Razzia in KölnPolizei deckt Fahrrad-Hehler-Ring auf

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Bei Durchsuchungen in Poll stellten Polizisten 14 Fahrräder sicher.

Bei Durchsuchungen in Poll stellten Polizisten 14 Fahrräder sicher.

Köln – In der Wohnsiedlung in Poll standen am Dienstagmorgen 14 Fahrräder – manche auf der Wiese, andere in Fahrradständern, ein weiteres Rad war in einem Pferdetransporter versteckt. Zivile Ermittler und Bereitschaftspolizisten sammelten die Räder ein. Die Ermittler vermuten, dass es sich um Diebesgut handelt. Polizisten durchkämmten drei Wohnungen mutmaßlicher Fahrradhehler in der Flüchtlingsunterkunft am Poller Holzweg.

Zeitgleich fanden am Dienstagmorgen Durchsuchungen in vier weiteren Wohnungen in Raderberg, Ehrenfeld, Merheim und Dellbrück statt. In Raderberg stellten die Ermittler 15 Fahrräder sicher. Außerdem wurde ein Mobiltelefon als Beweismaterial beschlagnahmt.

Razzia 1

Ein Polizei-Lkw mit sichergestellten Fahrrädern in Poll.

Unabhängig voneinander sollen die zwischen 17 und 29 Jahre alten Männer gestohlene Räder an einen 49-jährigen Polen verkauft haben. Der fuhr nach aktuellem Ermittlungsstand mindestens seit 2017 regelmäßig an den Wochenenden mit einem Transporter nach Köln, um vorbestellte Fahrräder bei verschiedenen Zwischenhehlern zu kaufen und in sein Heimatland zu bringen. „Es wird deutlich, dass auch hinter Fahrraddiebstahl Strukturen stecken, die bis ins Ausland gehen“, sagte Jürgen Haese, Leiter der Ermittlungsgruppe Fahrrad. Der Diebstahl von Fahrrädern sei eben kein „Kavaliersdelikt“.

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Polizisten untersuchten bei der Razzia die Gestellnummern der Räder.

Noch vor Ort wurden die Rahmennummern kontrolliert – zwei Räder konnten dadurch den eigentlichen Besitzern zugeordnet werden. Für weitere Ermittlungen wurden Fotos gemacht und die Räder mit zur Wache genommen. Dort werden sie mit als gestohlen gemeldeten Rädern abgeglichen. So geschah es auch mit den bei dem Mann aus Polen gefundenen Rädern. Ende Mai stellten Polizisten bei ihm 34 überwiegend hochwertige Modelle sicher, 16 konnten den Besitzern zugeordnet werden. Drei übergaben Mitglieder der Ermittlungsgruppe am Dienstag.

Rückgabe an Besitzer

Elke Schwab hatte vor einer Woche einen Anruf bekommen, dass ihr Fahrrad gefunden worden ist. „Es ist toll, dass es solche Erfolge gibt“, sagte sie. Schon dreimal sei ihr ein Fahrrad gestohlen worden, dieses sei das erste, das wieder zurückkomme. Schwab freute sich, weil das Rad nicht preiswert gewesen und gerade ein halbes Jahr alt gewesen sei. Den Diebstahl hatte sie online gemeldet und alle Merkmale angegeben, die sie hatte – unter anderem die Rahmennummer.

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Elke Schwab (M.) und Daniela Gulle (r.) freuen sich über die Rückgabe ihrer Fahrräder durch die Polizei. 

Über diese individuelle Kennnummer sei die Zuordnung des Rads am besten möglich. „Oft wissen die Besitzer die Rahmennummer nach dem Diebstahl aber gar nicht mehr, weil sie die Rechnung nicht mehr haben und sie nicht notiert haben“, so Dustin Hochkeppel von der EG Fahrrad.

Drei Tipps von der Polizei

Im Falle eines Diebstahls ist es besonders wichtig, die individuelle Rahmennummer zu wissen. Diese sollten sich die Besitzer notieren oder einen Fahrradpass ausfüllen – den gibt es auch digital als App. Um sich im Vorfeld vor Diebstahl zu schützen ist es wichtig, ein sicheres Schloss zu nutzen. „Bügelschlösser bereiten den Dieben die meisten Probleme“, so Jürgen Haese. Außerdem solle man immer darauf achten, das Fahrrad an einem Fahrradbügel oder -ständer anzuschließen und nicht nur abzuschließen. (hen)

Dann helfe bei der Erstattung der Anzeige auch eine möglichst detaillierte Beschreibung. Dabei sei es hilfreich, wenn das Rad außergewöhnliche Merkmale wie eine auffällige Klingel hat. „Wir sind allerdings darauf angewiesen, dass der Diebstahl gemeldet wird“, sagte Hochkeppel. Oft sei das nicht der Fall, weil die Räder nicht versichert sind und viele denken, dass sich der Aufwand dann nicht lohne.

Aufklärungsquote verdoppelt

Bei manchen Rädern beißt sich Dustin Hochkeppel an kleinen Merkmalen fest. Eines der am Dienstag übergebenen Velos hatte zum Beispiel einen Händler-Aufkleber. Dort konnte er über die Rahmennummer den Namen des Käufers erfahren, der das Rad wiederum weiterverkauft hatte. Der erste Käufer kannte den Namen des Besitzers. Als sich Hochkeppel an ihn wandte, fragte er: „Haben Sie auch das Rad meiner Mutter?“ Daniela Gulle konnte beide Räder bei der Übergabe abholen.

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Die Ermittlungsgruppe Fahrrad arbeitet von April bis Oktober mit sechs Ermittlern. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Aufklärungsquote verdoppelt worden, so Haese. Die Fallzahlen seien um 18 Prozent gesunken. In diesem Jahr seien bislang 5500 Fahrraddiebstähle angezeigt worden. „Das ist ein Rückgang von 1400 Fällen“, sagte Haese. „Wir wollen mit Zeit sowie technischen und personellen Möglichkeiten Mehrfachtäter, Strukturen und gewerbsmäßigen Handel erkennen. So ist es uns in diesem und anderen Fällen gelungen.“

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