Bananen-Rodeo und viel AdrenalinFeine Sahne Fischfilet sorgen für Euphorie im Kölner Palladium

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Das Bühnenbild zeigt die Fassade eines Plattenbaus. Davor stehen die Musiker der Band Feine Sahne Fischfilet.

Sänger Jan „Monchi“ Gorkow und Bassist Kai Irrgang beim Auftritt ihrer Band Feine Sahne Fischfilet im Kölner Palladium.

Feine Sahne Fischfilet gehören zu den angesagtesten deutschsprachigen Bands. Ihr Auftritt im Kölner Palladium unterstrich das.

Schweißnasse Körper klatschten aneinander, es wurde euphorisiert gejohlt. Dabei hatte die Show noch gar nicht wirklich angefangen. Vom Band lief „Halbstark“. Ein Hit der Bremer Gruppe The Yankees aus dem Jahr 1965,  allerdings als Coverversion der Toten Hosen. Die hatten den Song 1987 auf ihre ganz eigene Art neu interpretiert.

Das Adrenalin-Level im Palladium blieb auf hohem Niveau. Eine der erfolgreichsten Bands Ostdeutschlands trieb das Publikum am Dienstagabend vor sich her. In dichter Folge jagten Feine Sahne Fischfilet „Zurück in unserer Stadt“, „Kiddies im Block“ und andere Nummern durch den Saal.

Gummibanane aus dem Osten

Erst bei „Mit Dir“ gab es so etwas wie eine Verschnaufpause. Die Truppe aus Mecklenburg-Vorpommern hatte ein Gummiboot in Form einer Banane mitgebracht, wie man es als Touristenbelustigung von den Stränden Südeuropas kennt.

Sänger Jan Gorkow, der wegen einer gewissen Ähnlichkeit zur Stoffpuppe eigentlich nur „Monchi“ gerufen wird, rief lachend: „Die Ossis haben Bananen mitgebracht!“ Max Bobzin, der Band-Trompeter, wagte den Ritt über die Köpfe des Publikums. Das ganze erinnerte an eine Runde Rodeo auf einem elektrischen Stier. Mehrmals wackelte Bobzin bedenklich, doch er hielt durch und bewies sogar großes Geschick. Mit einer Hand fing er eine Plastik-Bierflasche, die ihm Kollege Gorkow zuwarf.

Discounter-Bier in unterschiedlicher Darreichungsform

Überhaupt waren Feine Sahne Fischfilet großzügig im Verteilen von Discounter-Bier in besagten Plastikflaschen. Ob nach einem tiefen Zug in die ersten Fan-Reihen vor der Bühne geprustet, wild aus der Flasche verspritzt oder gleich samt dieser in die Menge geworfen – Hauptsache unters Volk gebracht, schien die Devise. Gesundheitsminister Lauterbach hätte angesichts der Szenen wohl mit einer Ohnmacht zu kämpfen gehabt.

Feine Sahne Fischfilet sind aber keine reine Spaß-Combo. Viele Songs der Band behandeln politische Themen, was ihr in der Vergangenheit Erwähnungen in den Verfassungsschutzberichten ihres Bundeslandes eingebracht hatte. Es geht unter anderem um wiedererstarkten Rechtsradikalismus und Flüchtlingskrisen.

Extremisten unerwünscht

Als die Menge im Palladium den Slogan „Nazis raus!“ anstimmen wollte, würgte Gorkow die Rufe im Ansatz ab. Stattdessen forderte er sein Publikum dazu auf, sich im Alltag den Extremisten entgegenzustellen. Dabei verurteilte er gleichermaßen Rechtsradikale und Islamisten. „Ideologen, egal welcher Richtung, wir verachten sie“, schloss Gorkow.

Sänger Jan Gorkow steht am Bühnenrand, über seinem Kopf leuchten viele Scheinwerfer.

Sänger Jan „Monchi“Gorkow tänzelt über die Bühne im Kölner Palladium.

Kurz vor Ende der Show kündigte der Frontmann einen Coversong an. Die Band hatte ein „Feine Sahne Quizfilet“ veranstaltet, wie er es nannte. Der Gewinner durfte das Lied auswählen. Bassist Kai Irrgang hatte sich als strahlender Quiz-Sieger für den Wolfgang-Petry-Hit „Weiß der Geier“ entschieden.

Wolfgang-Petry-Cover im Dino-Kostüm 

Weniger Glück hatten Gitarrist Hauke Segert und Schlagzeuger Olaf Ney. Als Verlierer der Rate-Runde mussten sie in Dino-Kostüme schlüpfen. „Was bin ich froh, dass ich nicht verloren habe“, feixte Garkow.

Den größten Teil des Auftritts absolvierten Feine Sahne Fischfilet vor der Kulisse eines Plattenbaus. Nicht nur dieser Aspekt des furiosen Abends barg ein hohes Maß an Authentizität. Gleichermaßen authentisch war es, als Band und Publikum zum Schluss gemeinsam „Komplett im Arsch“ sangen, wobei sich die Nummer eigentlich mehr um psychische denn um physische Erschöpfung dreht. Nach diesem Konzert traf aber womöglich beides auf den einen oder anderen zu.

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