Absage für BürgerideeKölner Stadtteil Osterrath bleibt ein unerfüllter Wunsch

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Die Nievenheimer Straße in Bilderstöckchen wäre auch eine Sehenswürdigkeit in Osterath

Köln – Der Teil der Stadt gehört nicht gerade zu den schönsten Flecken, die Köln zu bieten hat. Zwischen Großbordell und Gürtel, Molkerei und A57 lässt sich zwar viel Entwicklungspotenzial ausmachen und durch den alten Schlachthof auch ein bisschen Geschichte finden. Doch reicht das auch, um daraus gleich einen neuen Stadtteil zu machen?

Ein Bürgerantrag hat in den Bezirksvertretungen von Nippes und Ehrenfeld zu Debatten über ein nicht existierendes Viertel geführt. Die Idee des Antrags: Der stiefmütterlich behandelte Teil der Stadt könnte davon profitierten, wenn man ihn zu einem offiziellen Stadtteil erklärt. „Köln-Osterath“ sollte er heißen.

Keine Chance im Stadtrat

Das Gebiet würde Teile von Bilderstöckchen und Neuehrenfeld umfassen – ein Stadtbezirk-übergreifendes Projekt also, dem aber nun die beiden zuständigen Bezirksvertretungen eine klare Absage erteilten. „Also ich finde den Namen gut, denn ich komme aus Osterath“, sagte der Ehrenfelder CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Berg augenzwinkernd. Er ist gebürtig aus Meerbusch-Osterath. Diesem Ort verdankt die im als neuen Stadtteil vorgeschlagenen Gebiet liegende Osterather Straße ihren Namen.

Das war aber schon alles an Zustimmung. Wie zuvor schon die Bezirksvertretung Nippes lehnten auch die Ehrenfelder Politiker in ihrer vergangenen Sitzung das Ansinnen einstimmig ab, das Gebiet rund um Molkerei und Schlachthof zu einem eigenen neuen Stadtteil zusammenzufassen. Damit folgten die Politiker der Empfehlung der Verwaltung. Als sicher gilt es, dass auch der Beschwerdeausschuss des Stadtrates am 6. Dezember den Antrag zurückweisen wird.

Der geforderte neue Stadtteil hätte sich zwischen Autobahn 57, dem Bahndamm, dem Gleisdreieck nahe der Inneren Kanalstraße sowie dem Parkgürtel erstreckt. Das markanteste Bauwerk dieses Gebiets – das neuerdings rosarot getünchte Bordell-Hochhaus „Pascha“ – hätte somit knapp jenseits der Grenze gelegen ebenso wie der Sportpark des Eisenbahner-Sportvereins Olympia und die Künstlerkolonie „Odonien“.

Campina will ausbauen

Der Petent hatte neben dem neuen Stadtteil gefordert, die Campina-Molkerei an einen „geeigneteren“ Standort zu verlegen. Auf den Gewerbeflächen zwischen Geldernstraße, Hornstraße und Osterather Straße, insbesondere auf der Fläche des ehemaligen Mobau-Marktes, sei ein Stadtteilzentrum mit Geschäften zu entwickeln. Problematisch sei der planerische Aufwand, da statistische Quartiere sowie auch Wahl- und Stimmbezirke zerschnitten würden; er würde zu erheblichem personellen und finanziellen Aufwand führen, so das Amt für Stadtentwicklung und Statistik. Zudem habe die Molkerei verkündet, ihren Standort zu sichern und weiterentwickeln zu wollen.

Wenngleich ein neuer Stadtteil nicht sinnvoll sei, müsse man alles daransetzen, das Gebiet zu attraktivieren, war die einhellige Übereinkunft – ob durch neue Geschäfte, mehr Grün oder ein schöneres Stadtbild. „Wir sollten erstmal die Entwicklung des Quartiers vorantreiben“, meinte Vize-Bezirksbürgermeister Henning Meier (SPD). „Ich sehe die Probleme, die die Verwaltung schon angeführt hat, ganz zu schweigen vom Problem der übergreifenden Stadtbezirke.“

Ähnlich auch Inga Feuser (Klimafreunde): „Wir müssen dafür sorgen, dass es ein in aller Hinsicht lebenswerter Stadtteil wird, und auf die inhaltliche Quartiersentwicklung Wert legen.“ Die Defizite, die das Gebiet aufweise, änderten sich nicht durch die Bildung eines neuen Stadtteils, ergänzte CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz. 

Teuren Wohnraum verhindern

Jürgen Brock-Mildenberger von der Ehrenfelder SPD-Fraktion, der sich ebenfalls gegen die Bildung eines neuen Stadtteils aussprach, erinnerte daran, dass man den Neuehrenfelder Teil des Gebiets entlang der Liebigstraße bereits im Blick habe. „Wir haben einen Zielbildprozess gerade erst angestoßen“, sagte der Sozialdemokrat. Damit wollen die Ehrenfelder die Entwicklung zu teurem Wohnraum im Gebiet um den Schlachthof verhindern.

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Das zur Zeit größte Bauprojekt im „Viertel“ betrifft das Areal eines verlassenen Toyota Händlers an der Liebigstraße. Anfang nächsten Jahres beginnt eine Frankfurter Immobilienentwicklungs-Gesellschaft die Vermarktung von 37 Stadthäusern und rund 140 Wohnungen. Wohlwollend zeigten sich die Politiker in Ehrenfeld immerhin gegenüber den im Antrag aufgezählten Vorschlägen zur Verbesserung. „Wir haben dies an die zuständigen Dienststellen zur Prüfung weitergeleitet“, sagte der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne). Zugleich erinnerte er daran, dass es eine entscheidende Frage sei, zu welchem Bezirk ein neuer Stadtteil Osterath denn gehören solle und erklärte am Schluss der Debatte scherzhaft: „Wir wären bereit gewesen, ihn an Nippes abzutreten. Aber nur im Tausch gegen den Blücherpark!“ Der gehört nämlich – auch wenn es die meisten Neuehrenfelder nicht wahrhaben wollen – zu Bilderstöckchen.

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