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Spuren ins Rockermilieu17-jähriger Schwede bot sich in Köln als Auftragsmörder an

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28.05.2022, Köln: Polizeieinsatz auf dem Hohenzollernring. Die Polizei ist abends auf den Partymeilen im Dauereinsatz. Foto: Uwe Weiser

Polizeieinsatz auf dem Hohenzollernring (Symbolfoto).

Den entscheidenden Hinweis auf den 17-Jährigen bekamen die Ermittler von schwedischen Behörden. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 17-jährigen Schweden, der sich über soziale Medien gegen Bezahlung als Auftragsmörder angeboten haben soll. Wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mitteilte, sei der Jugendliche von einer bislang unbekannten Person angeworben worden, um in Köln einen Menschen mit einer Schusswaffe zu töten. Sowohl das konkrete Ziel als auch der Auftraggeber sind bislang unbekannt. Nach Angaben Bremers bestehen jedoch offenbar Verbindungen in das Kölner Rockermilieu.

Nach einem entscheidenden Hinweis schwedischer Behörden nahm die Polizei den 17-Jährigen bereits am 11. Oktober in einem von ihm angemieteten Zimmer in Köln fest. Dabei stellten die Ermittler auch eine Schusswaffe samt Munition sicher. Seitdem befindet sich der Jugendliche in Untersuchungshaft. „Die Ermittlungen zum Auftraggeber, zur Zielperson und zu den genauen Tatumständen dauern an“, sagte Bremer. „Weitergehende Angaben kann ich mit Blick auf die laufenden Ermittlungen und zu deren Schutz derzeit leider nicht machen.“

Blutiger Konflikt im Rockermilieu

Ermittlungsbehörden wie das Bundeskriminalamt beobachten seit Längerem, dass das Phänomen „Violence as a Service“ (zu Deutsch: Gewalt auf Bestellung) in kriminellen Milieus zunehmend an Bedeutung gewinnt. Statt selbst zuzuschlagen, lagern Auftraggeber schwere Straftaten an Dritte aus – häufig an Jugendliche, die für vergleichsweise wenig Geld angeworben werden.

Die Rekrutierung erfolgt dabei nicht selten über Online-Plattformen. Bekannt wurde diese Vorgehensweise unter anderem im sogenannten Kölner Drogenkrieg: Im September 2024 zündete ein 18-jähriger Niederländer aus Amsterdam einen Sprengsatz in einem Modegeschäft auf der Ehrenstraße. Der Fall wird derzeit vor dem Amtsgericht verhandelt. Laut eigenen Angaben wurde der 18-Jährige über den Social-Media-Dienst Snapchat rekrutiert und sollte 2000 Euro für die Tat bekommen.

Seit mehr als einem Jahr tobt zudem ein blutiger Konflikt im Kölner Rockermilieu. In dessen Verlauf wurde am 24. Oktober 2024 Davide K. vor einem Fitnessstudio in Kalk erschossen. Noch immer fahnden die Ermittler nach dem Täter und prüfen dabei unter anderem Spuren in die Niederlande.

Der Mord hatte eine Vorgeschichte: Bereits im Sommer 2024 waren Menschen aus dem Umfeld des Mannes mehrfach Ziel von Angriffen geworden, unter anderem durch Schüsse auf das Haus einer Bekannten. Am 29. Januar 2025 kam es zu einer weiteren Tat dieser Art: In einem Kiosk in Köln-Ostheim schoss ein maskierter Mann fünfmal auf den 33-jährigen Betreiber und flüchtete anschließend auf einem E-Scooter. Das Opfer überlebte schwer verletzt. Da der Kioskbetreiber und Davide K. offenbar miteinander bekannt waren, prüfte die Polizei mögliche Zusammenhänge. Ob es sich um denselben Täter handelte, blieb bislang unklar.