Mein Veedel Bickendorf ist einfach ein Modell-Veedel, denn es bietet im Kleinen all das, was Kölner im Allgemeinen an ihrer Stadt lieben.
So schön ist BickendorfDieses Veedel ist Köln in der Nussschale

Das Café Herzhäuschen ist Erinnerungsort an jüdisches Leben im Veedel und das gastronomische Schmuckstück Herz von Bickendorf.
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1) Bickendorf ist nicht nur ein Modell-Veedel, es hat mit der Rosenhof-Siedlung auch eine Kostprobe des Schaffens von Wilhelm Riphahn zu bieten, der als Architekt in Köln viele markante Gebäude und Siedlungen hinterließ. Und auch die vielen Straßen mit ihren teils sehr kleinen Einfamilienhäusern drumherum verleihen dem Stadtteil Charme und familienfreundliches Flair, Straßennamen wie Unter Kirschen geben dem Ganzen noch einen Hauch Natur-Romantik.

Mo-Torres mit seiner Ridgeback-Hündin Suki vor der Rochuskirche in Bickendorf
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2) Bickendorf hat bekannte Kölner Sänger hervorgebracht: Der Ehrenfelder Jung Björn Heuser lebt hier, genau wie Rapper Mo-Torres, der auch im Veedel groß wurde und dem örtlichen Fußballverein noch tief verbunden ist.
Café Herzhäuschen – Ein Ort der Erinnerung
3) Es gibt ein besonders schönes Andenken an jüdische Mitbürger im Veedel: Das Herzhäuschen, benannt nach der jüdischen Familie Herz, die hier bis zu ihrer Deportierung lebte, wurde im Zuge des Neubaus einer GAG-Wohnsiedlung vor wenigen Jahren originalgetreu wieder aufgebaut. Ein Kollektiv von acht Personen erhält es seit Sommer 2021 als „Café Herzhäuschen“, einem Kultur- und Genussort.
4) Zum Glück hat das Zimmermann’s, früher bekannt als Kääzmann’s, nach einem halben Jahr Leerstand am zentralen Bickendorfer Kreisel wieder eröffnet. Was wäre ein Veedel ohne Brauhaus?

Der Bickendorfer Kneipier Gustav Pesch, besser bekannt als Jussi, ist eine Institution in Bickendorf.
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5) Ein echtes Kneipen-Urgestein hat Bickendorf auch: Der „Jussi“ betreibt im Haus „Restauration Thomas seit 1846“ in Familientradition eine Schankwirtschaft, die mit ihrem puristischen Mobiliar in den 1950-er Jahren stehen geblieben zu sein scheint. Ein Ort, an dem die Zeit still steht, und der deshalb so beliebt ist, nicht nur bei den Nachbarn, sondern auch bei Film-Teams. Und bei Ludwig Sebus, dem unverwüstlichen kölschen Krätzche-Sänger, der in diesem Jahr 100 wird, und seinen 99. noch beim Jussi feierte.

Stephanie Luchterhandt in ihren Buchladen Handtverlesen am Bickendorfer Kreisel.
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6) Auch eine Lese-Tankstelle hat das Veedel: Nach dem Tod von Veedels-Buchhändler Ulrich Klinger wurde lange nach einem Nachfolger gesucht, doch zum Glück fand sich in Stephanie Luchterhandt eine couragierte Nachfolgerin, die den Laden zu einem weiteren Dreh- und Angelpunkt des kulturellen Lebens im Veedel gemacht hat. Und überhaupt gibt es alle wichtigen Geschäfte des täglichen Bedarfs noch vor Ort, darunter die seit 100 Jahren bestehende Rochus-Apotheke, eine Eisdiele, mehrere Bäcker und zwei inhabergeführte Metzgereien.
7) Auch die ländliche Historie zeigt sich im Dorf: Es gibt den Antoniushof, einen ehemaligen Gutshof, den sich einige Mietparteien teilen, und den Lindweiler Hof, der seit dem Hochwasser im Juli 2021 eine Baustelle ist. Die Förderschule, die dort mit ihren vielen kleinen Flachbauten stand, wurde bis auf das historische Gutshaus abgerissen, sie war buchstäblich abgesoffen.
8) Auch einen Klassiker des Zeitenwandels gibt es in Bickendorf live zu erleben: Die ehemalige Bruncken-Fabrik in der Rochusstraße wird bald, bis auf die erhaltenswerte Fassade, weichen. In den alten Industriehallen hatten sich junge Leute mit fantasievoll eingerichteten Loftwohnungen eingerichtet, Künstler hatten dort Räume, der ehemalige Eigentümer selbst eine Zahnarztpraxis. Nun wird ein Investor dort neu bauen.

Die Bickendorfer Schweiz an der Rochusstraße nahe Bickendorfs zentralem Kreisverkehr.
Copyright: Lioba Lepping
9) Welches Veedel hat schon eine Schweiz? Mit der Bickendorfer Schweiz gegenüber dem Lindweiler Hof hat sich ein Architekt ein besonders hübsches Gebäude-Ensemble mit Natursteinmauer, angedeutetem Wasserfall und viel Begrünung einfallen lassen, zur Freude von Bewohnern und Passanten.
10) Und last, but not least: Natürlich haben wir unser Bickendorfer Büdchen, wenn nicht sogar mehrere, denn ein nachweisbares Original stand bei dem Karnevalsklassiker der Bläck Fööss ja angeblich nicht Pate.