neben Jazura und Mays gehören dazu auch Nicole Scherer, Seniorennetzwerkkoordination und Gemeinwesenarbeit der CSH Köln in Dünnwald, und Rüdiger Pohl, Engagementförderer der Katholischen Kirchengemeinde Heilige Familie Köln-Dünnwald/Höhenhaus. Finanziert wird das Projekt durch bezirksorientierte Mittel von der Bezirksvertretung Mülheim.
Die Idee der Veranstaltungsreihe sei inspiriert von dem Prinzip der Thekengespräche, die es bereits in unterschiedlicher Form in ganz Köln gibt. Dabei geht es darum, Bürgerinnen und Bürger zusammenzubringen, damit sie miteinander sprechen – ohne Hierarchien und lange Vorträge. „Wir müssen Formate finden, um Partizipation zu fördern, ohne es so zu nennen“, ist Rüdiger Pohl überzeugt, „Begriffe wie Demokratie, politische Bildung, Partizipation, Selbstwirksamkeit erreichen nur die, die es eh schon machen, aber wir wollen alle erreichen“. Ein sogenanntes Thekengespräch sei deshalb deutlich niederschwelliger und inklusiver.
„Nachbarschaft im Gespräch“ lädt zu offenem Austausch ein
Da der Begriff „Theke“ jedoch behaftet sei und vor allem auch nicht immer passend, sei der Name „Nachbarschaft im Gespräch“ entstanden. „Es geht eben genau darum, ins Gespräch zu kommen, über alles reden zu können, was die Menschen bewegt“, sagt Sebastian Jazura. „Unsere Aufgabe ist es, Räume dafür zu schaffen und vor allem auch Räume dafür zu füllen“.
Die Veranstaltungen sind deshalb sehr frei, immer anders, immer niedrigschwellig. Das Projekt richtet sich grundsätzlich an alle, die jeweiligen Veranstaltungen seien jedoch für unterschiedliche Zielgruppen gedacht. So gibt es unter anderem Veranstaltungen für Jugendliche, Familien, Seniorinnen und Senioren. Termin und Veranstaltungsort sind dem jeweils angepasst. Eine Anmeldung ist nicht nötig, auch dadurch solle eine Hürde abgebaut werden.
Arbeitsgruppe will niederschwelliges Angebot schaffen
Jede Veranstaltung hat ein Oberthema und eine Expertin, die das Gespräch in unterschiedlicher Form anleitet oder moderiert. Worüber gesprochen wird, entscheiden jedoch immer die Teilnehmenden. „Niederschwelligkeit heißt auch, dass wirklich jede und jeder etwas sagen kann und keine Stimme untergeht“, sagt Scherer. So wird Teilnehmenden zum Beispiel durch eine Vorstellungsrunde direkt zu Anfang eine Stimme gegeben.
Diese Stimmen wolle die Arbeitsgruppe dann auch wieder einfangen für künftige Angebote. Dieses Jahr sind noch drei Veranstaltungen im November geplant. Wie es danach konkret weiter geht, sei noch nicht klar, das hänge auch von der Finanzierung ab. Ende dieses Jahres wolle die Arbeitsgruppe die Veranstaltungen besprechen. „Wir müssen gucken, was funktioniert hat und was das beste Format ist“, sagt Pohl. In jedem Fall sei die Arbeitsgruppe zuversichtlich, dass es nächstes Jahr weitere Gespräche in der Nachbarschaft geben wird. „Wir merken deutlich, dass der Bedarf da ist“, sagt Gerrit Mays.
Kommende Termine „Nachbarschaft im Gespräch“
„Zeit für Kinder - Zeit für mich? Tipps und Austausch für Eltern“15. November 2025, 14 bis 16 Uhr (mit Kinderbetreueung)Familientreff Klamöttchen, Im Weidenbruch 135, 51061 Köln
„Hürden im Alltag - wie komme ich barrierefrei durch mein Veedel“21. November 2025, 17 bis 19 UhrFamilienzentrum Menschenskinder, Auf der Schildwache 1, 51061 Köln
„Unsere Stimme zählt, Gespräche auf Augenhöhe - Politik trifft Nachbarschaft“ - mit Politikerinnen und Politikern aus der Bezirksvertretung Mülheim25. November 2025, 18 bis 20 UhrJugend- und Nachbarschaftshaus Henry's H.O.P.E, Auguste-Kowalski-Straße 84A, 51069 Köln

