Spazieren mit allen SinnenHeilsame „Bade“-Erfahrungen in Porz-Eil

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Den Wald intensiv zu spüren, gehört zu Hermann Schmidts Waldbade-Programm.

Den Wald intensiv zu spüren, gehört zu Hermann Schmidts Waldbade-Programm.

  • Hermann Schmidt bietet Waldbaden in verschiedenen Kursen jetzt in den Wäldern um Gut Leidenhausen an.
  • Mit allen Sinnen ins Reich der Bäume einzutauchen, hat seiner Erfahrung nach schnell sichtbare Effekte.
  • So soll Besuchern Erholung durch Wald-Erfahrung mit allen Sinnen ermöglicht werden.

Porz-Eil – Flirrendes Licht, das durchs Blätterdach der alten Buchen fällt. Ein leises Knacken, Sirren und Summen, das von der Lebensfülle auf jedem Quadratzentimeter Humus zeugt. Der würzige Duft nach sonnenwarmem Grün und Waldboden. Das ist der Empfang, den der Wald jedem Gast schon beim ersten Betreten bereitet. Augen, Ohren, Nase werden beschenkt und schon nach kurzer Zeit breitet sich ein Gefühl von Ruhe und Entspannung aus. Diese Empfindung bewusst wahrzunehmen und messbare positive Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu nutzen ist das Prinzip des Waldbadens.

In Japan schon seit den 1980er Jahren verbreitet und von Ärzten als Therapie für stressgeplagte Zeitgenossen verschrieben, wird die heilsame Nutzung der natürlichen Ressource jetzt auch hier populär. Hermann Schmidt, der als Waldguide und -pädagoge viel Erfahrung hat, bietet Waldbaden in verschiedenen Kursen jetzt in den Wäldern um Gut Leidenhausen an.

Alle Sinne involviert

Mit allen Sinnen einzutauchen ins Reich der Bäume hat seiner Erfahrung nach nicht nur schnell sichtbare Effekte bei den Teilnehmern, deren Mimik bereits nach kurzer Zeit Entspannung signalisiert. Schmidt verweist auf den japanischen Forscher Professor Qing Li, der in Studien ermittelt hat, wie regelmäßiger aufmerksamer Aufenthalt im Wald das Immunsystem stärkt. Die Zahl weißer Blutkörperchen, die von Krankheitserregern befallene Zellen iim menschlichen Organismus bekämpfen, steigt deutlich.

In der Hängematte lässt sich ein Perspektivwechsel genießen.

In der Hängematte lässt sich ein Perspektivwechsel genießen.

Qing Lis Forschung und spätere Studien weisen nach, dass auch Menschen auf die besonderen chemischen Botenstoffe reagieren, mit denen sich die Bäume im Wald austauschen. Mit diesen Terpenen unterstützen die Bäume sich, Schutzstoffe gegen Krankheitserreger zu aktivieren. Auch Menschen reagieren auf die Terpene. Forscher der Universität Exeter empfehlen zum Stressabbau wöchentlich mindestens zwei Stunden achtsam im Wald zu verbringen.

Das kann man lernen: Die Waldbade-Angebote auf Gut Leidenhausen bietet Hermann Schmidt an, um Besuchern Erholung durch Wald-Erfahrung mit allen Sinnen zu ermöglichen. Er lädt dazu ein, die Vielfalt wahrzunehmen, Bäume kennenzulernen und zu erleben. Sich selbst können die Waldbadegäste in einer grünen, Schutz bietenden Atmosphäre neu spüren.

Spiritualität entscheidend

„Viele Teilnehmer fragen als erstes ein bisschen spöttisch, ob sie hier etwa Bäume umarmen sollen“, sagt Schmidt. „Aber das ist nicht das Ziel“. Tatsächlich geht das sogenannte Tree-Hugging, das in den USA verbreitet ist, deutlich mehr ins Spirituelle. Beim Waldbaden hingegen wird ein ruhiger Waldspaziergang mit ausgewählten Achtsamkeitsübungen angeboten. Mal aktiv, mal in Ruhe wird der Wald mit allen fünf Sinnen wahrgenommen. Lautlos gehen, sich in einer Hängematte ausruhen und dabei die Perspektive wechseln, Details an Bäumen in aller Ruhe betrachten und diese Eindrücke festzuhalten– das sind Bestandteile des Bades. Die kühle, glatte Rinde einer Buche oder die raue, warme Borke einer Eiche zu ertasten kann zu den Achtsamkeitsübungen gehören. „Bei nicht wenigen Teilnehmern löst die ruhige Wahrnehmung beim Waldbad die Wiederentdeckung verschütteter Gefühle aus“, berichtet Schmidt.

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Hermann Schmidt selbst hat einen langen Weg beschritten, ehe er vielfach zertifizierter Wald- und Umweltpädagoge und Gesundheitswanderführer wurde. Er war international beruflich erfolgreich in der Wirtschaft tätig, zuletzt beim Deutschen Unternehmerverband, als ihm sein Körper signalisierte, es sei Zeit zum Innehalten. Über das Pilgern kam er zum Wandern, übers Wandern in die Natur- und Waldbildung. Beim Austausch mit dem japanischen Forscher Qing Li vertiefte er sein Therapie- und Waldbade-Kenntnisse. Als Sprecher des Arbeitskreises Waldpädagogik hat er Kontakt zur Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und bietet seit diesem Sommer Stressabbau-Kurse im Wald an jedem 1. Freitag im Monat und Waldbadetage für Familien an jedem 1. Sonntag im Monat auf Gut Leidenhausen an.

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