Zehn Autos und mehrere Häuser wurden am frühen Dienstagmorgen beschädigt, nachdem ein Sprengsatz auf einem Geländewagen hochgegangen war.
Anschlag in Köln-EilPolizei ermittelt in der Rockerszene – Autos und Häuser beschädigt

In der Johannesstraße in Köln-Eil ist am frühen Dienstagmorgen (23.12.) ein Sprengsatz auf diesem schwarzen Geländewagen explodiert.
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Es ist 4.38 Uhr, als Mareike L. (Name geändert) in ihrem Bett hochschreckt. Ein Knall hat sie geweckt. „Das klang wie einer von diesen extrem lauten, verbotenen Silvesterböllern“, schildert sie am Dienstagmorgen. Auch Dirk Hoffmann reißt der Knall aus dem Schlaf. Auf der ruhigen Johannesstraße in Köln-Eil, gleich unter seinem Fenster, sieht er mehrere Polizeifahrzeuge. Sein Nachbar ist offenbar Opfer eines Sprengstoffanschlags geworden: Ein Unbekannter soll einen Sprengsatz auf der Motorhaube von dessen schwarzen Mercedes-Geländewagen gezündet haben, der vor dem Haus geparkt war. Verletzt wurde niemand.
„Man stellt sich immer vor, dass es bei einer Explosion bebt oder wackelt, aber es hat einfach nur sehr laut geknallt“, sagt Hoffmann wenige Stunden nach der Detonation, während er gelassen Einkäufe aus seinem Auto ins Haus räumt. Die Explosion nebenan hat nicht nur den Geländewagen des Nachbarn beschädigt, sondern auch das zweite Auto des mutmaßlichen Opfers, einen weißen Mercedes, der direkt daneben steht. Trümmerteile zerstörten zudem die Scheiben von acht weiteren geparkten Autos und beschädigten die Fenster mehrerer Wohnhäuser. Die Polizei Köln hat eine Ermittlungsgruppe eingerichtet und den Tatort für die Spurensicherung abgesperrt.
Köln: Polizei prüft Zusammenhang mit Schüssen auf Rocker in Dellbrück
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, sollen Videoaufnahmen von den Momenten vor, während oder nach der Tat existieren. Eine Auswertung durch die Polizei soll ergeben haben, dass ein dunkel gekleideter Mann den Sprengkörper auf dem Auto abgelegt hatte. Er konnte flüchten. Wer der Mann ist, bleibt vorerst unklar – ebenso, warum er das tat. Die Polizei ermittelt auch in Richtung Rockerszene. Polizeisprecher Philipp Hüwe teilte mit: „Zu den möglichen Hintergründen der Tat werden sich Staatsanwaltschaft und Polizei zunächst mit Blick auf die Fahndung nach dem Täter sowie zum Schutz laufender Ermittlungen nicht äußern.“
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Dirk Hoffmann ist der Nachbar des mutmaßlichen Anschlagsopfers in Köln-Eil.
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Über den Mann, auf dessen Geländewagen der Sprengsatz hochging und dem der Anschlag mutmaßlich galt, wissen Anwohner der Johannesstraße nur wenig zu berichten. Er wohne dort schon länger mit einer Frau und zwei Kindern, heißt es. Das große Einfamilienhaus steht am Ende einer Sackgasse. Am Dienstagmorgen sind alle Rollläden heruntergelassen, es ist niemand zu Hause.
Naheliegend, aber ebenfalls noch unklar ist, ob der Anschlag in Eil mit dem Mordversuch auf das Hells-Angels-Mitglied Orhan A. am vergangenen Samstagabend zusammenhängt. „Aufgrund von ersten Erkenntnissen, die auf Bezüge ins Rockermilieu hindeuten, prüfen die Ermittler auch mögliche Zusammenhänge zu dem versuchten Tötungsdelikt vom vergangenen Wochenende, bei dem ein 36-Jähriger durch Schüsse lebensgefährlich verletzt wurde“, bestätigt Polizeisprecher Hüwe.
Ein langer schlaksiger Mann hatte im Fellmühlenweg in Dellbrück mindestens sechsmal aus einer Maschinenpistole auf den 36-jährigen Rocker geschossen, als dieser gerade in seinem Auto telefonierte. Nach wie vor schwebt das Opfer in Lebensgefahr. Die Kripo untersucht noch die Hintergründe.
In diesem Zusammenhang erscheint auch die Festnahme eines 17-jährigen Schweden in Köln am 11. Oktober in einem neuen Licht. Der Heranwachsende war in einem von ihm angemieteten Zimmer von der Polizei überrascht worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er soll sich zuvor über soziale Medien gegen Bezahlung als Auftragsmörder angeboten haben, um in Köln einen Menschen mit einer Schusswaffe zu töten. Die Ermittler stellten eine Schusswaffe samt Munition sicher. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft vorige Woche mit.
Geprüft wird nun nach Angaben der Staatsanwaltschaft, ob es sich bei der Zielperson des 17-Jährigen um eben jenen 36 Jahre alten Rocker gehandelt haben könnte, auf den am Wochenende in Dellbrück geschossen worden war.

