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Serie

Warum ich mein Veedel liebe
Das vielleicht ehrlichste Veedel Kölns es e Jeföhl

3 min
In einem Café spielt eine Band, Menschen stehen im leergeräumten Gastraum und hören zu.

Bei der Mülheimer Nacht finden an zahlreichen Orten im Veedel, hier das Café Jakubowski an der Mülheimer Freiheit, Veranstaltungen statt, die die Vielfalt des Stadtteils spiegeln. 

Der Satz „Et es e Jeföhl“ fällt häufig, um zu erklären, was an Köln als Stadt so toll ist, für mich beschreibt er treffend, warum ich mein Veedel Mülheim so liebe.

Für die Vielfalt und Offenheit in Köln, von der so häufig die Rede ist, ist Mülheim meiner Meinung nach das Paradebeispiel. Hier leben junge und alte Menschen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, Familien, WGs und Alleinstehende, Unternehmende, Studis und Arbeitslose nebeneinander. Es ist einfach selbstverständlich. Die hohe Kriminalitätsrate und die heruntergekommenen Ecken gibt es auch, aber für mich ändern sie nichts an dem Gefühl von Willkommensein, Ehrlichkeit und Individualität. In Mülheim ist wirklich jeder Jeck anders, und das ist ganz wundervoll.  

Der Rhein mit Schiffen und der Mülheimer Brücke ist zu sehen.

Der Rhein und die Brücke gehören zu Mülheim, wie der Dom zu Köln.

Es gibt wohl keinen schöneren Ort in Köln, um den Sonnenuntergang zu beobachten, als das Rheinufer in Mülheim. Die Mülheimer Brücke vor gelb-orangem Himmel mit dem Dom in der Ferne ist wohl das häufigste Motiv in meiner Kamera. Immer wieder sitze ich gerne auf der Mauer mit einem kalten Kiosk-Kölsch in der Hand und genieße wie viele andere Mülheimerinnen und Mülheimer die letzten Stunden des Tages.

Ein Gebäude aus Beton und Glas: der Kulturbunker Köln-Mülheim.

Der Kulturbunker in Mülheim bietet Raum für Veranstaltungen und Begegnungen.

Der Kulturbunker ist nicht nur eine tolle und coole Location für Ausstellungen, Theateraufführungen, Performances, Partys und Konzerte, sondern auch ein Ort voller Geschichte. Der ehemalige Hochbunker an der Berliner Straße wurde 1942/43 durch den Einsatz von Zwangsarbeitern erbaut. Seit den Neunzigern wird er für kulturelle Angebote im Veedel genutzt und schafft es so immer wieder ein Ort für Begegnungen von Menschen aller Nationalitäten, Altersgruppen und sozialen Schichten zu sein. Er ist auch ein Ort der Erinnerung. So passt es gut, dass die Geschichtswerkstatt Mülheim ihren Stammtisch und ihr Archiv dort hat.

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Blick in einen Innenhof, in dem Tische und Stühle eines Cafés stehen.

Das Café Vreiheit ist eine Institution in Mülheim.

In Mülheim nur eine Gaststätte zu empfehlen, würde dem vielfältigen Angebot nicht gerecht werden. So gibt es noch immer viele urige Kneipen wie den Kupferhut, Zum Krug, Zum Fass, Reissdorf Fass und Bei Bruno, bei denen das Kölsch teilweise noch unter zwei Euro kostet. Und die Punkrock-Kneipe Limes ist natürlich eine Institution in Mülheim. Zudem gibt es aber auch einige „hippe“ Bars und Cafés. Die Cafés Jakubowski, Vreiheit und Rheinspaziert sind alle feste Bestandteile des Veedels und laden auf ein leckeres Stück Kuchen ein. Und die neuere Bar „Oya Müllem“ bietet eine Bühne für Drag, Techno und Kunst von Menschen marginalisierter Gruppen. 

Ein runder steinerner Brunnen steht in einer Grünanlage mit vielen hohen Bäumen.

Der Märchenbrunnen ist ein besonderer Hingucker am Rande des Mülheimer Stadtgartens.

An manchen Abenden liegt eine große Rauchwolke über dem Mülheimer Stadtgarten, weil so viele Menschen dort ihren Grill aufgebaut haben. An anderen Tagen läuft laute Musik unterschiedlicher Kulturen und es wird getanzt. Und manchmal ist der Park auch einfach eine ruhige, grüne Oase zwischen all den grauen Gebäuden. Der Stadtgarten ist einfach ein gemeinsamer Lebensraum von Mülheimerinnen und Mülheimern.

Gleichförmige helle dreigeschossige Backsteinhäuser säumen eine Straße.

Diese Häuser sind charakteristisch für die Keupstraße.

Die Keupstraße kann wohl das Herzstück von Mülheim genannt werden. Sie ist eine der lebendigsten und diversesten Straßen Kölns. Sie ist vor allem durch Arbeitsmigration und die Gründung von familiengeführten Geschäften und Restaurants geprägt. So ist sie eine ausgewiesene Anlaufstelle für türkische Spezialitäten. Ihre Geschichte ist aber mindestens genauso wichtig. Der rassistische Nagelbombenanschlag am 9. Juni 2004 und die darauffolgenden stigmatisierenden Ermittlungen erschütterten die Nachbarn dort nachhaltig. 

Vor einem Backsteingebäude mit großem Eingang hat sich eine Schlange gebildet.

Das Palladium als Konzert-Location zieht Tausende Menschen nach Mülheim.

Zu kaum einem anderen Ort kommen so viele Menschen nach Mülheim wie zur Konzert-Location Palladium an der Schanzenstraße. Immer wieder treten dort in der ehemaligen Maschinenbauhalle lokale und internationale Stars auf, um Konzerte zu spielen. Zwar könnte die Akustik besser sein, aber einige meiner besten Konzerterinnerung spielen im Palladium.