Vor die Tür gesetzt?Kölner Bäckerei greift Vermieter mit Sprüchen in Schaufenster an

Ungewisse Zukunft für die Bäckerei Güsgen in Nippes.
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Köln-Nippes – Über Jahre war es ein so ungewöhnliches wie harmonisches Zusammenleben und -arbeiten, frei nach dem Motto „Frisches Brot und frische Bilder“ – doch nun ist das Tischtuch zwischen der Bäckerei Güsgen und dem Künstler Rolf Jahn zerschnitten. Im Vorderraum des Ateliers an der Ecke Simon-Meister-Straße/Merheimer Straße, das Jahn gehört, hatte die Bäckerei Ende 2015 ein Verkaufslokal eingerichtet.
Bereits vor drei Jahren den Mietvertrag gekündigt
Diese Lösung ergab sich damals, als das gegenüberliegende Haus mit dem Ladenlokal, in dem sich die Nippeser Filiale des Bäckereibetriebs einst befand, zugunsten eines Neubauprojekts abgebrochen wurde. Kurzentschlossen nahm Jahn den Bäcker bei sich auf. Doch vor drei Jahren, wie Jahn erzählt, habe er den Mietvertrag mit der Bäckerei zum Jahr 2022 gekündigt.

Die Güsgens lassen ihrem Ärger freien Lauf.
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Nun, wo die Kündigung tatsächlich aktuell wird, hat sich eine öffentliche Schlammschlacht entwickelt: In den vergangenen Tagen hingen im Schaufenster der Bäckerei mehrere Zettel mit Anschuldigungen gegen den freiberuflichen Künstler. Er sei schuld, dass der Bäckerei-Auszubildende mit körperlicher Behinderung nun seinen Job verliere. Zugleich warf man Jahn ein narzisstisches Persönlichkeitsbild vor. Behauptet wird auch, dass man nun vor die Tür gesetzt werde, obwohl man sich erst vor einigen Jahren an der Sanierung des Hauses finanziell beteiligt habe: „Zuerst haben wir hier kernsaniert, zum Dank werden wir jetzt ausquartiert.“
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Nach einem lautstarken Wortwechsel zwischen Jahn und der Frau des Bäckerei-Inhabers hatte der Bäckermeister am Folgetag einen weiteren Zettel an der Tür zum Atelier angebracht: „Herr Jahn, sollten Sie sich noch einmal so verbal gegenüber meiner Frau daneben benehmen, weite ich Ihren Allerwertesten bis zu Ihren Ohren.“ Daraufhin rief Jahn die Polizei. „Wir fanden uns damals sehr sympathisch“, erzählt Jahn, der für seine „Raldystische Kunst“ und insbesondere die lustigen Vogel-Motive bekannt ist, beim Besuch im Atelier.

Künstler und Vermieter Rolf Jahn.
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Er habe den Vorderteil des Ateliers der Bäckerei zu einem Freundschaftspreis überlassen. Die Kündigung, die inzwischen schon fast dreieinhalb Jahre zurückliege, sei ihm nicht leichtgefallen. „Es tut mir alles sehr leid. Ich würde gerne anders, aber die niedrige Miete kompensiert nicht meine Verluste.“
Bäckerei hat sich finanziell an den Sanierungen beteiligt
Zumal, laut Jahns Aussage, die Bäckerei über die Jahre schleichend mehr Platz beansprucht habe und auch die Nebenkosten gestiegen seien. Er brauche Ausstellungs- und Arbeitsfläche sowie mehr Platz für Veranstaltungen. „Ich habe im Herbst 2021 mein 25-jähriges Bestehen des Ateliers gefeiert, und will die nächsten 25 Jahre noch hier verbringen.“ Er sei sehr froh über die eigenen Räume, nachdem er zuvor selbst mehrfach seinen Standort wechseln musste.
Tatsächlich habe sich die Bäckerei in den vergangenen Jahren an Sanierungen im Haus beteiligt, die mehr als 30.000 Euro gekostet hätten. Er habe bei der Kündigung extra einen langen Vorlauf gewählt, damit sich die Bäckerei in Ruhe nach neuen Räumen umschauen kann. „Die Güsgens glaubten offenbar nicht, dass sie wirklich gehen müssen, und haben sich nicht um einen Ersatz gekümmert. Und jetzt, wo es tatsächlich ansteht, geraten sie in Panik. Für die bin ich jetzt der Böse.“
Die Bäckerei wollte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht zu der Sache äußern.