Deshalb gibt es einen Pop-up-Markt in PorzDie Menschen sollen sich kennenlernen

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Der Pop-up-Markt soll einen fehlenden Treffpunkt im Ort ersetzen. 

Porz – Am 17. April kommenden Jahres soll der Stadtteil Gremberghoven zu einem Popup-Markt werden. Was es damit auf sich hat, erklärt Initiator Marc Jungmann im Gespräch.

Pop-up-Markt, was hat es damit auf sich? Der Markt ist an das Konzept eines Pop-up-Stores angelehnt. Doch anstatt eines provisorischen Einzelhandelsgeschäfts, das vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben wird, soll der ganze Stadtteil an einem Tag zu einem Markt werden.

Wie kam es zu der Idee? Einige engagierte Bürgerinnen und Bürger sind über das Internet miteinander vernetzt. Da wird immer wieder überlegt, wie wir den Stadtteil aufpeppen können. So kümmert sich die „Machbarschaft Gremberghoven“ zum Beispiel um den Weihnachtsmarkt oder in diesem Jahr eben „nur“ um die Weihnachtsbeleuchtung. Sprich, da wird schon überlegt, was man tun kann. Wir haben im Sommer in Gremberghoven aber auch immer den Baggerloch-Verkehr. Da habe ich dann mal scherzhaft gesagt, dass ich mich an die Straße stelle und Kaffee oder Bier to go verkaufe. So kam dann eins zum anderen und die Idee zum Markt war da. Bei dem geht es aber nicht darum, Geld zu verdienen, sondern um das Miteinander im Veedel zu stärken.

Marc Jungmann

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Marc Jungmann

Marc Jungmann ist Kommunikationsdesigner. Der 40-Jährige lebt zusammen mit Frau und Kind seit drei Jahren in Gremberghoven. Er hat auch schon das Mahnmal gegen Krieg und Gewalt an der Frankenstraße sowie den Bücherschrank am Bahnhofplatz entworfen und den Kulturpfad in Gremberghoven gestaltet und in die VIA Industrialis integriert.

Kontakt: Marc Jungmann, E-Mail: info@popup-markt.de, Telefon: 0172/612 13 87 www.popup-markt.de

Das fehlt also in Gremberghoven? Ja. Wir haben hier keine richtige Begegnungsstätte und somit wenig sozialen Austausch. Auch fehlt es an Geschäften für die Nahversorgung. Also selbst dabei trifft man seine Nachbarn nicht. Einkaufen gehen die Bürger aus Gremberghoven woanders.

Also ist der Popup-Markt sozusagen Mittel zum Zweck, um sich im Stadtteil zu begegnen? Im Grunde ja. Ziel ist es, die Menschen zusammenzubringen. Aber das nicht zentral an einem Ort, sondern im Stadtteil verteilt. Die Menschen sollen durch den Stadtteil gehen, so können sie ihn und seine Bewohner besser kennenlernen. Das ginge auch trotz Corona.

Und was soll angeboten werden? Gremberghoven heißt nicht umsonst Gartensiedlung. Das ist historisch bedingt, als die hier lebenden Eisenbahner sich auch zum Teil selbst versorgt haben mit dem, was ihnen der eigene Garten geboten hat. Auch heute haben die Menschen hier noch ihre Gärten. Manche haben dort Tomatenpflanzen gezogen, andere haben Apfelbäume, wiederum andere halten in ihren Gärten Hühner. Eigene Stecklinge und Sämlinge gehören genauso zum Angebot, wie die Gartenernte an Obst und Gemüse. So kann auch überschüssige Ernte an den Mann oder die Frau gebracht werden. Es geht auch darum Ressourcen im Veedel zu verteilen und Müll zu vermeiden. Aber auch Kunsthandwerk soll zum Angebot gehören.

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Und wie wechseln die Angebote die Besitzer? Die Menschen können ihre Produkte gegen eine Spende oder zum Tausch präsentieren. Direkt an der eigenen Haustür oder Gartenpforte. Wo es was gibt, soll über die Webseite und eine App einsehbar sein.

Viel Aufwand für einen Markt, der nur einmal so aufpoppt. Ziel ist es, dass es den Markt rund vier Mal im Jahr gibt. Möglich ist ein saisonaler Ansatz. Im Frühjahr gibt es eher Setzlinge, im Herbst die Ernte.

Wie kommt Ihre Idee im Stadtteil an? Sehr gut. Es haben sich schon einige Interessenten bei mir gemeldet. Unterstützt werde ich unter anderem vom Sozialraumkoordinator Jochen Schäfer. Über ihn ist der Kontakt zu drei privaten Kitas im Veedel gekommen. Die sind schon einmal mit im Boot. Die Vonovia, einer der Hauptvermieter in Gremberghoven, hat die Zusage gegeben, dass die Mieter auf dem jeweiligen Gelände ihre Waren präsentieren dürfen. Die Tafel beim ESV Gremberghoven macht genauso mit, wie auch die „Satte Rasselbande“, die zusammen mit dem Bürgerverein Gremberghoven ein Gartenbauprojekt für Kinder ins Leben gerufen hat.

Und wer kann noch mitmachen? Jeder aus Gremberghoven. Interessenten können sich einfach bei mir melden. Das einzige, was ich brauche sind Angaben zur Adresse, wo der Stand stehen soll, was angeboten wird und, ob die Waren gegen einen Obolus, als Spende oder zum Tausch abgegeben werden. Als Gäste sind natürlich alle Interessierte willkommen. Vielleicht lässt sich die Idee ja auch in einem anderen Stadtteil umsetzen.

Wird Ihr Projekt gefördert? Ja, den Pop-up-Markt kann ich durch ein Künstler-Stipendium des Landes NRW umsetzen. Die Förderung ist auch schon bestätigt.

Sie sprachen eingangs das Thema mangelnde Nahversorgung im Stadtteil an. Die ist aber mit einem solchen Markt nicht vom Tisch. Nein. Klar ist, dass ein Markt, der vielleicht vier Mal im Jahr stattfindet, das nicht ersetzen kann. Aber es ist zumindest ein zusätzliches Angebot, durch das das Veedel mehr zusammenwachsen kann. Ich bin da auch immer für Ideen, Anregungen und Wünsche offen.

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