Traditionsladen in Köln-RiehlSchuhmacher-Meister über Nachhaltigkeit und verrückte Cowboystiefel

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Jürgen Fenske in seiner Schuhmacher-Werkstatt.

Jürgen Fenske in seiner Schuhmacher-Werkstatt.

Der Schuhmacher Jürgen Fenske führt den ältesten ununterbrochen bestehenden Laden von Riehl. In seinem Geschäft repariert er nicht nur Schuhe.

Wie viele Paar Schuhe Jürgen Fenske repariert oder wieder flott gemacht hat, seitdem er den alteingesessenen Familienbetrieb weiterführt, kann er nicht einmal näherungsweise sagen. Vermutlich geht die Zahl inzwischen in die Zehntausende. Im Jahr 2006 hatte der Schuhmachermeister den Laden von seinem Vater Emil Fenske übernommen, der in den Ruhestand gegangen war. „Von Anfang an war mir klar, dass ich den Laden weiterführen will“, erinnert er sich.

Die Schuhmacherei von außen

Die Schuhmacherei an der Stammheimer Straße

Seitdem leitet er das Fachgeschäft für Schuh- und Taschenreparaturen, Lederpflege und Zubehör an der Stammheimer Straße 101a, neben dem Veedels-Italiener „La Stella am Zoo“. Insgesamt besteht das Geschäft in dritter Generation, seit 1945, und hat sich immer auf der Stammheimer Straße befunden. Damit ist die Schuhmacherei das älteste ununterbrochen bestehende Geschäft im Riehler Zentrum, beim Gründungsjahr nur übertroffen von der Gaststätte „Riehler Hof“.

Schuhreparatur in Köln-Riehl: Nichts scheint unmöglich

Seine Herangehensweise bei Reparaturen ist klar: Alles wird bei ihm versucht zu reparieren. „Viele Leute fragen mich, ob ich beispielsweise auch Birkenstock-Schuhe mache. Alles wird von mir repariert – vom Arbeits- bis zum Zoo-Schuh, sowie ebenfalls Sneakers. Und übrigens nicht nur Schuhe, es können auch mal Taschen, Gürtel, ein Pferdesattel oder ein Uhr-Armband sein.“ Ein besonders kurioser Auftrag waren mal Reiterstiefel aus den USA, die aus Kuhfell gemacht waren, plus dem dazugehörigen Sattel. Darüber hinaus bietet er Zubehör wie Pflegemittel, Einlegesohlen, Schnürsenkel und Weiteres an.

Im hinteren Bereich des Ladens befindet sich seine Arbeits- und „Bastelstube“ mit mehreren Maschinen und unzähligem Zubehör. In Riehl kennen ihn und seinen Laden inzwischen praktisch alle, und er liebt den Veedelsmix von Familien mit Kita-Kindern bis zu den Senioren der SBK. „Eine Menge an Leuten kommt auch über Facebook und Instagram zu mir.“ In beiden sozialen Medien ist Fenske sehr aktiv.

Rund 380 Millionen Paar Schuhe landen jährlich im Müll

Die Liebe zur Schuhmacherei erklärt sich bei ihm nicht nur durch den handwerklichen Reiz, sondern auch aus Prinzip – er mag es, Schuhe und andere Produkte vor der Entsorgung zu retten. „Nachhaltigkeit ist mir unglaublich wichtig. Das beste Paar Schuhe ist das, was repariert wurde“, so der 55-Jährige. Rund 380 Millionen Paar, so eine Schätzung, landen allein in Deutschland Jahr für Jahr im Müll – also fast fünf Paar Schuhe pro Person. „Immer nur neu bestellen und wieder wegwerfen, das kann es doch nicht sein.“

Einen Trend zu billiger, aber schlechterer Ware – analog zu den oft nur wenige Euro kostenden „Wegwerf-Klamotten“ von Ultrabillig-Textilketten – kann er bei Schuhen nicht im gleichen Maße erkennen. „Schuhen wird nach wie vor ein hoher Wert beigemessen“, hat er festgestellt. Wer beim Schuhekaufen gezielt Qualität erwerben will, sollte auf einen hohen Lederanteil achten, rät er.


Jürgen Fenskes Schuhmacherei, Stammheimer Straße 101a, hat mittwochs bis samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet, donnerstags und freitags zusätzlich von 15 bis 18.30 Uhr. Telefon: 765344.

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