Neues Hotel am Kölner Ring„Ruby“ ist die große Überraschung im Innenhof

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Ruby außen

Das Hotel Ruby steht zurückgesetzt vom Ring.

Köln – Das ist wirklich mal ein Wow-Effekt. Wer durch die unscheinbare Einfahrt am Hohenzollernring geht, dem eröffnet sich ein äußerst überraschender Anblick. Hier auf dem ehemaligen Capitol-Gelände, wo einst ein Kino, später die „Harald Schmidt Show“, „TV Total“ und zuletzt das Design-Möbelhaus Natuzzi zuhause waren, ist ein Hotel entstanden.

Das fünfstöckige „Ruby Ella“ mit 186 Zimmern ist kompakt gebaut und hat eine begrünte Fassade. Allein 100 – flachwurzelnde – Bäume wurden von der Landschaftsarchitekturfirma Enea in großen Tröge auf Simse und Vorsprünge gepflanzt.

Ruby Krawatten

Erinnerung an alte TV-Zeiten in der Lobby

Der Kölner Immobilienentwickler Proximus hatte das Grundstück 2011 gekauft, die alten Hallen im Innenhof abreißen lassen und nach Entwürfen des Düsseldorfer Architekturbüros Ingenhoven das Hotel errichtet. Vorne im Riegel zum Ring hin ist bereits vor einiger Zeit ein Rewe-Markt eingezogen, außerdem sind Büros entstanden. Carré Belge nennt sich nun der ganze Bereich – wegen seiner Nachbarschaft zum Belgischen Viertel.

Digital aufgestellte Gäste

Proximus besitzt mehrere Komplexe in der Innenstadt, unter anderem auch das Gerling-Quartier und das Hochhaus am Friesenplatz.  Das „Ruby“ sei eine „ökologische Nachverdichtung“ der Innenstadtbebauung, sagt Proximus-Vorstand Michael Kunz.

Die Verteilung der Flächen auf Handel, Büro und Hotel habe sich an diesem Standort angeboten und sei aus unternehmerischer Sicht eine „Risikodiversifizierung“. Auf Deutsch: Man verteilt das Risiko auf verschiedene Immobilienzweige, falls einer mal nicht mehr so gut laufen sollte.

Ruby BAr

Die Bar des Ruby Hotels in Köln ist öffentlich zugänglich. 

„Das Konzept von »Ruby« hat uns überzeugt. Hier wird auf Digitalisierung gesetzt und ein modernes Publikum angesprochen, das selbst Einchecken kann und beim Auschecken auch nicht eine Viertelstunde auf die Rechnung warten muss“, sagt Kunz. Denn die Vorgänge im Haus werden weitgehend online abgewickelt, eine Rezeption gibt es nicht, Rechnungen kommen per Mail.

Erinnerung an Harald Schmidt

Die Ruby-Gruppe, die es seit 2013 gibt, hat ihren Sitz in München. Sieben Hotels gibt es in Deutschland, davon allein drei in Düsseldorf. „Köln fehlte noch auf der Landkarte der wichtigen Städte“, sagt Marketing-Direktor Felix Härtel. Bei der Gestaltung der Lobby und des großen Bar-Bereichs hat man sich ganz auf das Retro-Thema „Late Night Show“ konzentriert, um an die Geschichte des Geländes zu erinnern. Da sieht man alte Fernsehzeitschriften, bunte Moderatoren-Krawatten und als Reminiszenz an die Studiobands einige Instrumente.

Ruby Leiter

Hotelchef Daniel Suré

Die Zimmer kosten um die 110 Euro pro Nacht, haben durch große Fenster, helle Betonwände und Glasduschen eine sehr lichte Optik. Und wegen der Fassadenbepflanzung auch in den oberen Stockwerken eine überraschende Aussicht auf Bäume. Die Bar ist öffentlich zugänglich. „Wir wollen ein Bestandteil der Nachbarschaft werden“, sagt Härtel. Ein Restaurant gibt es nicht. Stattdessen möchte man die ganze Energie auf die anderen Bereiche verwenden. Drumherum gebe es ohnehin genug gute Restaurants. Das Hotel setzt auch auf den Wochenendtourismus, der hier viel stärker sei als beispielsweise in Düsseldorf oder Frankfurt.

Viele neue Hotels für Köln

In Köln haben in den vergangenen Wochen einige Hotels neu eröffnet, beispielsweise das Moxy am Flughafen, ein Motel One an der Messe und das Koncept Hotel International am Blaubach – sie waren natürlich lange vor der Pandemie für den bis dahin stetig wachsenden Bedarf an Hotelzimmern in Köln geplant.

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Michael Kunz schätzt, dass der Markt für diese Art von Hotels, die sich wie das „Ruby“ an digital aufgestellte Gäste richten und nur einen kleinen Gastro-Anteil haben, auch nach der Krise sehr gut ist. Einige ältere Hotelkonzepte, die noch große Restaurant-Bereiche haben und sich dem Trend bisher nicht angepasst hätten, würden es dagegen schwer haben.

Chef des „Ruby“ ist der Kölner Daniel Suré (36). Er hat zuvor im Pullman Hotel in Friesenplatz-Nähe gearbeitet, kennt die Nachbarschaft deshalb bestens und kann den Gästen zum Beispiel Restaurant-Empfehlungen geben.

„Die ersten Reaktionen auf das Hotel sind begeistert“, sagt er. Und die Buchungen zögen langsam an. Auch Felix Härtel ist überzeugt: „Die Leute staunen und das wird sich rumsprechen.“ Nachhelfen kann man da natürlich ein bisschen. Zur Zeit ist eine Gruppe junger Influencer im Haus, die mit ihren Fotos und Berichten das Hotel bewerben werden. 

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