„Ich wurde häufig für meine Arbeit belächelt“Ferraris auf Hochglanz – Kölner wird mit Autowäsche Millionär

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Ein junger Mann mit dunklem Haar steht zwischen zwei roten Ferrari.

Serhat Konak mit zwei Ferraris auf dem Hof seiner Autowerkstatt

Serhat Konak hat mit  500 Euro Startkapital ein kleines Imperium aufgebaut. Eine gute Idee und Mut, ins Risiko zu gehen – das sei sein Erfolgsrezept, sagt der Kölner.

„Angefangen habe ich mit zwei Sprühflaschen und zwei Waschlappen in der Tiefgarage im Rheinauhafen. Ich mietete damals drei nebeneinander liegende Parkplätze und habe zwei Wochen lang auf Kunden gewartet, das war zunächst frustrierend. Dann hat mich einer entdeckt, und plötzlich ging die Post ab: Zunächst habe ich zwei bis drei Autos pro Tag geputzt, später waren es bis zur zehn. Es sprach sich offensichtlich schnell herum, dass ich gut arbeite“, erinnert sich Serhat Konak an seine beruflichen Anfänge und fügt hinzu: „Ich wurde von Freunden häufig für meine Arbeit belächelt, denn als andere Party gemacht haben, war ich in der dunklen Tiefgarage und habe vier Jahre lang Autos poliert.“

Nach seiner Lehre zum Karosseriebauer jobbte der damals 20-Jährige bei der Firma Apoca, die das Parkhaus im Rheinauhafen betreibt. Bei der täglichen Leerung der Geldautomaten sei ihm die Idee gekommen, dass es in dieser riesigen Garage sicherlich genug Geschäftsleute gebe, die nach Feierabend gerne in ein sauberes Auto steigen würden.

„Ich beschloss, eine Autoreinigung per Handwäsche vor Ort anzubieten. Meine Firma nannte ich „rheinclean“ und fing mit bescheidener Werbung an: Ich druckte jeden Buchstaben auf ein DIN-A4-Blatt, klebte das Firmenlogo in die drei Parkplatzbuchten und wartete“, erinnert sich Serhat Konak an seine ersten Gehversuche als Selbständiger.

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Start mit Rheinclean in der Tiefgarage des Rheinauhafens

Die Tiefgarage im Rheinauhafen ist schon lange Vergangenheit: Heute gehören ihm zwei Autowerkstätten mit 25 Mitarbeitern, in denen nicht nur repariert und lackiert wird. Rheinclean hat sich vor allem auf die Fahrzeug-Aufarbeitung innen und außen spezialisiert. „Für einen Preis zwischen 49 und 250 Euro verlässt jedes Auto unseren Hof wie neu, ohne Kratzer und Flecken. Ich habe Kunden, die nur ein Auto haben, aber auch solche, die einen privaten Fuhrpark mit bis zu 30 Luxusfahrzeugen bei uns pflegen lassen. Aber ich habe auch Leasingfirmen unter Vertrag. Meine Kunden sitzen nicht nur in Köln, sondern in ganz Deutschland und auch in Spanien, vorwiegend in Barcelona und Marbella.“

Ein Mann reinigt Parkplätze in einer Tiefgarage.

An diesen Parkplätzen in der Tiefgarage im Rheinauhafen startete Konak sein Business.

Die Autos kämen meistens mit einer Spedition in die Werkstatt nach Lövenich, würden dort dann aufgearbeitet und anschließend wieder zurückgebracht, berichtet der Firmen-Chef, dessen Großvater 1963 als  Gastarbeiter nach Köln kam und später einen Kiosk in Bocklemünd betrieb. Der Großvater lebt nicht mehr. „Mein Opa wäre sicherlich stolz auf mich und darauf, dass ich innerhalb von 20 Jahren so erfolgreich geworden bin.“

Neben der Autoaufbereitung, dem Karosseriebau und der Autolackiererei hat sich Serhat Konak auf das Vermieten von Luxusautos spezialisiert. „Ich habe einen Porsche 911 Turbo S Cabrio und einen Porsche 356 Speedster, einen Ferrari Spider und einen Lamborghini Urus im Angebot. Aber wichtig ist mir: Wir möchten nicht die Raser-Szene bedienen, deshalb geben wir die Fahrzeuge grundsätzlich nicht nur für einen Abend oder eine Woche her, am liebsten verleihen wir langfristig ab sechs Monaten aufwärts. Der Mietpreis liegt bei 5.000 Euro pro Monat.“

Autos für ein Wochenende vor Luxusvilla in Marbella geparkt

Ist die Mietanfrage aber seriös und die gebotene Summe stimmt, dann lässt sich der Geschäftsmann aus Lövenich auch auf kürzere Mietzeiten ein. „Ein Kunde wollte für eine Party im Promi Stadtteil Zagaleta in Marbella, wo auch Ronaldo und Putin ein Haus haben, vor der Villa exklusive Autos platzieren. Da habe ich dann die Autos für ein Wochenende nach Marbella geliefert und anschließend wieder zurückgeholt. Denn natürlich bringt nur ein gemietetes Auto Gewinn“, betont der 35-Jährige, der mit der richtigen Idee, Mut und einem Startkapital von 500 Euro bewiesen hat, dass der alte amerikanische Traum, „vom Autowäscher zum Millionär“ immer noch funktionieren kann, und das auch in seiner Heimatstadt Köln.

Für junge Menschen, die gern ein Unternehmen gründen möchten, wünscht er sich mehr Unterstützung durch die Stadt. „Die Genehmigungsverfahren dauern einfach viel zu lange, da geht einem Gründer schnell die Luft aus, wenn er mit seinem Budget alles auf eine Karte setzt. Die Verantwortlichen sollten daran denken, dass man mit einem Start-up auch neue Arbeitsplätze schafft. Ich allein habe mit meiner Firma 25 Vollzeitbeschäftigte.“

Serhat Konak ist davon überzeugt, dass der Schlüssel zum Erfolg manchmal ganz simpel ist, man müsse ihn nur finden und Mut haben, dann auch ins Risiko zu gehen.

Der Jungunternehmer auf dem Weg zum Millionär hat dieses Jahr gemeinsam mit einem Freund noch eine weitere Firma gegründet: das Connex–Networks: „Wir möchten einen exklusiven Club in der Villa Boisserre aufbauen, so ähnlich wie das Soho House in London, eine Art Social Club. Es macht mir Spaß, mich in exklusiven Kreisen zu bewegen, hier begegne ich meinen Kunden dann auf Augenhöhe“, sagt Serhat Konak, und sein Blick schweift kurz zu seinen funkelnden Ferrari.

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