Kaninchen schmusen und Verantwortung lernenKölner Jugendzentrum wird Tier-Pflegestation

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Kinder füttern die Kaninchen im Jugendzentrum Grengel mit Grünzeug.

Kinder füttern die Kaninchen im Jugendzentrum Grengel.

Das Grengeler Jugendzentrum dient momentan als Pflegestelle des Kölner Tierschutzvereins – die Kinder kümmern sich um Kaninchen.

Darian geht gerne ins Jugendzentrum Grengel. Seit drei Wochen schaut er aber fast täglich vorbei. Der Grund sind die Kaninchen im Außengelände der Jugendeinrichtung. Die hat Darian richtig ins Herz geschlossen. Im Trikot seines Lieblingsfußballers Messi hat er es sich auf einer Bank in dem Kaninchengehege bequem gemacht. In seiner Hand, lecker Grünzeug für die Tiere. Die lassen auch nicht lange auf sich warten und kommen zu Darian. Der verteilt noch vorsichtig kleine Schmuseeinheiten an die Tiere.

Kölner Jugendzentrum als Vermittlungsstelle für Kaninchen

Die sind seit gut drei Wochen im Jugendzentrum untergebracht. „Wir sind sozusagen eine Pflegestation vom Tierschutzverein“, sagt Fini. Sie arbeitet seit Anfang vorigen Jahres in der Jugendeinrichtung. Erstmals Elternzeitvertreterin, jetzt für länger. 2022 ist Fini – die lieber ihren Spitznamen in der Zeitung lesen will – auch in den Tierschutzverein eingetreten, der ebenfalls seine Heimat in Grengel hat und nur einen Steinwurf vom Jugendzentrum entfernt ist.

Ein Kind füttert ein Kaninchen im Jugendzentrum Grengel.

Ein Kaninchen freut sich besonders über die Fütterung.

Dort immer stärker involviert, hat sich Fini gedacht, wie man Tiere, Kinder und Jugendliche miteinander verbinden könne. „So kam die Idee, dass das Jugendzentrum nun Vermittlungsstelle für Kaninchen ist.“ Fini kennt sich mit den Tieren aus. Sie hat selbst welche gehabt. „Schön ist es, wenn Kinder Erfahrungen mit Tieren machen“, sagt Fini. Sie tragen Verantwortung, wenn sie das Gehege im Außenbereich des Jugendzentrums betreten.

Pädagogischer Ansatz im Umgang mit den Tieren

Auch gelten da gewissen Regeln. So dürfen die Tiere nicht einfach hochgenommen und nicht gescheucht werden. Schreien finden die Tiere auch nicht toll. „Es sind Fluchttiere. Wenn sie Angst haben, zappeln sie und kratzen“, weiß Fini. Das Kinder sie dann fallen lassen und die Tiere sich verletzen können, dafür ist die Gefahr zu groß. Anastasia, Ilay und Leon haben die Regeln verinnerlicht. Mit Futter locken auch sie die Tiere an.

Ein Kaninchen sitzt im Jugendzentrum Grengel auf dem Schoß eines Kindes.

Ein Kaninchen macht es sich im Schoß eines Kindes bequem.

Jedes Kind hat so sein Lieblingstier. Ein Kind mag das weiße Kaninchen, weil es so schön aussieht. Ein anderes lieber den braunen Frechdachs. Aber im Grund seien sie alle toll. Einen Namen sollen sie auch noch bekommen. Dazu haben die Kinder und Jugendlichen Namen vorgeschlagen. Jetzt heißt es wählen. Doch müssen sie sich dabei beeilen. Denn die Tiere sollen nicht auf Dauer in der Grengeler Jugendeinrichtung bleiben, sondern an Privatpersonen vermittelt werden.

Hier bei den Tieren geht es vor allem um Verantwortung
Fini, Mitarbeiterin im Jugendzentrum

„Das ist ja schon ein bisschen traurig“, sagt Ulla Edinger. Die Leiterin der Einrichtung sieht, wie positiv die Kinder und Jugendlichen auf die Tiere reagieren, sich um sie kümmern und an Regeln halten. Aber die Tiere sollen ja woanders ein schönes Zuhause finden. „Wir werden dann wieder neue bekommen“, sagt Edinger. Die Mitglieder des Fördervereins des Jugendzentrums finden den pädagogischen Ansatz mit den Tieren unterstützenswert und haben ein bisschen Geld für das Gehege locker gemacht.

„Wir sind der Überzeugung, dass die Tiere für die Kinder eine schöne Erfahrung sind“, sagt Marina. Es sei etwas anderes als einen Technik-Medien-Raum auszustatten. „Hier bei den Tieren geht es vor allem um Verantwortung.“ Neben dem Förderverein haben auch das Herrenballett und die Draumdänzer den Bau des Geheges finanziell unterstützt. Darian will weiter jeden Tag vorbeischauen, mit den Tieren schmusen und sie füttern. „Wenn die Kinder dadurch auch noch Tierschutzarbeit kennenlernen, ist das ein weiterer positiver Aspekt“, betont Fini.

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