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„Eltern haben Qual, nicht die Wahl“So läuft der neue Anmeldemodus für Kölner Schulen

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Beim Schulanmeldeverfahren droht Chaos.

Köln – Jetzt steht es fest: Die Stadt hat nun offiziell mitgeteilt, wie die Schulplätze für die künftigen Fünftklässler diesmal vergeben werden sollen und wie das Anmeldeverfahren genau aussehen wird. Das Verfahren wird insofern von Grund auf geändert, als dass künftig Mehranmeldungen ausdrücklich möglich sind. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger bereits vorab berichtet hatte, hatte eine rechtliche Prüfung unzweifelhaft ergeben, dass das Schulgesetz dies zur Auflage macht. Das heißt, Eltern können ihre Kinder künftig tatsächlich von vorneherein nicht nur in einer Schule anmelden, sondern an allen Schulen, die für sie als Wunschschule in Frage kommen.

Große Anmeldeüberhänge an Schulen in Köln

Dazu kann der Anmeldeschein, den die Viertklässler mit der Schulformempfehlung in der Grundschule bekommen, bei Bedarf kopiert werden. Die Kölner Schulen sind dann verpflichtet, alle Anmeldungen gleichrangig zu behandeln – die Kinder nehmen an allen Schulen, an denen sie angemeldet sind, am jeweiligen Auswahlverfahren teil.

An zahlreichen Schulen wird es dadurch voraussichtlich sehr große Anmeldeüberhänge geben, wenn tatsächlich Eltern an vier oder fünf Schulen gleichzeitig anmelden sollten. Zunächst werden dann die Geschwisterkinder raussortiert, die mit Plätzen versorgt werden. Unter den anderen Angemeldeten werden dann die Plätze nach dem von der Schule selbst bestimmten Modus – in der Mehrzahl der Schulen wird gelost - vergeben. So wird unter allen Angemeldeten eine Art Rangliste erstellt. Das Ergebnis der Vergabe wird dann allen Familien zeitgleich mitgeteilt.

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Durch die Mehranmeldungen ist es auch möglich, von mehreren Schulen eine Zusage zu bekommen. Innerhalb einer vorgegebenen Frist müssen die Familien dann entscheiden, welchen Platz sie annehmen. Wer einen Platz annimmt, scheidet damit an allen anderen Schulen automatisch aus dem Auswahlverfahren aus.

Anschließend werden die Ranglisten aller Schulen um die bereits verteilten Kinder bereinigt. Die wieder frei gegebenen Plätze werden dann durch die Nachrücker in den Listen besetzt. Wenn jetzt wieder Kinder mehrfach Glück haben, werden die Listen erneut bereinigt und erneut mit Nachrückern besetzt, bis alle Kinder versorgt sind.

Zweitwunsch für Schule trotzdem möglich

Als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, teilt die Verwaltung den Eltern überdies mit, dass außerdem noch die Möglichkeit besteht, bei der Anmeldung wie lange Jahre üblich einen Zweitwunsch anzugeben. Sofern an der Erstwunschschule nicht genug Plätze zur Verfügung stünden, leite die Schule die Anmeldeunterlagen an die Zweitwunschschule weiter. Dort nimmt sie dann allerdings genauso wie alle durch Mehrfachanmeldungen dort platzierten Schüler am weiteren Verfahren teil. Eine vorrangige Berücksichtigung der Zweitwünsche sei aber rechtlich nicht möglich.

De facto macht die Zweitwunsch-Option daher überhaupt keinen Sinn: Im Rahmen der Mehrfachanmeldungen können die Familien ja quasi lauter Erstwünsche platzieren, die vorrangig behandelt werden. Die Verwaltung entspricht damit lediglich einem Beschluss der Kölner Politik: Der Schulausschuss hatte auf eine Beibehaltung von Erst- und Zweitwunsch bestanden. Für den Fall, dass Kinder nach Abschluss des Verfahrens an keiner der Schulen, an denen sie angemeldet wurden, einen Platz bekommen haben, erhalten sie nach Angaben der Verwaltung eine Übersicht mit Schulen, die noch über freie Plätze verfügen.

„Riesiger Mehraufwand" für überlastete Kölner Schulen

Für die durch die Pandemie ohnehin überlasteten Schulen wird dieses neue Verfahren eine gigantische Herausforderung. Die Sorge vor Chaos ist groß. „Wir rechnen mit einem riesigen Mehraufwand“, konstatierte Ute Flink, Schulleiterin der Königin-Luise-Schule und Sprecherin der Schulleitungen an Gymnasien. Auch werde sich das Verfahren dadurch wahrscheinlich in die Länge ziehen. Gleichzeitig bedauerte sie, dass es durch die veränderte Grundlage so etwas wie eine ausdrückliche Wunschschule nicht mehr gibt: „Normalerweise schauen sich Kinder und Eltern gemeinsam die Schulen an. Und die Schulen selbst präsentieren am Tag der offenen Tür ihre jeweiligen Besonderheiten. Der Sinn ist ja, dass sich jede Familie die Schule aussucht, die zu ihrem Kind passt.“ All das wird jetzt quasi irrelevant, wenn man an einer größeren Zahl Schulen gleichzeitig anmeldet. Die Eltern stünden damit vor einem riesigen Dilemma, wie sie ihr Anmeldeverhalten gestalten. „Sie haben nicht die Wahl, sondern die Qual.“

Terminlich starten als erstes die Gesamtschulen, wo die Kinder vom 28. Januar bis 5. Februar angemeldet werden können. Die Entscheidung über die Aufnahme wird bis zum 11. Februar mitgeteilt, damit Kinder, die keinen Platz bekommen haben, an dem Verfahren für die anderen weiterführenden Schulen teilnehmen können. Auch die Anmeldung für die neuen Gymnasien Zusestraße und Aachener Straße werden vorgezogen. Die Anmeldungen an den städtischen Gymnasien, Haupt- und Realschulen sind dann vom 21. Februar bis 4. März möglich.

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