Der 920 Meter lange Tunnel für die Abwasserleitung unter dem Rhein zwischen Niehl und Stammheim ist fertig. Am Niehler Damm wurde das Vortriebsgerät aus der Grube gehoben.
920 Meter TunnelBohrmaschine „Henriette“ ist am Ziel in Niehl

Mitten in der Nacht kam das Tunnel-Vortriebsgerät per Kran ans Tageslicht.
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Erst im allerletzten Moment des Tunnel-Bohrprojekts kam der Zeitplan der Stadtentwässerungs-Betriebe Köln (Steb) etwas ins Rutschen. Seit Ende Mai waren die Vortriebsarbeiten für den rund 920 Meter langen Tunnel unterhalb des Rheins, zwischen dem Klärwerk Stammheim und dem Niehler Damm, im Gange. Hier soll die größere der zwei neuen Rheindüker-Abwasserleitungen entlang führen, die aus zwei einzelnen Rohren mit 1,40 und 1,10 Metern Durchmesser bestehen wird. Der Tunnel ist nun fertig; wohlbehalten kam das Tunnel-Vortriebsgerät „Henriette“, mit einem Durchmesser von 3,20 Metern, an seinem Zielort unterhalb des Alt-Niehler Rheinufers an.

Nachmittags lag das Vortriebsgerät noch auf dem Boden des Grubenbauwerks.
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Doch statt, wie geplant, am Spätnachmittag, konnte das insgesamt 131 Tonnen schwere Tunnel-Vortriebsgerät erst kurz nach Mitternacht per Kran aus dem 35 Meter tiefen Grubenbauwerk am Niehler Rheinufer gehoben werden. Ursache war, dass vor der Bergung die 36 Schrauben des Schneidrads gelöst werden mussten, die jenes mit dem Rest der Maschine verbinden. Dies gestaltete sich aufwendiger und schwieriger als gedacht.
Ansonsten liegt das Großprojekt jedoch voll im Zeitplan; beteiligt sind die drei Baufirmen Strabag, Züblin und Sonntag. „Das Bohren an sich hat gut geklappt“, resümierte Eric Lord, der das Projekt betreuende Ingenieur aus Reinbek bei Hamburg. „Wir hätten jedoch nicht damit gerechnet, dass wir durch so viele Tonschichten fahren müssen.“ Nach getaner Arbeit wird der Vortriebsbohrer nun zur Wartung in eine Werkstatt gebracht.
Neuer Rhein-Düker für Kölner Abwasser soll 2028 in Betrieb gehen
Neben dem jetzigen Tunnel wird für die zweite, kleinere Dükerleitung eine weitere Verbindung mit zwei Metern Dicke unter dem Rhein hindurchgegraben, dies ist ab kommenden Herbst geplant. Hierbei kommt das Vortriebsgerät „Janine“ zum Einsatz. „Mit dem Abschluss des ersten Rohrvortriebs rückt unser Ziel näher, die Abwasserentsorgung unserer Stadt fit für die Zukunft zu machen“, so Steb-Vorständin Ulrike Franzke. „Der neue Rheindüker ist eines der wichtigsten Bauwerke Kölns unter der Erde – mit Wirkung weit über das Bauende hinaus.“ Seit Oktober 2023 ist der Niehler Damm in Höhe der Baustelle komplett für den motorisierten Verkehr gesperrt; Ende 2024 wurde das Grubenbauwerk am Niehler Damm fertig.
Der Rheindüker zwischen Niehl und Stammheim transportiert die linksrheinischen Abwässer zum Klärwerk im Rechtsrheinischen. Die derzeitigen Leitungen von 1928 kommen immer mehr an ihre Kapazitätsgrenze; aufgrund ihres hohen Alters sind sie zudem reparaturanfällig.
Zukünftig wird es möglich sein, den Düker über einen zusätzlichen Inspektionsschacht per Kamera und Begehung kontrollieren zu können. Bis Oktober 2026 werden die Rohre in den Düker eingezogen. Rund 110 Millionen Euro investieren die Steb ins neue Bauwerk, das Ende 2028 in Betrieb gehen soll – pünktlich zum 100-jährigen Bestehen der alten Leitung.