Zwei Weltkriege und acht Bundeskanzler erlebtÄlteste Kölnerin feiert 107. Geburtstag

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Wolter überreicht Steubesand am Tisch einen Blumenstrauß.

Bürgermeister Wolter gratuliert Elisabeth Steubesand zum 107. Geburtstag.

Elisabeth Steubesand ist die älteste Bürgerin Kölns. Nun feierte sie ihren 107. Geburtstag. Sie ist nicht die einzige Einwohnerin im dreistelligen Alter.

Die Schlacht um Verdun, die Gründung von BMW und die Einführung der Sommerzeit: Diese drei Ereignisse verbindet, dass sie sich im Geburtsjahr einer ganz besonderen Bürgerin Kölns ereigneten. 1916 wurde die älteste Kölnerin, Elisabeth Steubesand, geboren. Am Freitag hat sie ihren 107. Geburtstag gefeiert.

Zur Feier des Tages in der Residenz am Dom überbrachte Bürgermeister Andreas Wolter Glückwünsche und einen Blumenstrauß im Namen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Ich danke ihr sehr“, sagte Steubesand mit einem Lächeln. Bei einem Glas Sekt vor Pressevertretern zeigte sie sich sichtlich gerührt.

Eine karierte Jacke, die sie zuvor geschenkt bekommen hatte, präsentierte sie stolz. Sie bedankte sich bei den Mitarbeitenden auf der Pflegestation  mit Keksen und einem Kuchen. Begleitet wurde Steubesand von ihrer Tochter Gisela (79) und ihrem Enkelsohn Georg (54), die die Gäste in Empfang genommen hatten.  

Elisabeth Steubesand (m.) feiert ihren 107. Geburtstag. Begleitet wurde sie von ihrer Tochter Gisela (l.) und ihrem Enkel Georg (r.).

Begleitet wurde Steubesand (m.) von ihrer Tochter Gisela und ihrem Enkel Georg.

241 Kölner sind über 100 Jahre alt

Steubesand ist nicht die einzige Einwohnerin im dreistelligen Alter: Laut einer Sprecherin der Stadt sind 241 Kölnerinnen und Kölner 100 Jahre alt oder älter (Stand: 11. Januar 2023).

Als erste Patientin hatte Steubesand 2021 im Alter von 105 Jahren im Impfzentrum Köln eine Corona-Impfung erhalten. Vor Vertretern der Bundespresse warb sie so medienwirksam für die Impfkampagne der Stadt Köln. 2022 durfte sie sich auf Einladung von Oberbürgermeisterin Reker ins Gästebuch der Stadt eintragen.

Die älteste Kölnerin wurde 1916 geboren

Das Geburtstagskind des Jahrgangs 1916 hat in ihrem Leben so einiges miterlebt: zwei Weltkriege, zwei deutsche Reiche, drei deutsche Republiken, acht Bundeskanzler, eine Bundeskanzlerin, 12 Bundespräsidenten, 17 Kölner OBs, zwei Weltwirtschaftskrisen, den Kalten Krieg, den Mauerfall und zuletzt eine Pandemie.

Die gebürtige Brühlerin wurde als zweites von vier Kindern geboren. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie bei einer Krankenversicherung in Hürth. Ihre Tochter kam 1944 im Schutzkeller eines Bonner Krankenhauses zur Welt. Nach Kriegsende half sie in der Brühler Stadtverwaltung mit, Lebensmittelkarten und die neue Währung zu verteilen. Damals sei sie „die reichste Frau Deutschlands“ gewesen, sagte sie einst.

Älteste Kölnerin lebt in der Residenz am Dom

1955 zog es Steubesand nach Köln. Dort blieb sie berufstätig und engagierte sich zudem im Karneval. In den 1960er Jahren wurde sie Mitglied in der Kölnischen Karnevalsgesellschaft (KKG), in der sie rund 25 Jahre aktiv war. Mit Freunden aus der KKG sang und dichtete sie voller Freude Lieder.

Zunächst lebte sie in Mauenheim, danach mehr als sechs Jahrzehnte lang in Sülz. Bis sie 103 Jahre alt war, wohnte sie in der 2. Etage, ohne Aufzug. Im Mai 2021 zog sie in die Residenz am Dom um.

Für die Zukunft wünscht Steubesand sich, dass sie weiter schmerzfrei leben und sich eines Tages friedlich verabschieden kann. Das aber „entscheidet der Herrgott“.

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