Illustrationen, Skulpturen, Nature JournalingKulturmesse in Köln-Poll liefert Einblicke in das künstlerische Schaffen

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Ein Mann fotografiert mit dem Smartphone ein gemaltes Porträt von Fidel Castro.

Der Fidel Castro von Illustrator Andreas Ganther ist begehrtes Fotomotiv bei den Gästen der Kulturmesse gewesen.

Die erste Kulturmesse in Köln-Poll hat Premiere gefeiert. Das Organisations-Team war von der Resonanz überrascht.

Andreas Ganther und Fred Hucko begrüßen sich. „Wie alte Freunde“, sagt Ganther. Dabei kennen sich die beiden noch gar nicht so lange. Auch wenn sie nur rund 300 Meter voneinander entfernt in Poll wohnen. „Es ist die Kunst, die verbindet“, sagt Ganther. Die ist Teil der ersten Poller Kulturmesse in der evangelischen „Kapelle der Stille“ mitten im Veedel.

Die hat Poll Kultur ins Leben gerufen. Ein lockerer Zusammenschluss von Poller Kulturschaffenden. „Poll Kultur hat sich im Herbst vorigen Jahres gegründet“, sagt Jo Hagen. Ziel war und ist es, herauszufinden, was es überhaupt für Potenzial an Kulturschaffenden gibt, die in Poll leben. „Wir waren überrascht, wie viele das sind“, sagt Hagen. „Zum Teil kannte man sich untereinander nicht“.

Poller Künstler präsentieren vielfältige Werke bei Kulturmesse

Wie Andreas Ganther und Fred Hucko. Ganther ist Illustrator. Zu seinen Arbeiten gehören unter anderem Wimmelbücher und Kartenspiele. Seine Arbeiten finden sich aber auch auf Getränkeflaschen. So findet sich das kölsche Grundgesetz auf einer Kunstedition einer portugiesischen Weinflasche. Aber auch Kunstbilder gehören zu seinen Arbeiten, die er ebenfalls in der Poller Kapelle ausgestellt hat. Darunter Porträts von Louis Armstrong oder Fidel Castro.

Fred Hucko ist einer der Künstler, die in Poll ausgestellt haben.

Fred Hucko ist einer der Künstler, die in Poll ausgestellt haben.

Neben ihm stellt Fred Hucko seine Werke aus. Der 84-Jährige arbeitet mit Wellpappe, Zeitungspapier oder auch Holz, das er nach dem Tornado im vergangenen Jahr in Poll gesammelt hat. Seit 60 Jahren ist er schon künstlerisch unterwegs, schafft Objekte, Skulpturen, Drucke und mehr. Früher war er im operativen Geschäft bei Verlagen unterwegs, „die Kunst war immer ein Ausgleich“. Das Besondere bei Hucko: Er ist an Parkinson erkrankt. Damit habe er ständig zu kämpfen. „Wenn ich was in die Hand nehme, wackel' ich, aber wenn ich die Säge bei meiner Kunst in der Hand habe, eigenartigerweise nicht.“ Auch die Mediziner sind ratlos, warum das so ist. „Sie sagen, seien Sie froh, dass es so ist“, sagt Hucko.

Poller Kulturmesse: Nature Journaling und kreativer Austausch

Sybille Kamphuis stellt ebenfalls aus. Für sie ist es eine Premiere. Sie bearbeitet nicht nur Treibholz, das sie beim Spaziergang mit dem Hund am Rhein gefunden hat, sondern dokumentiert auch, was sie sieht. „Nature Journaling“ ist hier das Stichwort. Das ist eine Methode, sich mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Das heißt, Dinge beobachten, sie aufzeichnen, aber auch Fragen stellen.

Zwei Frauen stehen sich im angeregten Gespräch gegenüber.

Der Austausch mit anderen Menschen ist für Sibylle Kamphuis (r.) ein Grund gewesen, bei der Kulturmesse mitzumachen.

Zum Beispiel habe sie an einem Tag ein Insekt entdeckt, das sie noch nie gesehen hat. „Da guckt man mal detailliert hin.“ Das Ganze hält sie in einem Buch fest. Das ist gespickt mit Beschreibungen, Zeichnungen und Fragestellungen. „Das ist sehr meditativ und lehrt die Achtung vor der Schöpfung. So habe ich immer gedacht, es gibt Löwenzahn, aber zehn Arten von Löwenzahn?“ Die Kulturmesse nutzt Kamphuis auch zum Austausch mit anderen. Das ist ein schönes Netzwerk, das in Poll entstehe.

Und das scheint ein voller Erfolg zu sein. Die Kulturmesse ist auf 24 Stunden ausgelegt gewesen. Nur das Bühnenprogramm sollte in der Nacht pausieren. Doch die Begeisterung sei so groß gewesen, dass zum Beispiel die Live-Musik bis 4 Uhr in der Nacht ging, sagt Jo Hagen, der eine Nachtwächterführung durch Poll geleitet und satirische Kurzgeschichten vorgelesen hat. Dass die Resonanz so groß gewesen ist, freut die Veranstalter. „Das ist einfach toll. Ich denke, das war nicht die letzte Veranstaltung dieser Art“, sagt Jo Hagen augenzwinkernd.

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