Projekt ViaduktHilfe für obdachlose Kölner bei der Wohnungsuche

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Sozialarbeiterin Aniko Reusche im Beratungsgespräch mit Raimund S.

Sozialarbeiterin Aniko Reusche im Beratungsgespräch mit Raimund S.

Köln – Viele Menschen suchen häufig erfolglos eine Mietwohnung, so angespannt ist der Markt in Köln. Wie soll es da erst obdachlosen Menschen ergehen? Das Projekt „Viadukt“, vor einem Jahr ins Leben gerufen, will hier Abhilfe schaffen – und tut es mit Erfolg.

Davon profitieren nicht nur Obdachlose, sondern durchaus auch die Vermieter, wie Hendrik Loll bestätigen kann. Der Immobilienbesitzer hat bisher elf Wohnungen über das Projekt vermietet und zeigt sich vollauf zufrieden. „Es ist, als hätte ich einen Makler“, resümiert er seine Erfahrung, „alles wird vom Team übernommen“, von der Vermittlung geeigneter Mieter über die Begleitung bei der Besichtigung des Wohnraums bis zur Sicherstellung, dass regelmäßig Miete gezahlt wird. „Ich muss eigentlich nur per Post den Schlüssel hinschicken“, sagt Loll.

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„Viadukt“ wird getragen vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), dem Diakonischen Werk Köln und dem Sozialdienst Katholischer Männer (SKM), die mit der Stadt kooperieren. Gefördert wir das Projekt im Rahmen eines Aktionsprogramms des Landes NRW gegen Wohnungslosigkeit. Das Team setzt sich zusammen aus einer Sozialarbeiterin und zwei Immobilienkaufleuten. Dass das Projekt im ersten Jahr nach Anlaufschwierigkeiten ein „Riesenerfolg“ geworden sei, verdanke sich vor allem dem Umstand, dass sich das Wohnungsunternehmen LEG Immobilien AG für die Zusammenarbeit gewinnen ließ, sagt Markus Kühn vom SKM. Bisher wurden 108 Wohnungen vermittelt, 116 frühere Obdachlose und 42 Kinder konnten einziehen.

Dennoch mangelt es weiterhin an der Bereitschaft privater Immobilienbesitzer, ihre Wohnungen zur Verfügung zu stellen. „Viele haben Berührungsängste“, sagt Anke Patt vom SKM. „Wir wollen dazu ermutigen, dass sich weitere Vermieter trauen.“ Also dem Beispiel von Hendrik Loll folgen, der offen sagt, er habe auch einen finanziellen Vorteil davon: weil er die Maklerprovision spare, die nach einem Gesetz aus dem Jahr 2015 nicht an den Mieter weitergegeben werden darf. „Das Projekt ist die perfekte Alternative.“

Die „Viadukt“-Mitarbeiter achten darauf, dass die Mieter bestimmte Voraussetzungen erfüllen; diese müssen bestimmten Förderbedingungen genügen, fähig und willens sein, eigenständig einen Haushalt zu führen und alltagspraktische Dinge zu erledigen. Allein auf der Warteliste der Einzelpersonen stehen die Namen von 40 Leuten; dazu kommen etliche Familien. Zu denen, die von der besonderen Art der Wohnungsvermittlung profitiert haben, zählt Raimund S. Der 58-Jährige geriet nach vielen Jahren, die er im Ausland verbracht hatte, in Not. Im Januar 2017 meldete er sich in Köln obdachlos; immer wieder klapperte er Wohnungsgesellschaften ab, vergebens. Dann half ihm „Viadukt“. Seit sechs Monaten hat er eine Wohnung in Höhenhaus. „Da fühle ich mich wohl. Es gibt sehr viel Licht, und ich kann den Himmel sehen.“ Dank einem weiteren Hilfsprojekt hat er auch wieder eine Beschäftigung.

Kontakt: Viadukt – Wohnraumvermittlung c/o SKM Köln, Große Telegraphenstr. 31, ☎ 0221/2074-235

www.skm-koeln.de/viadukt-

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