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Polizei Köln ermitteltDiebe haben es auf Akkus von E-Bikes abgesehen

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Köln – Wie fast jeden Morgen betritt Andreas Sommer (Name geändert) auch an diesem Mittwoch Anfang Juni gegen 5.15 Uhr den Fahrradkeller des Mietshauses in Köln-Nippes. Der 42-Jährige will sein Elektro-Rad holen, um damit zur Arbeit zu fahren – aber der Akku ist verschwunden. Normalerweise ist die Batterie am Rahmen befestigt, aber da ist sie nicht. Mehr noch: Auch der Akku des Lastenrads von Familie Sommer, das ebenfalls in dem Keller geparkt ist, fehlt. Ein Nachbar vermisst gleich sein gesamtes Lastenrad.

Akku-Diebe brachen in Kölner Fahrradkeller ein

„Irgendwann zwischen 23 Uhr am Vorabend und 5 Uhr morgens müssen die Diebe im Keller gewesen sein“, vermutet Andreas Sommer. Die Polizei findet ein paar Kratzer an der Kellertür, stellt aber keine sicheren Aufbruchsspuren fest. Möglicherweise war die Tür nicht abgeschlossen, die Täter könnten sie mit einem so genannten Schnapper geöffnet haben, einem dünnen Plastikstreifen, den man durch den Türspalt zieht, so dass das Schloss aufspringt.

Aus ihrer Nachbarschaft in der autofreien Wohnsiedlung in Nippes haben die Sommers in den Tagen nach dem Diebstahl ähnliche Geschichten gehört: Akku-Diebstahl von E-Rädern scheint sich demnach zu einem Trend zu entwickeln, aber auch Regenhauben für Lastenräder seien bei den Tätern beliebt. „Die nehmen alles mit, was schnell geht“, glaubt Kluth. Für die Opfer ist das nicht nur ärgerlich, sondern kann auch teuer werden: Zwischen 700 und 800 Euro kostet allein ein neuer Akku – mehr als so manch neues Fahrrad.

Akkus für E-Bikes sind aktuell schwer zu bekommen

Auch Oliver Kluth vom Fahrradhändler Portz am Ring in der Lindenstraße hört viele Fälle von seinen Kunden: „Die Diebstähle häufen sich merklich, es wird immer mehr.“ Kluth vermutet, dass die Akkus auch deshalb ein begehrtes Diebesgut sind, weil es zurzeit schlicht knapp ist – auf dem Markt gebe es im Augenblick kaum Ersatz zu kaufen. „Früher wurde uns wenigstens noch eine bestimmte Kalenderwoche als geplante Lieferzeit genannt, inzwischen wird alles einfach auf den 31.12. terminiert“, sagt Kluth. Reizvoll aus Sicht der Täter dürfte sein, dass die Akkus meist problemlos an vielen E-Bikes angeschlossen werden können, das erhöht bei den ohnehin herrschenden Lieferengpässen den Verkaufswert auf dem Schwarzmarkt zusätzlich.

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Die Polizei Köln dagegen will nicht von einem Trend sprechen. „Nach unserer subjektiven Einschätzung ist es zuletzt eher nicht mehr geworden“, sagt ein Sprecher zwar. Zahlen kann die Polizei aber auch nicht liefern, weil der Akku-Diebstahl von E-Fahrrädern statistisch nicht automatisch erfasst wird und die händische Auswertung aller in Frage kommenden Strafanzeigen aufwendig ist. Im Fall von Andreas Sommer jedenfalls gibt es bislang keine Hinweise auf die Täter. „Die Ermittlungen laufen“, sagt der Polizeisprecher.

Bei Akku-Diebstahl zahlt womöglich die Versicherung

Für das Lastenrad hat Familie Sommer eine extra Versicherung abgeschlossen, die bereits signalisiert habe, die Kosten für den gestohlenen Akku zu ersetzen, berichtet der 42-jährige Vater. Aber auch das Rad und das Akku-Schloss wurden beschädigt, die Täter haben den Akku offenbar mit einem Schraubendreher herausgehebelt. Sommer rechnet mit Gesamtkosten von ungefähr 1500 Euro. Was sein eigenes E-Rad betrifft, hofft er, dass die Hausratversicherung für den Diebstahl aufkommt. Auch hier hat das Fahrrad Schaden genommen, und auch hier befürchtet Sommer etwa 1500 Euro Kosten.

Eine Möglichkeit wäre, den Fahrrad-Akku nach dem Abstellen des Rades immer auszubauen und mitzunehmen. Das aber ist vielen E-Bike-Nutzern zu umständlich, die Batterien sind schwer. „Das wäre so, als würde ich im Auto jedes Mal das Radio ausbauen und mitnehmen“, sagt auch Andreas Sommer. Seine Nachbarn wollen nun verstärkt darauf achten, dass zumindest der Keller immer abgeschlossen ist.

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