Bauarbeiten gestartetKölns Abwasser soll nach 100 Jahren durch neue Leitung fließen

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Ulrike Franzke (Mitte) setzte zusammen mit William Wolfgramm (2.v.r.) und weiteren Projektbeteiligten den ersten Spatenstich für den Düker zwischen Stammheim und Niehl.

Ulrike Franzke (Mitte) setzte zusammen mit William Wolfgramm (2.v.r.) und weiteren Projektbeteiligten den ersten Spatenstich für den Düker zwischen Stammheim und Niehl.

In Köln-Stammheim hat es den ersten Spatenstich für den neuen Rheindüker gegeben. Er soll die aktuelle, fast 100-jährige Anlage ersetzen.

Die Bauarbeiten für den neuen Rheindüker der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) sind offiziell gestartet worden. Steb-Vorständin Ulrike Franzke setzte mit Kölns Umweltdezernent William Wolfgramm am Montag den symbolischen Spatenstich für das Großprojekt im Kölner Norden. Der neue Düker soll planmäßig ab 2028 unterhalb des Rheins bis zu 6000 Liter Abwasser pro Sekunde aus dem linksrheinischen Köln zum Stammheimer Großklärwerk transportieren und damit eineinhalb Mal mehr als die alten Rohre.

Die jetzige Anlage ist schon seit 1928 in Betrieb. „Wenn es mit der Bauzeit so läuft, wie wir uns das vorstellen, wird der neue Düker genau 100 Jahre später fertig sein“, sagte Ulrike Franzke, bevor sie zum Spaten griff. 80 Prozent des Kölner Abwassers würden in Stammheim geklärt. Ginge die alte Leitung kaputt, wäre dies nicht nur ein betriebliches Problem, sondern auch eine Umweltkatastrophe. Deshalb investieren die Steb rund 110 Millionen Euro in einen weitaus moderneren, sichereren und leistungsstärkeren Ersatz. Die Ausführung übernimmt eine Arbeitsgemeinschaft aus drei Bauunternehmen.

Der neue Düker in Köln lässt sich besser inspizieren

Nördlich des Klärwerks entsteht zunächst eine rund 20 Meter tiefe Baugrube, von der aus ab Anfang 2025 zwei Betonrohre mit 3,2 und zwei Metern Durchmesser Stück für Stück Richtung Niehl gepresst werden. Die drei darin liegenden Leitungen werden sich 15 und 25 Meter unterhalb des Rheinbetts befinden und damit weitaus tiefer liegen als der jetzige Düker. Ein wichtiger Vorteil dieser Lage: Künftig wird es möglich sein, einzelne Rohre leer laufen zu lassen, um sie von innen zu inspizieren. Mit dem jetzigen Düker sei dies nicht möglich, so Projektleiter Christian Heinze.

Er verlaufe nur knapp unterhalb der Rheinsohle und würde in leerem Zustand aufsteigen. Deshalb kann er derzeit nur von außen durch Taucher untersucht werden. Eine hydraulische Steuerung soll zudem dafür sorgen, dass Abflussmengen an die Kapazitäten des Klärwerks angepasst werden können. Der neue Düker sei effizient und ressourcenschonend, so William Wolfgramm: „Das Projekt ist immens wichtig für die Zukunft der Stadt.“

Niehler Damm in Köln-Niehl wegen der Bauarbeiten gesperrt

Die Arbeiten für die Baugruben in Niehl und Stammheim sind bereits angelaufen. In Stammheim wird später ein Bohrkopf mit vier Metern Durchmesser in die Erde eingesetzt, der sich etwa einen Kilometer weit zum Zielschacht in Niehl vorarbeitet. Auch die Rohre werden von Stammheim aus in den Schacht gepresst. Voraussichtlich ab November 2024 werden sie stückweise angeliefert. Anwohner des Stammheimer Rings befürchteten zuletzt auf einer Bürgerversammlung, dass der Baustellenverkehr Häuser und Straßen lädiert.

Laut Steb werden etwaige Schäden dokumentiert und ersetzt. Außerdem werde bei einer Anwohnerin exemplarisch gemessen, ob die Transporte Schwingungen verursachen, die die zulässigen Grenzwerte überschreiten, so Christian Heinze: „Wir gehen aber davon aus, dass wir keine Schäden verursachen.“ Die Bauarbeiten machen sich auch in Niehl bemerkbar. Hier ist der Niehler Damm auf einer Länge von 300 Metern für Autofahrer gesperrt.

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