Fußballspielen soll Mädchen Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen vermitteln. Wie funktioniert das? NRW-Familienministerin Josefine Paul besuchte das Projekt „Scoring Girls“ in Köln
NRW-Familienministerin besucht „Scoring Girls“ in KölnFußballtraining soll Mädchen selbstbewusster machen

NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) besucht das Training der „Scoring Girls“ in Köln - und verwandelt einen Elfmeter.
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Fußballtraining im Käfig auf dem Langobardenplatz in Köln-Gremberghoven. Das Team der „Scoring Girls“ übt Elfmeterschießen, die Spielerinnen feuern sich gegenseitig an. „Josefine, Josefine“, rufen die Mädchen – und die Schützin verwandelt den Schuss platziert in die linke untere Ecke. Sie trägt kein Sportdress, sondern legere Businesskleidung. Die Elfmeterschützin ist NRW-Familienministerin Josefine Paul.

Tuğba Tekkal ist die Initiatorin und Gründerin der „Scoring Girls“.
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Die Grünen-Politikerin ist an diesem Tag nach Köln gekommen, um sich über das Projekt „Scoring Girls“ zu informieren. In dem Team lernen die Mädchen nicht nur gut kicken, sie werden auch pädagogisch begleitet. Initiatorin war die ehemalige Profi-Fußballerin Tuğba Tekkal, die 2016 die Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help mitgegründet hatte. „Wir wollen Mädchen stärken, die im Alltag oft die Erfahrung machen, ausgegrenzt zu werden“, sagt die frühere Spielerin des 1. FC Köln. Durch die wöchentlichen Trainings sollen sie Teamgeist und Selbstvertrauen aufbauen. „So gewinnen sie soziale Kompetenzen und können Perspektiven für ihre Zukunft aufbauen“, erklärt Tekkal.

Gruppenbild mit Ministerin. Die „Scoring Girls “beim Training in Köln-Gremberghoven.
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In Köln bietet „Scoring Girls“ Trainings an vier Standorten an – neben Gremberghoven kicken die Teams auch in Chorweiler, Mülheim, und Junkersdorf. Willkommen sind Mädchen unabhängig von Nationalität, ihrer Herkunft und Glaubensrichtung. Fußballschuhe und Trikots werden gestellt, es entstehen keine Mitgliedsgebühren. „Häufig sind die Mädchen Außenseiterinnen“, berichtet die pädagogische Mitarbeiterin Stefanie Altgeld. „Bei uns sind die das nicht.“
Clarissa kommt schon seit drei Jahren regelmäßig zu den „Scoring Girls“. Seitdem ist sie nicht nur beim Fußball besser geworden, sondern hat sich auch bei der Berufsvorbereitung auf den Weg gemacht. „Ich bin zusammen mit meiner Trainerin zu einem Mentoring-Programm nach Düsseldorf gefahren, danach haben wir gemeinsam eine Bewerbung geschrieben“, berichtet Clarissa. Mittlerweile belegt sie an einer Berufsfachschule den Bildungsgang „Gesundheit und Soziales“.
Auch die Spielerin Lilyan erzählt von Erfolgserlebnissen. Früher sei sie im Schulfach Englisch nicht so gut gewesen, sagt das Mädchen mit kurdischen Wurzeln. Weil beim Training oft Englisch gesprochen werde, hätten sich die Leistungen deutlich verbessert. „Zuletzt habe ich in der Arbeit eine Eins bekommen“, sagt Lilyan stolz. Nora Krings, die ebenfalls als pädagogische Mitarbeiterin bei den „Scoring Girls“ tätig ist, lächelt zufrieden. „Der Fußball ist der Ausgangspunkt dafür, die Lebenskompetenzen der Mädchen zu stärken“, sagt die Sozialpädagogin.

Lilyan trainiert bei den „Scoring Girls“ in Gremberghoven - und ist in Englisch besser geworden.
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„Scoring-Girls“-Initiatorin Tekkal, die zuletzt durch ihre Bewerbung um einen Posten im Vorstand des 1. FC Köln im Rampenlicht stand, und Familienministerin Paul kennen sich schon lange. Tekkal ist als Mitglied des Beirats der Landesregierung für Teilhabe und Integration regelmäßig in Düsseldorf. Beide teilen die Leidenschaft für den Fußball.
Josefine Paul hat früher selbst auf dem Spielfeld gestanden, spielte für TuS Saxonia Münster in der Westfalen-Liga. „Ich war Abwehrspielerin“, erzählt die Ministerin den Mädchen. „Da war es mein Job, den Überblick zu behalten“. Das sei nicht nur im Fußball wichtig, sondern auch in der Politik: „Ich konnte im Spiel meine eigenen Stärken entdecken – und erleben, dass man nur im Team gewinnen kann.“
In Gremberghoven findet das Training normalerweise ohne Zuschauer statt. Dass nun Fotografen Aufnahmen machen, und dabei auch die Besucherin im Blick haben, lässt sie erahnen, dass der unbekannte Gast eine wichtige Person sein muss. Tuğba Tekkal übersetzt, was die Mädchen über die Familienministerin wissen sollten: „Die hat als Frau richtig was zu melden. Sie ist für Euch ein gutes Vorbild.“
Was man als Ministerin den ganzen Tag treibt, können sich meisten Mädchen nicht genau vorstellen. Aber sie sind beeindruckt, was die Besucherin am Ball so alles kann. Beim Elfmeterschießen kommt sie unter die letzten drei, doch ihr Schuss landet in den Armen der Torfrau. Josefine Paul nimmt es locker und lächelt. Es gibt schlimmere Termine.