„Kinderaugen nehmen die Stadt anders wahr“Was Kinder an Nippes lieben – und was ihnen hier fehlt

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Unter der Plane eines Stands stehen zwei Frauen mit Smiley-Zeichen.

Auch die Stadt war mit ihrem Aktionsstand in Bilderstöckchen präsent. Hier steht Sozialraum-Koordinatorin Brigitte Jantz (r.) mit einer städtischen Kollegin an der Geldernstraße / Parkgürtel.

Im Rahmen der Aktion „Hey Nippes!“ checken Kinder und Jugendliche ihr Veedel. Auch von der Lukasschule in Bilderstöckchen waren Veedels-Checker dabei.

Die erste Idee hat die junge Gruppe aus der katholischen Lukasschule bereits, als sie noch nicht einmal das Schulgrundstück verlassen hat: An der Alzeyer Straße, kurz vor der Einmündung An St. Franziskus, würde sich ein Zebrastreifen gut machen, damit Kinder von der gegenüber liegenden Straßenseite sicherer queren könnten. Schnell zückt die Gruppe Zettel und Stifte, um ihre Beobachtung aufzuschreiben. Ein kurzes Stück weiter, in Höhe der Siedlung Alzeyer Straße / Rockenhauser Straße, haben die Kinder ihre nächste Mängelstelle ausgemacht. 

„Hier sind abends oft komische Leute, die Ecke ist unsicher“, meint ein Mädchen. Auch diese Beobachtung wird notiert. Viel Lob dagegen gibt es für die nächste Station, das Jugendzentrum „Lucky's Haus“, das viele aus ihrer Freizeit kennen. „Ich mag alles hier“, so ein Junge aus der Gruppe.

Zusammen mit 15 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen zwei bis vier, als Klassensprecherinnen und -sprecher zugleich Mitglieder des Schulparlaments, sowie zwei Kolleginnen hat sich Schul-Sozialarbeiterin Nadine Arnold zum „Hey Nippes!“-Veedelscheck auf Tour gemacht. Bereits im Januar war sie auf dem Auftakt-Infoabend zum Jugend-Beteiligungsformat, und direkt begeistert davon, die Aktion in ihrer Schule umzusetzen. „Kinderaugen nehmen die Stadt nochmal ganz anders wahr als Erwachsene. Sie bemerken Dinge, die den Großen gar nicht auffallen. Und mir fällt auf, dass die Kinder ihr Veedel sehr gut kennen.“

Große Resonanz auf Beteiligungsaktion

Mit Kreide, leicht ablösbarer Sprühfarbe und „Hey Nippes!“-Sprayschablonen, sowie Süßigkeiten als Proviant, tourte die Gruppe einen Vormittag durch ihren Stadtteil. Neben der Lukasschule nehmen auch weitere Schulen aus Bilderstöckchen, sowie „Lucky's Haus“ und der zweite Veedels-Jugendclub „Take Five“ an der Aktion teil. Auf einer Online-Karte können Kinder und Jugendliche noch bis Sonntag, 17. März, Stellen im Stadtbezirk Nippes markieren und kommentieren; die handgeschriebenen Bögen werden später auf den Online-Plan übertragen. Die Aktion stößt auf großes Interesse: Rund 230 Anregungen sind bereits auf der Kampagnen-Website eingegangen. Bei der Erstauflage 2022 im Stadtbezirk Mülheim waren es insgesamt nur 68.

Kinder auf einer Nestschaukel

Der Spielplatz am Altleinigenweg gefällt der Grundschul-Gruppe. Vor allem die Nestschaukel sorgte für Begeisterung.

Eine weitere Tendenz wird auf dem Rundgang bei den Spielplätzen sichtbar: An schönen Angeboten fehlt es nicht, aber insgesamt könnte es etwas sauberer sein. „Hier liegen oft Glasscherben herum“, bemerkt die Gruppe auf dem weitläufigen Spielplatz an der Vogesenstraße, der mit Kletterturm, Nestschaukel, einer Seilbahn, einer Lauf- und Drehscheibe, Wippe, Steinhügeln zum Kraxeln und einer Wiese ringsum sehr vielfältige Möglichkeiten zum Toben und Sich-Austesten bietet.

Schüler vermissen ein nahes Schwimmbad

Für viele ist es ein Lieblingsort im Veedel; in ähnlicher Form gilt das auch für den Spielplatz am Gertrud-Robertz-Platz, der insgesamt etwas mehr auf jüngere Kinder ausgerichtet ist. Und noch eine Sache vermisst die Gruppe: ein nahe gelegenes Schwimmbad. Der Schwimmunterricht für die Lukasschule findet in Ehrenfeld statt, in einer Schule mit Lehrschwimmbecken.

Auch ein städtisches Team ist an diesem Tag mit einem Aktionsstand im Bilderstöckchen präsent: Vor dem Kiosk am U-Bahn-Eingang Geldernstraße / Parkgürtel steht die Sozialraum-Koordinatorin des Veedels, Brigitte Jantz, mit einer städtischen Kollegin. Sie bewertet das Format positiv, aber es sei wichtig, die jungen Menschen zu ermutigen. „Gerade auf Kinder aus wirtschaftlich schwächeren Familien muss man zunächst mal zugehen. Sie sind es gar nicht gewohnt, dass ihre Meinung gefragt ist“, hat Jantz beobachtet.

Sie sei sehr gespannt, wie sich die erstmalige Aktion entwickle. „Vielleicht bringt das Format auch Impulse für unser Veedel. Etwa für den Geldernpark, wo sich ein Wasserspielplatz für heiße Sommer anbieten würde. Und die Bezirksvertretung Nippes hatte bereits einen solchen Spielplatz für Bilderstöckchen gefordert.“

www.meinungfuer.koeln/hey-koeln

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